Mit der Parkplatzsituation in Siegen sind viele Menschen unzufrieden. Die Politik plädiert für differenziertere Sicht – und für ein Umdenken.
Im Frühjahr haben Leserinnen und Leser dieser Zeitung den Heimat-Check gemacht und ihrer Stadt ein Zeugnis ausgestellt. Wir haben die lokale Politik mit den Ergebnissen konfrontiert und um Stellungnahmen gebeten – diesmal geht es um Parken in Siegen. Mit Ausnahme der AfD haben alle Ratsfraktionen geantwortet.
Gut ist die Parkplatzsituation aus Sicht der Heimat-Check-Teilnehmer nirgendwo im Siegerland: Die beste Durchschnittsnote bekommt Freudenberg mit 3,04 – die schlechteste Siegen mit 3,49. Wobei Debatten zu diesem Thema in der Kreisstadt seit jeher recht emotional geführt werden: Selbst gegen den Abriss der Siegplatte, anerkanntermaßen eine Bausünde, regte sich Widerstand. Doch was fehlt tatsächlich? Was ist gut – und was müsste sich dringend ändern?
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Jens Kamieth, CDU: Objektiv betrachtet gibt es ausreichend Parkraum
Hier wird, wie an anderer Stelle des Heimatchecks auch, deutlich, dass Siegen eine Großstadt mitten im ländlichen Raum ist. Denn objektiv betrachtet gibt es ausreichend Parkraum. Dieser ist aber bewirtschaftet, was die Menschen aus dem Umland nicht kennen. Doch in Bezug zu anderen Städten unserer Größenordnung ist das Parken sehr günstig. Die Note kann ich daher als Gefühl verstehen, tatsächlich zutreffend und objektivierbar ist sie aus meiner Sicht nicht. Wir müssen mit den Menschen, die in Siegen parken, ins Gespräch kommen. Was fehlt den Menschen? Wie empfinden sie das Thema Parken in Siegen in all seinen Facetten? Außerdem wünsche ich mir mehr Stellplatzangebote für Fahrräder, wo diese auch sicher abgestellt werden können.
Detlef Rujanski, SPD: Verkehrsberuhigung von Kochs Ecke bis Reichwalds Ecke
Anstatt den Fokus allein auf den KFZ-Verkehr zu richten, will die Siegener SPD den Umweltverbund aus ÖPNV, Fuß- und Radverkehr fördern (zusätzliche Busspuren, Vorrangschaltungen an Ampeln für den ÖPNV, mehr Radwege, E-Bike-Verleihsystem, etc.). Unser Ziel ist, dass die Innenstadt von Kochs Ecke bis Reichwalds Ecke verkehrsberuhigt wird. Um dies zu erreichen, muss der Durchgangsverkehr um die Innenstadt herum geleitet werden. Wir setzen uns daher für den Bau eines Tunnels durch den Siegberg ein. Wenn die Universität in die Innenstadt zieht, wird weiterer Parkraum benötigt. Wir unterstützen daher das Vorhaben, dass an der Siegerlandhalle und im Bereich Sieghütte zwei neue Parkhäuser entstehen sollen.
Michael Groß, Grüne: Alternativen zum Autoverkehr in der Innenstadt schaffen
Parkplätze sind immer ein strittiges Thema. Objektiv gibt es nur wenige Tage im Jahr, an denen Siegens Parkhäuser und Parkflächen ausgebucht sind. Wir wollen die Alternativen zum Autoverkehr in der Innenstadt verbessern, damit mehr Menschen bereit sind, ihr Auto stehenzulassen:
1. ein funktionierendes Radwegenetz schaffen, auf den Hauptachsen und zwischen den Ortsteilen;
2. günstige Bus- und Bahntickets mit kurzer Taktung;
3. Car- und Bike-Sharingangebote fördern.
Wir wollen den motorisierten Individualverkehr in der Innenstadt reduzieren und so die Aufenthaltsqualität verbessern.
Hans Günter Bertelmann, UWG: Besserer ÖPNV – und das Fahrrad als wichtig anerkennen
Wir wollen den Park-Such-Verkehr in der Innenstadt vermeiden. Hierfür müssen Parkhäuser beispielsweise an der Siegerlandhalle und in Weidenau erweitert beziehungsweise neu errichtet werden. Um dieses Angebot attraktiv zu gestalten, sind kostenlose Shuttle-Busse in die Innenstadt ein wichtiger Baustein. Darüber hinaus ist die Sicherstellung und Weiterentwicklung des ÖPNV von großer Bedeutung. Hierfür fordern wir den Ausbau weiterer Busspuren, eine intelligente Ampelschaltung, ein dynamisches Verkehrsleitsystem sowie die Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets. Außerdem muss endlich das Fahrrad als wichtiges Verkehrsmittel anerkannt werden, Fahrradwege dürfen nicht mehr nur als kombinierte Fuß- und Radwege ausgewiesen werden.
Klaus Volker Walter, FDP: Wer auf das Auto verzichten will, soll Angebote bekommen
Siegen ist eine Berg- und Talstadt – da geht es nicht ohne das Auto. Unsere Leitlinie ist: Wer auf sein Auto verzichten will, der sollte Angebote bekommen. Wir können aber niemandem verbieten, sein Auto zu benutzen, wenn er darauf angewiesen ist. Wir sollten eher dort ansetzen, wo Autos 99 Prozent ihrer Zeit stehen. Entlastung würden zum Beispiel ein Parkhaus Siegberg, mit Andienung an die Oberstadt, sowie ein Parkhaus Siegerlandhalle mit Pendelverkehr in die Innenstadt bringen.
Silke Schneider, Die Linke: Gute Situation im Vergleich zu anderen Großstädten
Die Haltung der Bürgerinnen und Bürger bezüglich der Parkplätze können wir so nicht teilen. Gerade in Siegen sind doch das Angebot und der Preis recht komfortabel. Vergleicht man Siegen mit anderen Großstädten in NRW, kommt Siegen hierbei doch recht gut weg. Was zu bemängeln ist, sind die Größe der Parkboxen und das fehlende Angebot von sicheren, wettergeschützten Abstellplätzen für Fahrräder. Diesbezüglich werden wir an der KAG dranbleiben, damit sie in ihrem Angebot solche Stellplätze schafft. Bezüglich des Autoverkehrs ist unser Ziel, diesen in der Innenstadt zu reduzieren.
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