Siegen. In Siegen soll die Beratungsstelle „Wegweiser“ die Radikalisierung von Jugendlichen in Siegen-Wittgenstein und Olpe verhindern

„Die Sicherheit in Nordrhein-Westfalen, in der Bundesrepublik Deutschland, hängt davon ab, dass die Salafisten keine Chance haben.“ Mit diesem Satz unterstrich NRW-Innenminister Herbert Reul die Relevanz der Präventionsarbeit gegen Salafismus, die landesweit mit Beratungsstellen unter dem Namen „Wegweiser“ betrieben werden soll. Die letzte von insgesamt 25 Beratungsstellen wurde nun für die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe in Siegen eröffnet.

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NRW-weites Programm gegen gewaltbereiten Salafismus

„Wegweiser“ ist ein Präventionsprogramm des Landes gegen gewaltbereiten Salafismus. Radikalisierungsprozesse bei Jugendlichen sollen bereits vor der Entstehung bekämpft werden: „Ausstieg vor dem Einstieg“ sei das Ziel, so Herbert Reul. Den Jugendlichen müsse gezeigt werden, dass es sich lohnt, in der demokratischen Gesellschaft zu leben. Das Programm richte sich aber nicht ausschließlich an gefährdete Jugendliche, sondern auch um Aufklärung für Personen aus dem Umfeld, die die erst einmal Gefahr erkennen müssten.

Rechtsextremismus

Er wolle den Raum nicht ohne einen Wunsch verlassen, sagte Andreas Müller zu Innenminister Herbert Reul. „Rechtsextremismus beschäftigt uns aktuell sehr in dieser Stadt“, sagte der Landrat, deshalb wünsche er sich auch eine Beratungsstelle in diesem Bereich.

Das Programm „Wegweiser“ könne als Vorbild für eine solche Einrichtung dienen.

„Wenn jemand merkt, dass er mit seinen extremistischen Ansichten auf dem Holzweg ist, muss er die Chance haben, in die Mitte der Gesellschaft zurückzukehren“, sagte Landrat Andreas Müller. Mit Wegweiser biete man solchen Personen eine Exit-Strategie, im optimalen Fall könne aber das Abrutschen in die salafistische Szene schon vorher verhindert werden.

Salafismus in Siegen-Wittgenstein und Olpe

Mit dem Salafismus sei es wie mit dem Virus, sagte Uwe Reichel-Offermann, stellvertretender Leiter des Verfassungsschutzes NRW. Auch wenn man ihn auf der Straße nicht sehe, sei er doch da. Der Salafismus sei aktuell aus den Schlagzeilen verschwunden und habe auch sein Gesicht verändert, so Reichel-Offermann. Statt offener Straßenmissionierung und Treffen in Moscheevereinen drohe die Gefahr heute vermehrt aus dem Netz: „Der extremistische Salafismus erreicht jedes Kinderzimmer über das Smartphone“. Radikalisierungsprozesse verliefen heute deutlich kürzer, statt eines Jahres vergingen teilweise nur noch wenige Wochen vom ersten Kontakt bis zum vollständigen Bruch mit der Gesellschaft.

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Jugendliche seien eine attraktive Zielgruppe für Extremisten, ein Viertel aller gewaltbereiten Salafisten sei unter 25 Jahre alt. Aufklärung und Prävention seien die einzigen Mittel, die dem Verfassungsschutz, der keine Exekutivbehörde ist, dagegen zur Verfügung stehen. In den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe vermute der Verfassungsschutz etwa 70 Personen, die dem extremistischen Salafismus zuzuordnen sind, so Reichel-Offermann.

„Brücke Siegen“ übernimmt Trägerschaft

Die Beratung vor Ort sei wesentliches Element des Programm. Für die hiesige Stelle hat „Brücke Siegen“ die Trägerschaft übernommen. Dass eine erste Ausschreibung des Landes ergebnislos verlaufen war, ist der Grund, weshalb die Beratungsstelle nun als landesweit letzte eröffnet wurde. Die Angliederung an bestehende Beratungsangebote sei wichtig, damit nicht „bei 0“ angefangen werden müsse, erklärte Reichel-Offermann.

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„Es erfüllt uns mit Stolz, den letzten weißen Flecken zu schließen,“ sagte Silke Menn-Quast, Geschäftsführerin des Vereins. Brücke Siegen verfüge über 38 Jahre Beratungserfahrung, „deshalb fühlen wir uns der Aufgabe gewachsen“, sagte Menn-Quast. „Unser Zeil für Wegweiser ist, dass sich junge Menschen anerkannt fühlen“.

Mit zwei „Wegweisern“ startet die Beratungsstelle in der Oranienstraße 14. Die beiden Berater haben durch ihr Studium und den bisherigen Werdegang Erfahrung im Bereich der Islamwissenschaften. Zu ihrer eigenen Sicherheit – und damit sich auch Jugendliche, die das Angebot in Anspruch nehmen möchten, sicher fühlen, müssen die Berater anonym bleiben, erklärte Herbert Reul. Das Programm ist zunächst auf vier Jahre ausgelegt – „außergewöhnlich für ein Landesprojekt“ – erklärte der Innenminister. Eine Verlängerung ist möglich.

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