Hilchenbach. Die Corona-Pandemie hat die schwierige Lage des Hilchenbacher Maschinenbauunternehmens entscheidend verschärft.

Hiobsbotschaft für die Belegschaft von Hilma-Römheld: Das Unternehmen hat am Mittwoch einen drastischen Stellenabbau in Hilchenbach angekündigt. Die Firma werde neu ausgerichtet. „Damit konzentrieren wir uns insbesondere auf Entwicklung und Vertrieb“, heißt es in der Mitteilung, „der Wegfall der übrigen Funktionen bedeutet, dass der überwiegende Teil der Arbeitsplätze nicht erhalten werden kann.“

Zuletzt noch 85 Beschäftigte

Wie viele Arbeitsplätze betroffen sind, hat das Unternehmen auf Nachfrage bisher nicht mitgeteilt. In Veröffentlichungen aus diesem Jahr wird die Zahl von rund 100 Beschäftigten genannt, nach Informationen dieser Zeitung sollen es zuletzt noch 85 gewesen sein. „Wir werden zusammen mit dem Betriebsrat versuchen, das Bestmögliche für Mitarbeiter und Region in dieser Situation zu erreichen“, erklärt Geschäftsführer Hans-Joachim Molka in einem Schreiben an diese Zeitung.

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Hilma-Römheld werde sich „auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren“. Das werde zu „deutlich weniger Stellen“ führen. Dies sei notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens für die Zukunft zu sichern.

Automobilzulieferer: Absatzrückgang wegen Elektromotoren

Strukturelle Veränderungen in der Automobilindustrie wirkten sich auf die Hilma-Römheld aus Der Markt für Werkstückspanntechnik habe sich stark verändert. Bei der Herstellung von Elektromotoren ist weniger Zerspanung notwendig. Hinzu komme eine „massive Verschärfung des Wettbewerbs“ und daraus folgend „enormer Preisdruck“.

„Als Premiumanbieter in der stationären Spanntechnik sind wir von diesen Entwicklungen in besonderem Maße betroffen“, berichtet das Unternehmen. Das reduzierte Geschäftsvolumen könne die bestehenden Fixkosten des Standortes bei Weitem nicht mehr decken. „Die Kostenstruktur des Standortes ist nicht wettbewerbsfähig.“ Zusätzlich müssten „weitere erhebliche strukturelle Anpassungen der Gebäude und der Liegenschaft“ vorgenommen werden.

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Corona: Keine kurzfristige Erholung absehbar

Die Situation verschärfe sich durch die Covid-19-Pandemie. Durch temporäre Schließungen der Produktionsbereiche in der Automobilindustrie sowie das stark rückläufige Konsumverhalten sei die Produktion und damit der Absatz im Maschinenbau, zu dem die Spanntechnik gehört, stark eingebrochen. „Diese fehlenden Umsätze können wir nicht aufholen“, stellt die Hilma-Römheld-Geschäftsführung fest. Wirtschaftsexperten gingen davon aus, dass es keine kurzfristige Erholung gibt. „Das zwingt uns zum Handeln.“

Der Abbau von Überstunden und Urlaub, Ausgleich der Freizeit-Konten, Personalabbau durch ein Freiwilligenprogramm sowie die Beantragung von Kurzarbeit hätten nicht ausgereicht.

Ein Aufschub der Maßnahmen würde die Standortproblematik nur verschärfen, heißt es schließlich. Das Unternehmen habe das Ziel. die Position als Premiumanbieter auszubauen und nachhaltig zu stärken. „Hilma-Römheld auf die Kernkompetenzen neu auszurichten, sehen wir als wichtigen und notwendigen Schritt für die Zukunft. Wir handeln dabei in voller Verantwortung für unser gesamtes Unternehmen.“

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Vor zwei Jahren noch optimistisch

Noch vor zwei Jahren hatte das Maschinenbauunternehmen, das Spannsysteme wie zum Beispiel Schraubstöcke herstellt, Zuversicht ausgestrahlt und über ein vier Millionen Euro schweres Investitionsprogramm berichtet. Damit bekenne sich das Mutterunternehmen Römheld aus Laubach bei Gießen klar zum Standort im Siegerland, hieß es damals in der Pressemitteilung. Neue Produkte zielten auf die Herstellung von Windkraftanlagen. Eine neue Tochtergesellschaft („Römheld Rivi“), ebenfalls in Hilchenbach angesiedelt, konzentrierte sich auf die moderne Magnetspanntechnik. 2018 berichtete das Unternehmen noch von einer Belegschaftsgröße von mehr als 130 Beschäftigten.

Hilma wurde 1947 gegründet

Das Unternehmen Römheld geht auf eine Hüttengründung im Jahr 1707 zurück. 1991 kam die Hilma, die 1947 gegründet wurde, zu der Unternehmensgruppe hinzu. Seitdem firmiert der Standort in der Schützenstraße als Hilma-Römheld.

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