Wilnsdorf. Bürgermeisterin Christa Schuppler hat noch viele Ideen für Wilnsdorf, Herausforderer Hannes Gieseler möchte Dienstleister für die Bürger werden

Seit fast elf Jahren sitzt Christa Schuppler als Bürgermeisterin im Wilnsdorfer Rathaus – und möchte dort auch bleiben. „Es ist ein wirklich toller Beruf“, sagt sie, „und ich habe noch viele Ideen.“ Knapp vier Kilometer Luftlinie entfernt sitzt Hannes Gieseler in seiner Kanzlei in Rudersdorf – und möchte der neue Bürgermeister werden. Im Rathaus herrsche eine „Elfenbeinturmmentalität“, sagt er. Das möchte er ändern.

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Das Amt des Bürgermeisters

Christa Schuppler

Christa Schuppler
Christa Schuppler © Tim Haacke

„Ich durfte zwei Wahlperioden mitgestalten. Für beide gilt: Die wirklich wichtigen Entscheidungen für die Gemeinde wurden von einer breiten Mehrheit getragen.“ Christa Schuppler ist glücklich über die Einigkeit im Rat bei substanziellen Themen. Dies sei ein wichtiges Signal für die Verwaltung und für die Bürgerinnen und Bürger. „Man darf sich auch streiten“, sagt die 55-Jährige. Wichtig sei, dabei immer, Wert auf die Sache zu legen. Nominiert wurde sie damals wie heute von der CDU, Mitglied ist sie nicht. „Ich bin parteilos und ein Verwaltungsmensch, vielleicht lege ich deshalb auch so viel Wert darauf, dass wir sachlich arbeiten“, sagt Schuppler.

Zur Person

Christa Schuppler (55) machte ihr Abitur am Gymnasium Dillenburg, machte eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten beim Lahn-Dill-Kreis und machte in Gießen einen Abschluss als Diplom-Verwaltungswirtin. Von 1991 bis 2004 war sie in der Gemeinde Burbach tätig, danach war sie bis 2009 Regionalleiterin der ARGE Siegen-Wittgenstein.

Hannes Gieseler

Der 36-Jährige möchte als Bürgermeister ein „Dienstleister für die Bürger sein“ und die Sorgen der Menschen aufnehmen. „Ich bin ein kommunikativer und offener Mensch“, sagt der Rechtsanwalt. Deshalb bekomme er viel mit – und spüre eine gewisse Unzufriedenheit bei den Leuten. „Die Menschen kommen mit ihren Bedürfnissen und Sorgen nicht durch“, sagt Gieseler mit Blick auf das Rathaus. Das sei „ein völlig verfehlter Ansatz“. Gieseler ist gemeinsamer Kandidat der SPD, der er selbst angehört, der Grünen, der Bürger für Wilnsdorf und der FDP.

Die Themen für Wilnsdorf

Hannes Gieseler

Sie habe das Sparen auf die Agenda gesetzt, sagt Hannes Gieseler über die amtierende Bürgermeisterin. Als Christa Schuppler antrat, befand sich Wilnsdorf im Nothaushalt. Dass sie den Finanzausgleich erreicht hat, rechne er ihr hoch an. Dabei sei aber zu viel auf der Strecke geblieben, zu wenig in Straßen, Schulen und Vereine investiert worden. „Viele Bereiche sind vernachlässigt worden. Das geht nicht“, sagt Hannes Gieseler.

Hannes Gieseler
Hannes Gieseler © Tim Haacke

Ein Beispiel sei der Wohnraum. „Seit fast zehn Jahren sind keine neuen Wohngebiete ausgeschrieben worden.“ Zu wenig Angebot und zu hohe Nachfrage hätten zu einer Preissteigerung geführt. Da möchte Gieseler „schnellstmöglich Abhilfe schaffen“ – mit klassischen Wohngebieten und Zweite-Reihe-Bauen. Die Ausstattung der Schulen und der Ausbau des Radwegenetzes sind weitere Aspekte, bei denen es aus Gieselers Sicht viel Nachholbedarf gibt.

Zur Person

Hannes Gieseler (36) machte sein Abitur an der Bertha-von-Suttner Gesamtschule. Er studierte Rechtswissenschaften in Gießen und absolvierte ein Referendariat am Landgericht in Dortmund und Siegen. In Wilnsdorf praktiziert er seit 6 Jahren selbstständig. Seit 2004 ist er in Wilnsdorf politisch aktiv. Seit 2011 ist er im Rat, seit 2014 Fraktionsvorsitzender der SPD.

Bei Themen, für die die Gemeinde nicht selbst zuständig und somit nicht handlungsfähig ist, wünscht er sich zumindest mehr Initiative. Beim ZWS solle Einfluss ausgeübt werden, damit der Bahnhof in Niederdielfen reaktiviert wird. Außerdem sollte jeder Ortsteil einen eigenen Kindergarten bekommen, der alle Kinder aufnehmen kann.

Christa Schuppler

Trotz der angespannten finanziellen Lage habe man immer in die wichtige Infrastruktur investiert, sagt Christa Schuppler. Auch sie möchte mehr Wohnraum schaffen und habe das auch schon getan. „Ich habe alleine drei Spatenstiche gemacht“, sagt Schuppler. Sie wolle aber auch Leerstände verhindern. Es sei ein großes Glück, dass es in Wilnsdorf annähernd keinen Leerstand gäbe, das solle so auch bleiben.

Investiert habe man auch an anderen Stellen: Die Schulen seien baulich auf Vordermann gebracht und digital besser ausgestattet worden. In Photovoltaikanlagen und E-Mobilität sei viel investiert worden. Viele Projekte wie die Neugestaltung von Dorfhäusern seien in den einzelnen Ortsteilen umgesetzt worden. 2017 habe sie eine Offensive gestartet, alle Feuerwehrhäuser überprüfen und, falls nötig, überarbeiten zu lassen. Drei wurden bereits umgebaut, für zwei Standorte sind Neubauten geplant. „Mein Motto ist: Nicht reden sondern machen“, sagt Christa Schuppler. Bei allen Projekten setze sich die Verwaltung stark dafür ein, geeignete Fördermittel zu akquirieren, womit sie großen Erfolg habe.

Bei der Kinderbetreuung sei Wilnsdorf schon außerordentlich gut aufgestellt, trotzdem mache sie „keinen Haken daran“. Zwei neue Kitas wurden von freien Trägern gebaut, die Gemeinde habe sie dabei unterstützt. „Wir helfen, wenn wir können.“ Zuletzt zum Beispiel mit einem neuen Standort.

Der Ausgleich im Wahlkampf

Mindestens zwei Gemeinsamkeiten finden sich bei Christa Schuppler und Hannes Gieseler doch. Den Wahlkampf zu Coronazeiten erleben die Bürgermeisterin und der Kandidat als besondere Herausforderung. „Es lässt sich schlecht in Worte fassen“, sagt Christa Schuppler. „Ich hätte es mir ganz anders vorgestellt“, sagt Hannes Gieseler. Auf die Frage, woher sie ihre Kraft schöpfen, antworten beide dasselbe: „die Familie“.

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