Nach dem Heimat-Check die Konfrontation: Was sagt die Politik zum Urteil unserer Leserinnen und Leser?
.
Im Frühjahr haben Leserinnen und Leser dieser Zeitung den Heimat-Check gemacht und ihrer Stadt ein Zeugnis ausgestellt. Wir haben die lokale Politik mit den Ergebnissen konfrontiert und Parteien, Wählergemeinschaften und Ratsfraktionen um Stellungnahmen gebeten, die wir in den nächsten Wochen veröffentlichen – auch als Beitrag zur Meinungsbildung vor der Kommunalwahl am 13. September.
Die Leistung von Politik und Verwaltung war eines von insgesamt 15 Themen, die wir angesprochen haben. Im Siegerland haben rund 1200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die mäßige Durchschnittsnote 3,0 vergeben, Hilchenbach schnitt mit 3,55 am schlechtesten ab. Woran liegt das? Am gereizten Klima in der Politik, an der Leistung der Verwaltung? Was kann man besser machen?
Auch interessant
Martin Debus, SPD: Moderne Verwaltung sollte immer ansprechbar sein
Die SPD Hilchenbach ist sich sicher, dass die im Ergebnis negative Bewertung zu Politik und Verwaltung sich in der nächsten Legislaturperiode dann entscheidend verbessert, wenn unsere Fraktion mit der nötigen Mandatsstärke ausgestattet wird, mit der sie sich im Rat entscheidend durchsetzen kann und eine neue Verwaltungsspitze unter Kyrillos Kaioglidis zur Wirkung kommt. Dabei gilt:Eine moderne Stadtverwaltung sollte immer ansprechbar sein. Wir möchten eine serviceorientierte Verwaltung haben, die ihre Entscheidungen offen kommuniziert. Wir möchten eine moderne und dynamische Verwaltung. Hierbei ist der Prozess der Digitalisierung zwingend notwendig und sollte auch in unserer Verwaltung schnelleren Einzug finden.
André Jung, CDU: Bürger müssen sich wieder besser vertreten fühlen
Teile der Hilchenbacher Politik haben sich in der Vergangenheit in der Tat mit Angelegenheiten beschäftigt, die mit der originären Ratsarbeit wenig zu tun hatten. Das politische Miteinander und die Zusammenarbeit mit der Verwaltung haben darunter stellenweise gelitten. Der Fokus der Ratsarbeit muss in den nächsten Jahren wieder mehr auf die wichtigen Themen und die Zukunft unserer Stadt gerichtet werden. Eine sachgerechte Diskussion sowie ein faires Miteinander sollten die Arbeit des Rates leiten. Die Bürgerinnen und Bürger, die Vereine und Institutionen unserer schönen Stadt müssen sich wieder besser vertreten fühlen. Die komplexen Herausforderungen unserer Zeit werden wir nur gemeinsam gelöst bekommen.
Andreas Bolduan, UWG: Wir müssen mehr miteinander denken und handeln
Die Verwaltung in Hilchenbach lässt offensichtlich zu wünschen übrig. Es gibt viele gute Leute in der Verwaltung – und trotzdem sind die Menschen unzufrieden. Warum? Diese Frage wollen, ja müssen wir beantworten. Dabei geht es nicht um Schuldzuweisungen, sondern um Ursachenfindung. Nur im Dialog können wir etwas verbessern. Hilchenbachs Politik wird oft als „Haifischbecken“ bezeichnet. Interessanterweise auch von Beteiligten. Muss das sein? Nein. Auch hier ist Kommunikation ein Zauberwort. Wir sitzen alle im gleichen Boot beziehungsweise in der gleichen Kommune und haben demnach das gleiche Ziel: eine lebenswerte Heimat. Wir müssen also mehr miteinander denken und handeln.
Dr. Peter Neuhaus, Grüne: Demokratie ist kein Kaffeekränzchen
Politik und Verwaltung kann man nicht in einem Atemzug bewerten, auch wenn man als Politiker*in immer wieder hört: „Ihr da von der Stadt…!“, womit dann aber in der Regel die Verwaltung gemeint ist. Da haperte es zuweilen an einer guten Kommunikation und bürgerfreundlichen Beantwortung von Anliegen. Das geht gar nicht! Verwaltungshandeln muss sich konsequent als Dienstleistung verstehen. Politik in Hilchenbach hat eine andere Aufgabe: Hier ereignen sich die Debatten über den besten Weg in die Zukunft unserer Stadt. Diese Diskussionen werden bei uns zuweilen heftig ausgetragen. Das gefällt nicht jedem. Aber Demokratie ist kein Kaffeekränzchen, sondern bedeutet Streiten mit friedlichen Mitteln.
Christoph Rothenberg, FDP: Zusammenarbeit ließ zu wünschen übrig
Der Eindruck einer gewissen Trägheit der Politik kann auch dadurch entstehen, dass die Stadt Hilchenbach in vielen Bereichen mangels Zuständigkeit mehr Zuschauer und Berater als Handelnder ist. Die Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung ließ zu wünschen übrig; Gründe dafür sind das breite Spektrum von Fraktionen und damit Meinungen im Rat, eine mangelhafte Informationskultur der Verwaltung und eine maßlose Profilierungssucht einzelner Protagonisten. Die FDP stand und steht für eine harte aber stets sachliche und faire Auseinandersetzung. Aus dieser Grundhaltung resultiert auch die Nominierung von Edelgard Blümel zur Bürgermeisterin gemeinsam mit UWG und CDU.
Sven Wengenroth, Linke: Politische Landschaft war schon immer schwierig
Die politische Landschaft in Hilchenbach war schon immer schwierig. Sehr oft Parteiendenken am falschen Platz. Viele alte Herren, die ein hohes Anspruchsdenken in die Richtigkeit ihrer Aussagen aufgrund gesteigerter Lebenserfahrung haben. Aber wenn es wirklich hart auf hart kommt, geht’s in Hilchenbach doch einvernehmlich zu. Es bleibt bei den Versuchen, die großen und etablierten Parteien zur Sacharbeit zu bewegen. Gerade eine Partei wie die CDU hat viel kaputt gemacht. Sachlichkeit gepredigt und Streit gesät,wo sie nur konnte. Aber auch die Kommunikationsführung durch den Bürgermeister war schlecht.. Wir hoffen sehr auf den neuen Beigeordneten und auf den Bürgermeister, welcher ja noch zu wählen ist.
Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.
Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.