Siegen. Die Corona-Pandemie hatte weitreichende Folgen für Busse und Züge im Siegerland. ZWS-Geschäftsführer Günter Padt kritisiert den Dachverband NWL

„Und dann kam Corona“ – mit diesen Worten schildert ZWS-Geschäftsführer Günter Padt die Entwicklung des Probebetriebs des autonom fahrenden Elektrobusses „SAM“. Er hätte sie genauso gut zu jedem anderen Tagesordnungspunkt der Versammlung des Zweckverbandes Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) sagen können, bei der die Auswirkungen der Coronakrise das bestimmende Thema waren.

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Coronakrise schadet dem ZWS

230.000 Euro, und damit „kein Pappenstiel“ fehlen in der Kasse des ZWS allein aufgrund des Rückgangs der „MobilitätsCards“. 4364 Sozialtickets weniger als im Vorjahr konnte der Verband 2020 bisher verkaufen, seit dem April ist der Einbruch besonders drastisch. Diese Entwicklung begründet Padt damit, dass die Agentur für Arbeit in der Krisenzeit so gut wie gar keine Maßnahmen mehr durchführt.

Siegen war nicht mehr erreichbar

Am 18. März begannen die Reduzierungen im Angebot des ZWS. „Ich war sprachlos“, schildert Padt seine damalige Reaktion, „die Erreichbarkeit von Siegen war nicht mehr gegeben“. Es sei ein „Unding“ gewesen, wie der Dachverband, der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), dabei den Verkehr auf dem Gebiet des ZWS geregelt habe. „Keiner der Zweckverbände hatte Probleme wie wir“, moniert Padt und fordert, derartige Pläne in Zukunft vorher mit dem ZWS abzusprechen. Immerhin herrsche seit dem 25. Mai wieder Regelbetrieb. Den Kritikern dieser Entwicklung hält Padt entgegen: „Der ÖPNV muss seine Leistungsfähigkeit demonstrieren.“ Außerdem gebe es schließlich Menschen, die darauf angewiesen seien.

Busse in Siegen und Kreuztal fahren pünktlicher

Die Buspünktlichkeit hat sich von 2019 auf 2020 verbessert. Am ZOB Siegen sind die Busse zu 90 % pünktlich, 2 Prozent besser als im Vorjahr. Am Park & Ride Bahnhof in Kreuztal beträgt die Quote sogar 97 %, 12 % besser als 2019. Am ZOB Weidenau hat sich die Pünktlichkeit um 9 % verbessert, ist mit 71 % aber immer noch verbesserungswürdig. Als unpünktlich gelten Busse ab einer Verspätung von vier Minuten, ab 20 Minuten gelten sie als ausgefallen. Die Ausfallquote hat sich in Siegen und Kreuztal verschlechtert auf 2,9 bzw. 5,5 %. In Weidenau hat sie sich zwar verbessert, ist mit 7,6 % aber immer noch der schlechteste Wert. Die Ausfallquoten ordnet der ZWS alle als inakzeptabel ein.

In Bezug auf Corona hat sich die Pünktlichkeit verbessert, die Ausfallquote liegt sogar überall bei 0 – da der ZWS hier nur das tatsächliche, stark reduzierte Angebot betrachtet. Das führt Padt auf leerere Straßen und geringere Einstiegsprobleme zurück. „Wenn wir die 0 in Sachen Ausfällen auch nach Corona halten könnten, wäre ich erfreut“, so der Geschäftsführer.Die Situation im Schienenverkehr erläutert Markus Stirnberg, Leitung Qualität, Sicherheit & Kundendialog beim NWL.

Mit dem Bus nach Köln?

In der Versammlung wurde die Frage aufgeworfen, ob der Bus von Siegen nach Köln, der als Ersatz für den ausgefallenen Schienenverkehr angeboten wurde, nicht eine dauerhafte Alternative werden könne, unter anderem da er deutlich schneller sei.

Fernverkehr sei nicht die Aufgabe des NWL, entgegnete Markus Stirnberg. Auch Günter Padt war dagegen. Er habe kein positives Feedback dazu erhalten.

Im gesamten ZWS-Gebiet waren die Ausfallquoten der Züge schon vor Corona schlecht, im März fallen sämtliche Verbindungen in diese Kategorie. Im April wurde es noch ärger: Der RE 9 kam beispielsweise auf eine Ausfallquote von 66,33 Prozent, auch der RE 16, der RB 95 und der RE 99 lagen bei über 50 %. Die drastische Angebotsreduktion während der Coronakrise verteidigt Stirnberg. Es sei „kein Wunschkonzert“ gewesen, wegen fester Trassen habe es im Absprache mit der Deutschen Bahn keine anderen Möglichkeiten gegeben. Immerhin: „Die Kunden waren durch die Bank sehr verständnisvoll“, berichtet Stirnberg, „besser macht es das im Ergebnis nicht.“

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