Siegerland. Das neue Schuljahr hat begonnen – am Mittwoch in Siegen und Umgebung trotz Corona-Bedingungen weitgehend problemlos. Freude über Wiedersehen.
Der Anfang scheint schon einmal zu gelingen: Gut eine Stunde nach dem Beginn der Einschulungsfeiern und der ersten Schulstunden zieht Gerhard Bettermann, Betriebsleiter der Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) eine erste Bilanz: „Es ist alles glatt gelaufen.“ Fast glatter als bei „normalen“ Schuljahren: „Für einen ersten Schultag war das sogar relativ entspannt.“
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Seit 6.30 Uhr waren Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe vor Ort im Einsatz. „Wir waren an allen wichtigen Stellen unterwegs.“ An zentralen Haltestellen und an den Schulen wurde geprüft, ob die Buskapazität ausreichte und ob die Maskenpflicht eingehalten wird. Die Fahrer werden auch weiterhin darauf achten, dass die Kinder die Bedeckung tragen – nötigenfalls auch mit Nachdruck: „Da gibt es Möglichkeiten“, sagt Gerhard Bettermann: Die Schulen werden informiert, und über sie dann auch die Eltern. „Da muss man dranbleiben.“
Auf dem Siegener Giersberg sind auch die Kinder in der Verantwortung
„Ich freue mich schon wieder in die Schule zu können und meine Freunde wiederzusehen“, sagt der 10-jährige Bastian, der auf dem Giersberg in der Kolpingstraße aus dem Bus zur Waldorfschule aussteigt. Viele werden mit Mama- oder Papa-Taxi gebracht – eines bringt gleich drei Fahrräder mit, für den Heimweg nach Buchen. „Mit dem Bus wären sie nach Buchen eine Stunde unterwegs“, sagt der Vater.
Dr. Mario Vallana, Leiter der Bertha-von-Suttner-Gesamtschule, ist nach dem ersten Schultag zufrieden mit seiner Schulgemeinde: „Ich bin positiv gestimmt.“ Sein Eindruck: „Die Schülerinnen und Schüler waren froh, dass es wieder losgeht.“ Der Schulhof ist für die einzelnen Jahrgangsstufen unterteilt, auch für Regenpausen gibt es an der „Bertha“ ein Konzept, damit die Schüler essen, trinken und sich mit Abstand unterhalten können.
Infektionen nicht auszuschließen
Der Siegener Schuldezernent André Schmidt geht davon aus, dass erst kommende Woche eine erste Bilanz gezogen werden kann, was klappt und was nicht.
Etwa bei den Bussen: Am Mittwoch waren noch nicht alle Kinder in der Schule, viele wurden am ersten Tag von den Eltern gebracht.
Oder beim Sportunterricht: Laut Vorgabe des Landes müsse der zunächst draußen stattfinden, Umkleiden in den hallen benötige man aber dennoch – vermutlich werde auch das entzerrt werden müssen.
Auch die ersten Ergebnisse der regelmäßigen Tests werden erst kommende Woche vorliegen. „Es wäre verwunderlich, wenn wirklich niemand mit einer Infektion in einer Schule auftaucht.“
„Wir nehmen die Schülerinnen und Schüler mit in die Verantwortung, dass sie aufeinander achten und Rücksicht nehmen“, sagt Vallana, „wir können nicht alles durch Aufsicht regeln.“ Dazu gebe es auch eine hohe Bereitschaft in der Schülerschaft. „Wir müssen den Unterricht mit Maske alle üben – aber wir sind nicht die einzigen, die damit umgehen müssen“, erinnert der Schulleiter an Pflege- oder Verkaufspersonal.
An Kreuztaler Clara-Schumann-Gesamtschule wird viel gelüftet
Kein Gottesdienst in der Kirche, fünf Einschulungsfeiern statt einer in der Mensa, Platzvergabe im Klassenraum nach festem Sitzplan – auch für die rund 800 Schüler der Kreuztaler Clara-Schumann-Gesamtschule beginnt das Schuljahr anders als sonst. Die Mensa bleibt diese Woche noch zu, das Hygienekonzept steht noch nicht ganz. Schulleiter Christian Scherer spricht von einem „großen Experiment“ mit ungewissem Ausgang. Das Maskentragen, sagt Scherer aus eigenem Empfinden, „ist sehr belastend“. Immerhin: „Wir können lüften, alle Türen und Fenster sind offen.“
In Netphen kann jeder Fünftklässler drei Angehörige zur Einschulung ins Gymnasium mitbringen. Um Abstand zu schaffen, wird das Forum um Musikräume und Foyer erweitert. Keine Turnmäuse, nur ein Turn-Solo für die zwei Feiern für je 56 Kinder. „Sicherheit geht vor“, sagt Schulleiter Eckhard Göbel. Vikar Patrick Kaesberg und Pfarrer Daniel Schwarzmann grüßen per Video, sogar mit Glockengeläut. Die Großen absolvieren die Nachmittagsstunden in dieser Woche im Distanzunterricht, „damit sie durchschnaufen können“. Montagmorgen um 7 Uhr schon sind die Netphener Ärzte Dr. Litz und Dr. Menker mit den Teststäbchen fürs Lehrerkollegium auf die Haardt gekommen. „Ein toller Service.“
Die Hilchenbacher Carl-Kraemer-Realschule bekommt zu spüren, dass sie im Baudenkmal arbeitet: Die Räume des ehemaligen Lehrerseminars sind nicht auf Klassen mit bis zu 30 Kinder ausgelegt. Mit Maske, sagt Rektor Joachim Steinbach, wird das „eine Tortur“. Die rund 400 Schüler werden zu jeder halben Schulstunde „Maskenpausen“ im Freien oder zumindest auf dem Flur einlegen. „Ich erhebe nicht den Anspruch, dass wir so unterrichten wie vor Corona“, sagt Steinbach – schließlich sind ja auch die verschiedenen modernen Unterrichtsformen an Lerntheke oder wechselnden Gruppentischen gestrichen. „Es wird Frontalunterricht erteilt.“
Grundschule Netphen: Die Kleinsten müssen in der Klasse keine Maske tragen
Für das Gymnasium Stift Keppel ist das Schuljahr der Einstieg in ein Jubiläumsjahr: Am 10. September 2021 wird die Schule 150 – weit genug weg, um noch keine Sorge um das dann geplante Musikfestival zu haben. Für die Einschulung der 85 Siebtklässler wird die Stiftskirche zu klein und auch die Aula reicht nur, um ein Elternteil mitzunehmen. Trotzdem: „Wir sind eigentlich ganz gut aufgestellt“, sagt Schulleiter Dr. Jochen Dietrich – und, vor allem, nach so langer Zeit seit dem Lockdown im März: „Die Schüler sind froh, dass sie sich wiederhaben.“
Die Kleinsten müssen die Masken im Klassenzimmer nicht tragen. „Und das Abstandhalten üben wir noch“, sagt Annette Kramps, Rektorin der Grundschule Netphen, die am Donnerstag die logistische Meisterleistung bringen muss: drei Einschulungsfeiern, um 8.30 Uhr in Niedernetphen die 1 a, um 10 Uhr in der Obernetphener Turnhalle die 1 c und um 11.30 Uhr in der dann frisch desinfizierten Niedernetpher Aula die 1 b. Und sonst? Annette Kramps ist zuversichtlich: „Wir sind alle gut angekommen.“
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