Siegen-Wittgenstein. Sommerfreizeiten für Jugendliche fallen in Siegen-Wittgenstein wegen der Coronakrise fast komplett aus, aber es gibt zahlreiche Angebote vor Ort

Der Kreis Siegen-Wittgenstein übernimmt weiter die Stornierungskosten für Maßnahmen der Kinder- und Jugendarbeit, die bis 11. August geplant waren; dazu gehören vor allem auch abgesagte Ferienfreizeiten.

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Veranstalter in Siegen-Wittgenstein in einer Zwickmühle

Allerdings gilt die Erstattung nur für Unternehmungen, die vor dem 30. April gebucht wurden – spätestens dann stand fest, dass diese Freizeitaktivitäten durch die Coronaschutzverordnungen gestrichen waren. Bis 30. April haben sich sieben Träger gemeldet, seit 1. Mai wurden beim Kreisjugendring 48 Anträge gestellt, die bis zu 70.000 Euro kosten könnten.

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Die Veranstalter seien in einer „Zwickmühle“ gewesen, stellte Heiner Giebeler, Geschäftsführer des Kreisjugendrings, fest. Während des Corona-Lockdowns mussten viele Vereine entscheiden, ob sie die Ferienfreizeiten absagen oder warten, ob ihnen die Entscheidung durch ein generelles Verbot der Landesregierung abgenommen wird. Je später Buchungen storniert werden, desto höher fallen die Stornokosten aus. Fast alle Vereine, Verbände und Jugendpflegen der Kommunen haben ihre Ferienfreizeiten im April/Mai storniert, um höhere Kosten zu vermeiden.

Eltern reagieren auf die Coronakrise

Die Kosten waren nicht der einzige Grund für die Absage, stellt der Kreisjugendring in einer Pressemitteilung klar: Es gab bei etlichen Vereinen deutliche Rückmeldungen der Eltern, dass sie ihre Kinder unter den Bedingungen der Corona-Pandemie nicht an einer Ferienfreizeit teilnehmen lassen. Vielen Vereinen war auch das Ansteckungsrisiko und die damit verbundene Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen zu groß. Etliche Vereine haben mit den Unterkünften und Busunternehmen verhandelt und durch Zusagen für das kommende Jahr Stornokosten abwenden oder zumindest reduzieren können, berichtet Heiner Giebeler.

Im vergangenen Jahr wurden in den Kommunen in Zuständigkeit des Kreisjugendamtes (ohne Siegen mit eigenem Jugendamt) noch 90 Sommerfreizeiten angeboten, die jetzt fast komplett ausfallen. Zum Ausgleich beschloss der Jugendhilfeausschuss eine Förderung von Tagesveranstaltungen in den Sommerferien, die es bisher nicht gab.

Mehr als 320 Ferienveranstaltungen in Siegen-Wittgenstein

Die Ferienspielangebote liegen in der Verantwortung der Kommunen und werden dort unter Beteiligung der Vereine, der Jugendtreffs und der Jugendpflegen vor Ort organisiert. Mit der zusätzlichen Förderung verbindet sich die Hoffnung, dass dieses Angebot verbreitert werden kann, dass Vereine, die ihre Ferienfreizeiten abgesagt haben, alternative Angebote vor Ort anbieten. In den Sommerferien 2020 werden in den 10 Kommunen des Kreises (ohne Siegen) 320 Tagesveranstaltungen im Rahmen der Ferienspiele angeboten.

Keine Elternbeiträge

Bisher 894.000 Euro hat der Kreis an Elternbeiträgen für die Kitas verloren, weil die Einrichtungen wegen Corona bis auf eine Notbetreuung geschlossen blieben. Die Hälfte dieses Ausfalls übernimmt das Land, beim Kreis verbliebe somit eine Belastung von 447.000 Euro. Das hat Sozialdezernentin Helge Klinkert im Jugendhilfeausschuss mitgeteilt.

Die Jugendtreffs haben den Lockdown für Renovierungsarbeiten und die Fortbildung ihrer Fachkräfte genutzt und sind mit den Jugendlichen über Online-Formate in Verbindung geblieben. Robert Müller vom katholischen Jugendtreff Dreis-Tiefenbach, Vorsitzender des Kreisjugendrings, stellte Beispiele vor: So haben die Jugendtreffs Burbach und Neunkirchen ihre Gedenkstättenfahrt nach Hamburg durch ein virtuelles Angebot mit Informationen zu den einzelnen Stationen ersetzt. „Es wird veranschaulicht, was die Jugendlichen nicht erleben konnten“, sagte Heiner Giebeler.

Tanzkurs per Livestream in Kreuztal

Jugendtreffs wurden komplett digital „nachgebaut“, mit eigenen Räumen zum Spielen, Musik hören oder Filme schauen, mit Theke und Sprachchat. Die aus Hilchenbach nach Kreuztal in die JBS umgezogene Tanzgruppe Unique bietet einen Tanzkurs im Livestream an. Dazu gab es auch Chats und Online-Sprechzeiten. „Analog“ gab es Kultur-Care-Pakete, zum Beispiel in Kreuztal, und Stadtrundgänge. Robert Müller: „Wir haben auch Jugendliche erreicht, die wir vorher nicht erreicht haben.“

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Die digitalen Angebote hätten sich zwar nicht als Ersatz, aber als Ergänzung des bisherigen Programms erwiesen. „Der zeitliche Aufwand dafür ist allerdings sehr groß“, gab Robert Müller zu bedenken – zusätzlich werde eine solch Erweiterung nicht zu stemmen sein. Abgesehen davon müsse an die Jugendlichen gedacht werden, die digital nicht erreichbar sind.

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