Kreuztal. Endlich wieder auftreten: Das Kreuztaler Publikum feiert Stefan Stoppok und Band in der Otto-Flick-Halle.
Der Kreuztaler Kulturmacher Holger Glasmachers hatte nicht zu viel versprochen, als er vor dem Auftritt von „Stoppok“ ankündigte, die Band sei „heiß wie Frittenfett“. Die erzwungene Corona-Auszeit ist auch an Stefan Stoppok und seinen Musikern nicht spurlos vorübergegangen. Um so größer seine Freude: „Es ist irre, nach einem halben Jahr wieder auf der Bühne zu stehen und vor echten Menschen zu spielen. Wir wissen nicht, ob wir das noch können.“
Schnell wird dem Publikum in der ausverkauften Otto-Flick-Halle klar, dass die Männer auf der Bühne nichts, aber auch gar nichts verlernt haben. Und das, obwohl die Band erstmals anders besetzt ist, als es die teilweise von weither angereisten Stoppok-Fans gewohnt sind: Frontmann und Namensgeber Stefan Stoppok brilliert wie immer mit seiner Saitenkunst auf einer beeindruckenden Sammlung von Gitarren und seiner unverwechselbaren Stimme. Reggie Worthy, der als junger Mann sein musikalisches Handwerk bei Ike & Tina Turner gelernt hatte, erweist sich einmal mehr als Meister der tiefen Bass-Töne. Doch Wally Ingram, einst als Percussionist mit Größen wie Sheryl Crow oder Tracy Chapman auf der Bühne, ist unabkömmlich zu Hause in den USA geblieben. Stoppok: „Er macht in Los Angeles Arbeit für die Guten.“
„Sebel“ spingt ein
Gut, dass da noch Sebel ist, eigentlich in der Band für den einzigartigen Sound der Wurlitzer Hammond-Orgel zuständig. Doch dass dieser Rockmusiker, Singer-Songwriter, Produzent, und Fotograf (Stoppok: „Er kann sogar Fliesen legen“) auch am Schlagzeug ein Großer ist, zeigt er während des gut zweistündigen Konzerts eindrücklich.
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Dieses Zusammenspiel von musikalischen Hochkarätern steht für groovenden Rock. Stoppok wechselt seine Gitarre immer wieder, passt sie dem musikalischen Charakter seiner Stücke an, die er im Laufe seiner langen Bühnenlaufbahn geschrieben hat. „Ich bin nun gerade 2 mal 30“, singt der alterslos 64-Jährige, „Versicherung und Alimente: Wenn ich die doch zahlen könnte.“
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Textsicheres Publikum
Ehrlichkeit, Offenheit und ein guter Schuss Selbstironie sind Markenzeichen der älteren Songs. Die Lieder seiner neuen CD „Jubel“, auch Namensgeber der aktuellen, in Kreuztal beginnenden Tour, sind eher nachdenklich, teilweise zornig und auch politisch.
„Lass sie rein“ ist seine Aufforderung, Flüchtlinge nicht abzuweisen, sie nicht im Mittelmeer ertrinken zu lassen. Für Country-Rock greift er zu seiner zwölfsaitigen Gitarre. Und manchmal ist auch das Publikum dabei. Beim Stoppok-Klassiker „Wir pilgern mit unserem Müll nach La Kompostella“ singt der Saal mit, und das beeindruckend textsicher. Die Masken lassen es zu.
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Reggie Worthy haut in die Bass-Saiten, als gäbe es keinen Morgen mehr, und Sebel, der eigentlich Sebastian Niehoff heißt, bearbeitet seine Schießbude wie mit einem Dampfhammer.
Ein besonderes Kompliment muss an die Organisatoren des Abends gehen, ihren Mut, das Konzert nicht abzusagen, sondern in die größere Otto-Flick-Halle zu verlegen. Zumal diese eine Bühne hat, die nicht so drohend hoch über dem Publikum „thront“ wie im Eichener Hamer. Und natürlich auch wegen der besonderen Gastfreundlichkeit: Jeder Besucher wird mit einem Freigetränk seiner Wahl begrüßt.
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