Hilchenbach. An dem Bürger, der die Inklusionsschaukel auf dem Spielplatz Herrenwiese unsachgemäß verkeilt hat, will sich die Stadt schadlos halten.

Auf den Vater, der die Inklusionsschaukel auf dem neuen Spielplatz in der Herrenwiese mit Keilen blockiert hat, kommt möglicherweise eine Geldforderung der Stadt zu: Sollte das Spielgerät beschädigt worden sein, „werden wir ihn zur Rechenschaft ziehen“, kündigte Tiefbau-Sachgebietsleiter Michael Schwenke im Bauausschuss an. „Wir wissen, wer derjenige ist“ – tatsächlich hatte der Mann sich selbst in einer Facebook-Gruppe zu dem Eingriff (Schwenke: „sehr unfachmännisch“) bekannt.

Das ist passiert

Seit ein paar Wochen ist der Spielplatz mit der Ritterburg als zentralem Spielgerät in Betrieb, zur offiziellen Eröffnung am 7. Juli kam sogar Kommunalministerin Ina Scharrenbach. Besondere Attraktion ist die Schaukel, die auch mit Rollstühlen genutzt werden kann. An dieser „Inklusionsschaukel“ haben sich einige Kinder, die nicht im Rollstuhl sitzen, verletzt – sie sind von der Seite in den Zwischenraum zwischen Fallschutz und dem Unterbau mit dem Lager der Schaukel geraten, über das die Plattform hinweggleitet. Bürger griffen daraufhin zur Selbsthilfe.

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Das sind die Folgen

Das Gerät ist gesperrt, eine Sonderprüfung (Schwenke: „Die kostet natürlich auch Geld“) des Herstellers soll klären, ob an dem Lager der Schaukel durch die Keile ein Schaden entstanden ist. Die Stadt reagiert auf den Vorfall und die darum entstandene Debatte verärgert: Weit über Hilchenbach hinaus ziehe der inklusive Spielplatz Aufmerksamkeit – auch der Spielplatzplaner anderer Kommunen – auf sich, berichtete Baudezernent Michael Kleber. Auch ausdrücklich lobende Zuschriften träfen im Rathaus ein. „Das ist ein wirkliches Vorzeigeobjekt“, sagte Kleber. Es sei „schade, dass wir da so einen negativen Touch reingekriegt haben.“

Blick auf die Ginsburg

195.000 Euro hat der Neubau des Spielplatzes in der Herrenwiese gekostet, der mit seinem Ritterburg-Motiv und der Holzfigur des Raubritters Hans Hübner auf die Sagen rund um die Ginsburg anspielt. 120.000 Euro der Kosten hat das Land übernommen.

Der Spielplatz ist Teil der Bewegungs-, Begegnungs- und Erlebnisroute„Hilchenbach Attraktiv“ vom Bahnhof bis zum Freibad – ein Leitprojekt aus dem Integrierten Handlungskonzept IKEK.

Darüber ärgert sich die Stadt

Sachgebietsleiter Michael Schwenke wurde deutlicher. Auch die Inklusionsschaukel erfülle alle Bedingungen von DIN und TÜV, bei sachgemäßem Umgang bestünde auch keine Verletzungsgefahr, „Selbstverständlich dürfen dort auch Kinder ohne Rollstuhl schaukeln.“ Verletzt hätten sich Kinder, die unbeaufsichtigt an der Schaukel gespielt hätten. „Ich habe mal versucht, einem Menschen nahezubringen, den Blick nicht nur aufs Handy zu richten“, berichtete Schwenkes Kollege Dominik Wagener. Dieser Hinweis sei keineswegs akzeptiert worden – so wenig wie von anderen Müttern, die sich vor allem umeinander und ihre Mobiltelefone gekümmert hätten. „Am liebsten würde ich die Bänke da wegnehmen.“

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Das ist nun geplant

Das passiert natürlich nicht – im Gegenteil. Sobald der Boden sich gesetzt hat, kommen noch ein paar Quadersteine aufs Gelände, über die Kinder klettern, auf denen Erwachsene aber auch sitzen können. Auch eine weitere Rundbank um einen Baum wird noch angeschafft. antwortete Dominik Wagener auf eine Frage von Renate Becker (UWG), die mehr Sitzgelegenheiten im Schatten angeregt hatte. Einen abgrenzenden Zaun zum Parkplatz wird es allerdings nicht geben. „Wir haben uns bewusst dagegen entschieden“, sagte Dominik Wagener. Der Parkplatz wird freigeschnitten, sodass der Spielplatz dahinter auch von der Feuerwache auf der anderen Straßenseite der Herrenwiese aus einsehbar wird. Gedacht ist an eine Hecke zwischen Autos und Spielgeräten.

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Ein Hinweisschild und Piktogramme werden künftig großen und kleinen Nutzern zeigen, wie man auf der Inklusionsschaukel schaukelt. „Ein Zaun würde dem Sinn einer Inklusionsschaukel völlig widersprechen“, stellte Michael Schwenke klar. „Inklusion hat für uns einen so hohen Stellenwert“, betonte Baudezernent Michael Kleber, „das dürfen wir uns nicht nehmen lassen.“ Michael Kleber rechnet damit, dass Kinder im Laufe der Zeit lernen, wie das neue Gerät funktioniert. Die Aufsichtspflicht der Eltern, betont die Verwaltung in ihrer Vorlage, gilt aber trotzdem. Auf ein Ende der Hilchenbacher Facebook-Debatte hofft Bauausschussvorsitzender André Jung (CDU). „Es muss nicht immer alles niedergeschrieben werden.“

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