Eisern. Die nördliche Hälfte der Talbrücke Eisern wird Mitte Oktober gesprengt, ab 7. September ist darum die Straße von Eisern nach Obersdorf gesperrt.
Beide Hälften der Talbrücke Eisern werden zu Boden kippen – „wie ein Beil“, veranschaulicht Michael Neumann, Projektleiter aus der Projektgruppe A 45 von Straßen.NRW. Los geht es zunächst mit der nördlichen Seite, Fahrtrichtung Dortmund. Wegen der umfangreichen Vorbereitungen ist ab Montag, 7. September, bis voraussichtlich 2. November die darunter entlangführende L 909 auf dem Stück zwischen Eisern und Obersdorf gesperrt.
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Sprengung der Talbrücke Eisern: Die Ausgangslage
Die Sprengung in zwei Schritten ist möglich, „weil die Brücke aus zwei Brückenbauwerken besteht“, erklärt Michael Neumann. Das hat sie gemeinsam mit der Talbrücke Rälsbach – und es unterscheidet sie von der Talbrücke Rinsdorf, die ebenfalls beide durch Neubauten ersetzt werden. Der Vorteil der Eisern-Variante: Der Verkehr kann während der Maßnahmen fortlaufend weiterfließen. Erst wird der gesamte Verkehr in beide Richtungen über die südliche Hälfte geleitet, während die nördliche abgerissen und neu gebaut wird. Wenn der Neubau steht, läuft der Verkehr über diesen, während die südliche Seite gesprengt wird.
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Die Vorbereitungen zur Sprengung der Talbrücke Eisern
Dafür ist jeweils sehr viel Vorbereitung nötig. Der Bereich unter der Talbrücke Eisern ist schon als riesige Baustelle zu erkennen, Baustraßen mussten angelegt werden, um das Areal zu erschließen. Die Südseite der Brücke musste vorab ertüchtigt werden, um dem nun längerfristig deutlich höheren Verkehrsaufkommen standhalten zu können. Die Nordseite wiederum wird „geleichtert“, wie die Fachleute es nennen: Die Fahrbahndecke wird abgefräst, die Schutzplanken entfernt, ebenso die Kappen – quasi die Verblendungen an der Außenseite der Brückenbahn.
Naturschutz beachten
Bei dem Großprojekt muss der Landesbetrieb Straßen.NRW auch Naturschutzaspekte beachten.
Ein Beispiel: An den Widerlagern wurden Fledermausboxen angebracht. Die Tiere lebten in Hohlräumen in der Brücke, wurden aus diesen in die Kästen gelockt und finden dort ein neues Domizil.
Einerseits wird das 50 Meter hohe und 327 Meter lange Bauwerk dadurch leichter, was beim Sturz ins Tal positiv ins Gewicht fällt. Andererseits vermischt sich nicht sämtliches Material nach der Sprengung zu einem Trümmerhaufen. „Wir müssen die Materialien ja separieren“, erklärt Michael Neumann. „Es wird später aufgearbeitet und recycelt. Das ist gutes Baumaterial.“ Was vor der Sprengung außerdem noch passiert: Unter der Brücke werden so genannte Fallbetten angelegt, rund vier Meter hohe Aufschüttungen von Erdmaterial und „Lockergestein“, die den Aufprall der kippenden Brücke abfangen. Dafür sind rund 1000 Lkw-Ladungen Material erforderlich: 13.800 Kubikmeter.
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Talbrücke Siegen-Eisern: Die Sprengung selbst
Die Sprengung, geplant für Sonntag, 18. Oktober, ist eine „Fallrichtungssprengung“. „Es ist ähnlich wie beim Baum fällen“, sagt der Projektleiter. Jeder der fünf Pfeiler bekommt ein „Sprengmaul“, eine Kerbe knapp oberhalb des Bodens, die die Standfestigkeit schwächt und die Fallrichtung beeinflusst. Bei der Sprengung kippt das nördliche Brückenbauwerk dann nach außen talwärts – anders als die Rälsbach-Brücke, die in sich zusammenstürzte. „Wir werden sie kontrolliert fallen lassen“, sagt Michael Neumann.
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Für die Sprengung wird die A 45 in diesem Bereich für voraussichtlich drei bis vier Stunden gesperrt. Die berechnete Aufprallerschütterung hat ergeben, dass Erschütterungsschäden bei der anderen Brückenhälfte sowie bei jedweder sonstigen Bebauung in der Umgebung „sicher ausgeschlossen werden können“, wie der Landesbetrieb mitteilt. Dem sich durch das Tal schlängelnden Bach droht ebenfalls kein Ungemach: Er wird im betroffenen Bereich vorübergehend verrohrt.
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Die nächsten Schritte zum Neubau der Talbrücke Eisern
Wenn die Brücke planmäßig daniederliegt, wird das Material zerkleinert und abtransportiert und der Bau der Nachfolgerin kann beginnen. Wenn diese steht, wiederholt sich das Ganze mit der Südhälfte. Abgeschlossen sein soll die Gesamtmaßnahme im Jahr 2024. Die Kosten liegen nach momentanem Stand bei 44 Millionen Euro.
Die Sperrung zwischen Eisern und Obersdorf
Der unter der Talbrücke Eisern verlaufende Abschnitt der L 909 ist ab Montagfrüh gesperrt, die Umleitungen sind ausgeschildert. „Wir haben da eine gute Lösung gefunden“, sagt Michael Neumann. Die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd haben entsprechende Vorkehrungen für den Schulbusverkehr getroffen.
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