Neunkirchen. Dr. Bernhard Baumann hat in Neunkirchen eine Heimat gefunden. zum zweiten Mal stellt er sich zur Wiederwahl – ohne Gegenkandidaten.

„Die Neunkirchener Bevölkerung ist treu“, sagt Dr. Bernhard Baumann. Zum dritten Mal tritt der 46-Jährige zur Bürgermeisterwahl in der Gemeinde an, zum zweiten Mal hat er keinen Gegenkandidaten. Er ist parteilos, aber irgendwie will dieses Wort nicht so recht passen auf den Mann, der von allen Parteien in Neunkirchen unterstützt wird – und offenbar auch niemandem einen Anlass bietet, unzufrieden zu sein.

Recht und Pflicht

Das Wort Wahlkampf ist Bernhard Baumann zu martialisch. Da trifft es sich gut, dass er keinen führen muss. Wobei das natürlich so nicht stimmt. „Es ist auf jeden Fall wichtig, dass die Leute zur Wahl gehen“, sagt Bernhard Baumann. Er hofft auf ein größtmögliches Votum, dass – erneut – den Kurs bestätigt, den er vor elf Jahren mit Neunkirchen eingeschlagen hat. Außerdem gehe es ja nicht nur um ihn, sondern auch um die Ratsmitglieder. Wer nicht wählen geht, „darf dann auch nicht meckern“. Das Wahlrecht sei gleichzeitig eine Pflicht, sagt Bernhard Baumann und erinnert sich an den Bericht des ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gaucks in Siegen über dessen erste freie Wahl.

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„Den Parteien und Kandidaten wird die Möglichkeit genommen, sich persönlich zu präsentieren“, sagt er mit Blick auf die aktuelle Krise. Vieles findet digital statt, auch er hat seine Homepage erneuert. Als einziger Kandidat ist es eine schmale Gratwanderung, wie offensiv er Wahlwerbung betreibt. Zu viel Zurückhaltung könnte als Arroganz ausgelegt werden, zu viel aber auch schnell als unpassend empfunden werden. Nicht nehmen lassen hat sich Bernhard Baumann seinen Brief an die Erstwähler, die Jugend liegt ihm besonders am Herzen. Ansonsten lässt er lieber die Ergebnisse für sich sprechen.

Zur Person

Dr. Bernhard Baumann (46) wurde in Kassel geboren. Dort absolvierte er an der Verwaltungshochschule Ausbildung und Studium zum Diplom-Verwaltungswirt. Von 1994 bis 2009 arbeitete er im Regierungspräsidium Kassel und studierte parallel Wirtschaftswissenschaften an der Universität.

2009 wurde Bernhard Baumann zum ersten, 2014 zum zweiten Mal zum Bürgermeister von Neunkirchen gewählt.

Ziele und Erreichtes

Und die kann er vorweisen. Nach über zehn Jahren sind die Finanzen in Neunkirchen erstmals wieder ausgeglichen. In den vergangenen Jahren ist es dem promovierten Wirtschaftswissenschaftler sogar gelungen, mit der Gemeinde Eigenkapital aufzubauen, das gerade in der aktuellen Krise Gold wert ist. „Glück im Unglück“, nennt es Baumann. Die Ortsmitte wurde umgebaut, unter anderem gibt es ein neues Ärztezentrum. Auch hier kam Baumann seine ökonomische Expertise bei den Verhandlungen mit Investoren zugute.

In interkommunalen Vergleichen schneidet Neunkirchen gut ab. Auch beim Heimatcheck dieser Zeitung erhielt die Gemeinde gute Noten, in drei Kategorien gab es den ersten Platz, erinnert Baumann lächelnd.

Sich auf dem Erfolg auszuruhen, kommt für Baumann nicht in Frage. Der Verkehr ist ein großes Thema auf seiner Agenda: Entzerrung im Zentrum und mehr Fahrrad- und Fußverkehr. Mehr Gewerbeflächen möchte er schaffen. Und mit einer großen Umfrage herausfinden, wie die Jugendlichen sich das Leben in Zukunft in Neunkirchen vorstellen – wirklich. „Die Politik denkt oft, sie wisse es. Das läuft manchmal konträr zu den Wünschen der Jugendlichen“, sagt Bernhard Baumann. Er möchte das anders machen.

Bernhard Baumann kandidiert als parteiloser Kandidat in Neunkirchen

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    Heimat und Beruf

    Etwas anders machen wollten auch die Parteien in Neunkirchen, als sie zur Wahl 2009 einen gemeinsamen Kandidaten suchten, der gegen den damaligen Amtsinhaber und für einen Neuanfang antreten sollte. Bernhard Baumann arbeitete da gerade beim Regierungspräsidium in seiner Geburtsstadt Kassel. Nebenberuflich war er Dozent für Betriebswirtschaftslehre und in einer Unternehmensberatung.

    Die Politik habe ihn nie besonders gereizt, sagt Bernhard Baumann. Ihn interessierte, wie man eine Region entwickelt und nach vorne bringt. Und das wollte er wenn, dann so machen, wie es am besten ist, nicht wie eine Partei es will. Er sei oft angesprochen worden, lehnte aber alle Angebote ab. In Neunkirchen habe er jedoch gesehen, wie alle Parteien einen Konsens suchten, das habe ihn sofort überzeugt. So bewarb er sich in Neunkirchen – und bekam den Zuspruch. Zunächst von den Parteien, dann von den Bürgerinnen und Bürgern.

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    Mittlerweile hat er in Neunkirchen auch abseits vom Beruf – oder der Berufung, wie Bernhard Baumann es nennt – eine Heimat gefunden. Seine Frau hat er hier kennengelernt, seine Kinder wachsen hier auf. Deshalb möchte er auch nicht mehr weg. Und wenn er Neunkirchen doch mal verlässt, dann sieht das bei Bernhard Baumann so aus: Er schreibt sich an der Universität in Lüneburg ein und macht seinen Doktortitel. Wenn er liest, dann meistens Wirtschaftsthemen, gesteht er. An seiner Doktorarbeit habe er oft nachts bei einem Glas Rotwein geschrieben. Wie er all das schafft? „Sport schenkt mir einen freien Kopf, die Kinder schenken mir Kraft.“

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