Siegen-Wittgenstein. Kultur ist eine Wirtschaftsbranche: Damit es nach Corona noch Kulturszene in Siegen-Wittgenstein gibt, will sie der Kreis finanziell unterstützen

Der Kreis denkt darüber nach, für Kultur Pur nicht verausgabtes Geld der regionalen Kulturszene zur Verfügung zu stellen. Trotz Lockerungen ist ein Kulturbetrieb, für viele Künstler eine wichtige Einkommensquelle, in der Corona-Krise nur sehr eingeschränkt möglich. Eine Art Kreis-Kultur-Konjunkturpaket soll dazu beitragen, dass sich Künstler über Wasser halten können.

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„Bei den aktuellen Regeln können etwa 25 Prozent der Saalkapazitäten genutzt werden“, so die grobe Rechnung von Landrat Andreas Müller im Kreiskulturausschuss – bei manchen Häusern gehe das, wie im Siegener Apollo-Theater, in anderen nicht. Nicht einmal teilwirtschaftlich ließe sich der Betrieb oft aufrecht erhalten, sagt Jens von Heyden, Leiter des Kreiskulturbüros, zuerst werde es wohl die freien Kulturanbieter treffen, die sich selbst finanzieren. Die „Spielfähigkeit ist generell bedroht“, sagt er.

Die Hilfe vom Kreis Siegen-Wittgenstein für die regionale Kulturszene

„Wir möchten aber trotzdem weiter Kultur in der Region ermöglichen“, betont der Landrat, „und dazu, neben Land und Bund, auch finanziell einen Beitrag leisten.“ Etwa 100.000 Euro aus Kultur-Pur-Mitteln könne man in die Hand nehmen, um Künstler und Häuser zu unterstützen, die in der Corona-Krise kein oder kaum Geld verdienen; auch, um sie über die Krise zu retten, damit es nach Corona noch einen regionalen Kulturbetrieb in Siegen-Wittgenstein gibt. Bis zum Start der „normalen“ Kultursaison 2020/21 im September soll ein entsprechender Plan ausgearbeitet werden.

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Auch die Planbarkeit von Veranstaltungen ist ein Thema – üblich sind in der Kulturbranche durchaus Vorläufe von anderthalb bis zwei Jahre. „Wir fahren sprichwörtlich auf Sicht“, sagt Jens von Heyden und kann in diesem Punkt sicherlich für die ganze Branche sprechen. Zwar können manche Veranstaltungen, die mit den Corona-Regelungen kompatibel sind, recht zügig doch wieder umgesetzt werden – wie jüngst der Kreuztalsommer. Das geht aber in der Regel nur, weil die Veranstaltungen bereits organisiert und Verträge unterschrieben waren. Nach der ersten Absage war die „Reaktivierung“ relativ einfach. Natürlich sind Künstler mangels Terminen flexibler. „Das ist aber kein Zustand, den wir haben möchten“, betont Jens von Heyden.

Der Ausblick für die Kulturszene in Siegen-Wittgenstein

„Wir wollen versuchen, Veranstaltungen zu ermöglichen“, sagt von Heyden – etwa, indem Eintrittsgelder ersetzt werden. Der Kreis könnte in die Bresche springen, wenn die Erlöse aus Ticketverkäufen an das zugelassene Publikum zu gering sind, dass sich eine Veranstaltung finanziell rechnet. Denn es sind ja nicht nur die Künstler, die darben: Der Kulturbetrieb ist eine Wirtschaftsbranche, die von Gagen über Saal- und Hallenmieten bis hin zu Veranstaltungstechnikern reicht.

Viel unsichtbare Arbeit

Enorm Arbeit hatte auch die Kulturbranche auf dem Höhepunkt der bisherigen Corona-Krise mit den fast täglich neuen Rechtsverordnungen der Landesregierung.

Es sei kaum möglich gewesen, unter diesen Umständen eine Veranstaltung auch nur zu planen, so Kulturamtsleiter Jens von Heyden über die umfangreichen Drucksachen.

Erste Auftrittsmöglichkeiten hatte der Kreis zusammen mit dem Verein „Der virtuelle Hut“ geschaffen, indem Konzerte und Kleinkunst-Abende aus dem Lyz ins Internet gestreamt wurden. Inzwischen kooperiert der „virtuelle Hut“ auch mit den Betreibern des Freudenberger Autokinos, wo man sich in der Open-Air-Saison auf Auto-Konzerte konzentrieren möchte. Das Kulturbüro plant derweil, Veranstaltungen von Siegen aus aufs gesamte Kreisgebiet auszuweiten. „Wir hoffen, dass es auch in kleineren Theatern bald wieder aufwärts geht“, abhängig vom Infektionsgeschehen. Und so lange sollte man besser immer einen Reserveplan haben, meint der Kulturbüro-Chef. Oder zwei.

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