Bürbach. Der pensionierte Schreiner Jürgen Farklas entdeckt in Siegen-Bürbach eine vom Blitz gefällte Eiche. Aus dem Stamm wird ein Stück Kunsthandwerk

Vor einigen Jahren ging der heute 69-jährige Jürgen Farklas aus Bürbach in den wohlverdienten Ruhestand. Fast 40 Jahre lang hatte er bei der Stadt Siegen als Schreiner gearbeitet. Doch von Ruhe im Ruhestand wollte der Handwerker nichts wissen. Einfach die Beine hochlegen, das war seine Sache nicht. Immerhin hat er fast sein ganzes Leben mit Holz gearbeitet und das sollte auch in seinem Rentnerdasein so weiter gehen.

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Seine Doppelgarage wurde – zum Teil – umgewidmet zur Schreinerwerkstatt. Hier schnitzt, sägt und fräst Jürgen Farklas an großen und kleinen Hölzern. Neben Schneewittchen und den sieben Zwergen, verschiedenen Tierfiguren oder auch einem Brunnen baut er Sitzbänke.

Schnitzwerk aus 300 Kilo schwerem Holzklotz

In den vergangenen Monaten der Corona-Krise hatte sich Jürgen Farklas vorgenommen, seine Werkstatt aufzuräumen und alle Werkzeuge wieder auf Vordermann zu bringen. Darunter zum Beispiel seine mehr als 60 Stecheisen und Stechbeitel, die er akribisch wieder rasierklingenscharf geschliffen hat.

Irgendwann waren nun alle Aufräumarbeiten abgeschlossen und der 69-Jährige fand bei einem Spaziergang im Bürbacher Wald nahe der Bürbach-Quelle eine gefällte Eiche. Der Baum mit einem Durchmesser von rund 80 Zentimetern hatte rund 120 Jahre auf dem „Buckel“ und war einem Blitzeinschlag zum Opfer gefallen: Der Blitz war vor einigen Jahren durch den Stamm gefahren und hatte ein Drittel des Stammes weggesprengt. Rund sieben Meter vom Stamm waren noch übriggeblieben. Nach Rücksprache mit dem Vorsitzenden der Waldgenossenschaft durfte Jürgen Farklas sich ein 120 Zentimeter langes Stück abschneiden, mit dem Traktor wurde der Holzklotz aus dem Wald geschafft und erst einmal hinterm Haus deponiert.

Manuelle Feinarbeiten kosten Zeit

„Zuerst wusste ich nicht was ich aus dem rund 300 Kilo schweren Klotz machen wollte, doch dann kam mir die Idee, aus den drei verbliebenen Seiten des Stammes Handwerker, die ihre Berufe anzeigen, zu schnitzen“, sagt Jürgen Farklas: Ein Schornsteinfeger mit einer Leiter in der Hand, ein Bäcker mit einem Brot und ein Koch mit einem Kochlöffel und Schürze finden nebeneinander auf den Stamm Platz.

Es fehlen noch Feinschnitzarbeiten, die Fertigstellung wird noch etwas dauern.
Es fehlen noch Feinschnitzarbeiten, die Fertigstellung wird noch etwas dauern. © Jürgen Schade

Aufgrund des Gewichtes vom Stamm musste Farklas erst einmal zwei Stützen bauen, denn die Bearbeitung sollte im Liegen erfolgen und für die feinen, filigranen Arbeiten konnte er das nur im Sitzen durchführen. Mit einer Schleifhexe wurde das Holz von der Rinde befreit und glatt geschliffen, dann mit einem Bleistift die Konturen der Figuren aufgezeichnet. Nun begannen die eigentlichen Arbeiten, denn mit den Stecheisen und einer kleinen Kettensäge mussten die Figuren dreidimensional aus dem Stamm herausgearbeitet werden. „Insgesamt habe ich schon über 40 Stunden daran gearbeitet und bis alles fertig ist, werden es noch einmal rund 150 Stunden sein“, sagt Jürgen Farklas, der einige Elemente der Handwerker-Figuren auch noch farbig hervorheben möchte.

Guter Standort für den Eichenstamm in Bürbach gesucht

Seine Ehefrau, mit der er schon viele Jahre verheiratet ist, freut sich jedes Mal über die kreativen Ideen ihres Mannes. „Wenn in einigen Wochen die Schnitzarbeiten fertig und einige Teile farbig sind, wird der Holzklotz noch mit einem Wetterfesten Lack gestrichen und dann muss ich noch den Handwerksgesellen noch Schuhe machen. Koch und Bäcker bekommen Schlappen und der Schornsteinfeger Unfallschuhe, auch aus Holz“, sagt der pensionierte Schreiner.

Und eine Stelle finden, an der er den verzierten Holzklotz aufstellen kann. Am liebsten natürlich in Bürbach.

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