Siegen. Die Verbraucherzentrale Siegen zieht Bilanz für das Jahr 2019. Eine Beratung ist nach der Coronaschließung nun wieder persönlich möglich

Rund 5300 Mal setzte sich die Verbraucherzentrale in Siegen 2019 für die Rechte und den Schutz von Bürgerinnen und Bürgern ein, mehr als 1600 Mal beriet und vertrat die Beratungsstelle Ratsuchende rechtlich. Worum es dabei schwerpunktmäßig ging, stellte sie nun in ihrem Jahresbericht vor. Auch in der Coronakrise setzt sich das Team der Verbraucherzentrale an der Friedrichstraße für die Anliegen ihrer Kunden ein, seit kurzem ist auch wieder eine persönliche Beratung möglich.

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Beratung während der Coronakrise besonders gefragt

Seit Mitte März konnte diese aufgrund der Pandemie vorübergehend nicht stattfinden. Über Telefon und E-Mail stand das Team den Verbrauchern trotzdem zur Seite. „Dabei hat sich gezeigt, dass gerade in unsicheren Zeiten der Schutz vor Übervorteilung durch unseriöse Geschäftspraktiken besonders gefragt ist“, sagt Beratungsstellenleiter Julian Sturm.

Nun kann das Team wieder persönlich für die Verbraucher da sein, allerdings nur mit Terminvergabe. „Wie andere Lebensbereiche werden wir schrittweise zu ‚neuer Normalität‘ im Beratungsalltag zurückkehren“, erklärt Sturm. Man sei gut vorbereitet und habe mit einem umfassenden Hygienekonzept die aktuell jeweils vorgeschriebenen Maßnahmen wie Abstandsvorgaben sowie Vorgaben zur Desinfektion oder von Trennscheiben beim persönlichen Kontakt umgesetzt. Mit zeitlichem Abstand zwischen den Terminen soll auch Kontakt zwischen den Verbrauchern vermieden werden.

Nicht alle Zielgruppen seien mit dem veränderten Angebot während der Corona-Pandemie zurechtgekommen, berichtet Sturm. „Sei es, weil sie ihre Anliegen wegen fehlender Sprachkenntnisse nicht schriftlichformulieren konnten oder Unterstützung beim Zusammenstellen notwendiger Vertragsunterlagen brauchten.“ Außerdem habe nicht jeder Dokumente scannen oder mailen können. Die entsprechenden Gruppen werden bei der persönlichen Beratung nun vorrangig unterstützt. Besonders komplexe und eilbedürftige Anliegen sollen zuallererst bearbeitet werden, beispielsweise wenn wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit in der Krise die Haushaltsfinanzen in Schieflage geraten sind und Zwangsmaßnahmen drohen.

Telekommunikation war Thema in Siegen

Bei den Anfragen im vergangenen Jahr spielte die Coronakrise logischerweise noch keine Rolle. Ein Thema, dass viele Ratsuchende 2019 beschäftigte, war die Telekommunikation. Neben den Klassikern – nichtnachvollziehbare Posten auf der Telefonrechnung, Stolperfallen beim Anbieterwechsel oder Frust, wenn vertraglich zugesicherte Internetgeschwindigkeiten und die Übertragungsraten beim tatsächlichen Surfen im Alltag meilenweit auseinander lagen – sorgte mangelhafte Information beim Vertragsabschluss in Telefon-Shops für Ärgernisse. „So berichteten Verbraucher, dass sie überrumpelt worden waren und Verträge unterschrieben hatten, deren Konditionen und Kosten sie erst im Nachhinein überblicken konnten“, erläutert Julian Sturm.

Parallele Angebote

Eine Terminvereinbarung inter unter 0271/ 8093 9301 oder über das Kontaktformular im Internet unter www.verbraucherzentrale.nrw/siegen möglich.

Alle Ansätze, die sich in Zeiten des Lockdowns bewährt haben, werden auch weiterhin zur Verfügung stehen, also auch die Erstberatung über Telefon und Online-Kanäle.

Bei einer landesweiten Stichprobe hatte die Verbraucherzentrale festgestellt, dass neun von zehn Shops ihren gesetzlichen Informationspflichten vor Abschluss eines Handyvertrages nicht nachgekommen waren. Danach müssen Kunden die wesentlichen Vertragsinhalte im Produktinformationsblatt vor der Unterschrift ausgehändigt werden. Anlässlich des Weltverbrauchertages hat die Beratungsstelle nicht nur gezeigt, wie Kunden darauf pochen können, die vorgeschriebenen Informationen vom Verkäufer auch ausgehändigt zu bekommen. Die Verbraucherzentrale NRW hat zudem ein 14-tägiges Widerrufsrecht bei solch komplexen Vertragskonstellationen gefordert.

Angesichts der Fusion von Unitymedia und Vodafone kam es auch zu Problemen mit unseriösen Haustürverkäufern, die beispielsweise zum Abschluss überflüssiger Verträge für den Fernsehempfang drängten.

Beratungsstelle Siegen hilft bei Klimaschutzfragen

Nach TelDaFax, FlexStrom und Care Energy war mit der Bayerischen Energieversorgung BEV erneut ein Energieversorger mit fragwürdigem Geschäftsmodell Pleite gegangen. „Wir haben nicht nur über die Entwicklungen des Insolvenzverfahrens informiert, sondern auch Schritte erläutert, um offene Forderungen wie Boni und Guthaben gegen die BEV durchzusetzen und gegebenenfalls anzumelden“, zeigt Sturm die Hilfestellungen für Ratsuchende auf diesem Feld auf.

Unter dem Titel „(Keine) Zeit für (falsche) Entscheidungen“ hat die Beratungsstelle eine Kampagne gestartet, die Verbrauchern in Sachen Klimaschutz dabei helfen soll, das Richtige zu tun. Denn wenn in guter Absicht falsche Entscheidungen getroffen werden – zum Beispiel, weil Maßnahmen unnötig teuer sind, gar keinen Klimaschutzeffekt haben oder nicht die größtmögliche Wirkung erzielen – drohen Anstrengungen zu verpuffen. Mit Beratungen und Aktionen half die Beratungsstelle, um mit den Investitionen das Beste rauszuholen.

Auch Datenschutz beschäftigt Siegener

Ob Warenbestellungen über Shopping-Plattformen oder Abos für Streaming-Dienste: Einmal mehr hatten Kriminelle mit Hilfe gestohlener Daten im Internet auf Kosten ihrer Opfer eingekauft oder auf deren Namen Verträge abgeschlossen. Manche Prepaid-Kreditkarten, die als im Internet finanzielle Soforthilfe angepriesen wurden, entpuppten sich als kostenträchtiges Zahlungsmittel. Betroffene erfuhren vom Identitätsdiebstahl meist erst, wenn sie Rechnungen erhielten oder unbekannte Abbuchungen auf ihrem Konto vorfanden. Alsbald folgte auch 2019 in manchen Fällen unerwartete Post eines Inkassobüros – inklusive der Ankündigung oft hoher Gebühren, drohender Mahnbescheide oder Zwangsvollstreckung.

In der Rechtsberatung hat die Beratungsstelle dubiosen Forderungen nicht nur einen Riegel vorgeschoben, sondern auch präventiv Tipps gegeben, um dem folgenschweren Datendiebstahl im Netz vorzubeugen.

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