Als Einkaufsstadt bekommt Hilchenbach schlechte Noten. Das sagt die Politik dazu.

Im Frühjahr haben Leserinnen und Leser dieser Zeitung den Heimat-Check gemacht und ihrer Stadt ein Zeugnis ausgestellt. Wir haben die lokale Politik mit den Ergebnissen konfrontiert und Parteien, Wählergemeinschaften und Ratsfraktionen um Stellungnahmen gebeten.

Beim Thema Einkaufen schnitt Hilchenbach mit der Durchschnittsnote 3,02 am schlechtesten ab. Das deckt sich mit den Zahlen: Aus keiner Stadt im Kreisgebiet fließt so viel Kaufkraft in Nachbarstädte ab wie aus Hilchenbach. Wird die Neueröffnung von Rewe und Rossmann in der Herrenwiese eine Wende bringen? Welche Chancen bietet die Neugestaltung des Marktplatzes? Was muss im Gerberpark-Einkaufszentrum passieren, in dem es nach dem Auszug von Aldi und Rewe keine großen Märkte mehr gibt?

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Martin Debus, SPD: Durchaus geschätztes Angebot an Fachgeschäften

Die SPD Hilchenbach hat maßgeblich und initiativ die Neuansiedlung des Rewe-Marktes und der Drogerie Rossmann betrieben. Dies ist ein Aspekt, der angesichts der Fehlplanung und Stagnation des Gerberparks zu einer beachtlichen neuen Qualität geführt hat, was natürlich nicht das gesamte Spektrum denkbarer Sortimentsangebote abdeckt. Zudem werden gerade in Umfragen oft als Defizit empfundene Wünsche artikuliert, die allerdings durch das real praktizierte Verhalten konterkariert werden. Wer das fehlende Textilgeschäft beklagt, würde dort noch lange nicht selbst einkaufen. Im Übrigen weist Hilchenbach ein durchaus geschätztes Angebot an respektablen einzelnen Fachgeschäften auf.

André Jung, CDU: Einzelhandel bestmöglich unterstützen

In 2019 hat in Hilchenbach das neue Einkaufszentrum mit einem neuen und modernen ReweMarkt sowie einem Rossmann- Drogeriemarkt eröffnet. Besonders ein breit aufgestellter Drogeriemarkt fehlte in unserer Stadt. Ziel muss ein sein, die bestehenden und engagierten Einzelhändler bestmöglich zu unterstützen und weitere Anreize zu schaffen, damit sich die Einkaufsmöglichkeiten weiter verbessern. Die Stadt muss sich als Partner der örtlichen Geschäftswelt verstehen und eine aktivere Wirtschaftsförderung betreiben, die in den Geschäften stattfindet und nicht vom Schreibtisch aus betrieben wird. Die Vermarktung von regionalen Erzeugnissen stellt für uns als CDU darüber hinaus ein wichtiges Handlungsfeld dar.

Andreas Bolduan, UWG: Bürger sollten in Hilchenbach einkaufen

Einzelhandel und Einkaufsmöglichkeiten sind in Hilchenbach wichtig. Und umstritten. Was für den Einen toll ist, bedeutet mitunter eine Katastrophe für den Anderen. Wie können wir da objektiv agieren? Die Kluft zwischen Kapitalismus und Planwirtschaft können wir nur schwerlich ignorieren. Wir müssen den Dialog zwischen Händlern und Verwaltung auf eine zielgerichtete Basis bringen. Die Verwaltung muss unsere Händler unterstützen. Unsere Bürger sollten das ebenfalls tun. Es muss bei den Bewohnern das Bewusstsein gestärkt werden, bevorzugt in Hilchenbach einzukaufen. Spätestens die Pandemie sollte uns beigebracht haben, wie wichtig es ist, lokal stark zu sein und nicht in die Ferne zu schweifen.

Dr. Peter Neuhaus, Grüne: Shoppen und Schlendern verbinden

Die kritische Bewertung ist nachzuvollziehen, weil derzeit ein ganzes Einkaufszentrum nahezu ausgestorben ist. Während die einen auf weitere große Billigangebote setzen, plädieren wir Grüne für kleine, feine, regional ansässige Anbieter*innen und wollen Shoppen und Schlendern miteinander verknüpfen, so dass aus dem Gerberpark wieder ein überdachter Marktplatz wird, wo eingekauft werden kann, aber wo man auch wieder Kaffee trinkt und die Kinder indoor spielen können. Auch die Aufenthaltsqualität am Marktplatz ist deutlich zu verbessern, so dass die Menschen dort gern verweilen und dann auch dort einkaufen und die hervorragende Gastronomie in Anspruch nehmen, bevor sie zufrieden nach Hause gehen.

Christoph Rothenberg, FDP: Hilchenbacher Marktpotenzial ließe sich besser nutzen

Die Hilchenbacher Einkaufslandschaft hat einige Sortimentslücken, diese Einschätzung teilt die FDP mit vielen Bürgern. Einzelhandel kann aber nur dort dauerhaft existieren, wo er auf einem auskömmlichen Umsatz basiert. Viele Bürger in den westlichen Ortsteilen orientieren sich zur Deckung ihrer Bedarfe Richtung Kreuztal, während die Lützeler eher zum Einkauf ins nahegelegene Erndtebrück fahren. Für die Hilchenbacher Kernstadt mit den umliegenden Dörfern bleibt dadurch nur ein eingeschränktes Marktpotenzial, welches sich aber durch kleinere Filialbetriebe (z.B. im Bereich Mode, Sportartikel, Feinkost etc.) besser nutzen ließe. Hier wir die FDP ein aktiveres Werben um solche Betriebe einfordern.

Sven Wengenroth, Linke: Einkaufszentrum Gerberpark gehört in städtische Hand

Eine in Dahlbruch lebende Familie wird die Einkaufssituation ganz anders betrachten als eine in Helberhausen lebende Familie. Unterm Strich denken wir das die Einkaufssituation akzeptabel ist. Man darf nicht vergessen, dasa wir nie die gleiche Vielfalt haben werden wie das Oberzentrum Siegen. Aber wir haben alles, was wir brauchen. Der Gerberpark stellt uns noch vor ein Problem, aber könnte ein geniales Projekt für Direktvermarkter, Unverpacktläden oder Bio- und Hofläden werden. Der Wochenmarkt bedarf einer neuen Konzeption. Wir sehen auch dringend Handlungsbedarf bei dem Gebäudekomplex des Gerberparks. Er gehört in städtische Hand. Nur als Eigentümer kann ich konkret entwickeln und entscheiden.

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