Siegerland. Das Auto wird im Siegerland einen hohen Stellenwert behalten – und auch die dafür reservierte Fläche. E-Bikes werden immer mehr zur Alternative.

Drei minus – 3,3. Das ist die Durchschnittsnote für die Parkplatzsituation im Siegerland. Damit kann man leben, aber da ist auch ordentlich Luft nach oben. Die Teilnehmer am Heimat-Check geben im Schnitt keiner Kommune eine bessere Note als „befriedigend“, auch beim Spitzenreiter Freudenberg steht mit 3,04 eine – kleine – negative Tendenz hinterm Komma. Am schlechtesten schneidet Siegen ab. Das war zu erwarten.

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Der „ruhende Verkehr“, wie es im Behördenjargon heißt, ist vom fließenden kaum zu trennen. Problematisch in einer Region, in der Berge und Täler den Raum einteilen, in dem gewohnt, gearbeitet, gefahren und geparkt wird. Infrastruktur heißt die komplizierte Antwort auf die einfache Frage, wie man die Menschen vom Auto wegbekommt. Fast immer geht es um den Konflikt Entweder-Oder: Dürfen Autos in die Innenstädte, ist das für Autofahrer bequem. Für Fußgänger nicht.

Das E-Bike wird im Siegerland immer mehr zur Alternative

Entscheidend wird auch im Siegerland die Mobilitätswende. Viele Diskussionen über den (nachhaltigen) Verkehr der Zukunft drehen sich um die Aufteilung des Verkehrsraums: Fahren mehr Fahrräder und Busse, muss das Auto ein Stück Platz machen. Vorbilder wie Münster helfen dabei wenig, die Voraussetzungen sind völlig andere. In großen zusammenhängenden Siedlungsgebieten können alle paar Minuten öffentliche Verkehrsmittel fahren, eine echte Alternative zum motorisierten Individualverkehr. Im Siegerland endet die Urbanität meist wenige hundert Meter vom Hüttental – und auch da erklimmt der Bus nicht jeden Hügel. Wer aus einer Ortschaft in den Stadtkern will, der braucht im Siegerland – meistens – ein Auto.

Aber es ändert sich etwas. Zwar erfährt das Auto unter jungen Leuten – auch Corona-bedingt – eine Renaissance. Aber auch der Fahrradmarkt boomt, gerade E-Bikes. Firmen und Verwaltungen erkennen den Vorteil, wenn die Beschäftigten morgens nicht mehr im Auto kommen, das dann leer irgendwo herumsteht, Fahrräder brauchen kaum Platz. Dank Trittkraftunterstützung muss niemand verschwitzt am Schreibtisch sitzen, trotz Bergen. Denn die machen auch den Platz für Gewerbeflächen knapp.

Carsharing ist in Siegen und Umgebung keine Alternative

Die Gemeinde Burbach und ihre Unternehmer setzen etwa auf Mitfahrlösungen für überfüllte Parkplätze im Gewerbegebiet, um die zu parkende Blechlawine zu verkleinern. Im Siegener Leimbachtal könnte das Parkhaus am „Summit“ Vorbildcharakter haben – Autos „übereinanderstapeln“ verbraucht weniger knappe Fläche. E-Bikes und bessere ÖPNV-Anbindung, womöglich abgestimmt mit den Bedürfnissen der Anlieger. könnten Abhilfe schaffen. Die Bereitschaft wäre da, ergab jüngst eine Erhebung fürs Leimbachtal. Die Leute sind genervt vom Parkplatzsuchen.

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Carsharing dagegen – „schwierig“, meint der Siegener Wirtschaftsförderer Thomas Runge. Man müsste auf zu viel verzichten, letztlich zählt Komfort. Wer erst mit dem Bus zur Carsharing-Station muss, wählt im Alltag bald wieder das eigene Auto. Solange es keine Alternative gibt, entstehen vor allem in Innenstädten und Wohngebieten Probleme. Vor Einfamilienhäusern gibt es in der Regel auch Stellplätze – vor Mietskasernen oft nicht genug.

Parken ist für die Stadt Siegen ein Wirtschaftsfaktor

In Siegen-Mitte, wo das Auto gar nicht mehr so gern gesehen ist (Stichwort Aufenthaltsqualität), sind die Parkhäuser voll. Wenn die Uni in die Stadt kommt „werden Parkhäuser fehlen“, sagt Kämmerer und KEG-Chef Wolfgang Cavelius. Die Kommunale Entwicklungsgesellschaft betreut 3000 Stellplätze in der City – ein Wirtschaftsfaktor für den städtischen Haushalt. Die Stadt möchte am Liebsten, dass die Menschen in die Parkhäuser fahren und das letzte Stück zu Fuß gehen. Das stößt nicht bei allen auf Gegenliebe. Allerdings ist die Lage in anderen Städten noch deutlich drastischer, meint Wirtschaftsförderer Runge – sowohl was Parkkosten als auch fußläufige Entfernung angeht.

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Die Stadt und ihre KEG suchen jedenfalls ständig nach neuen Standorten für Parkhäuser. Was im Bestand äußerst schwer ist und städtebaulich einigermaßen verträglich sein sollte. Und da sind wir wieder beim Stichwort: Aufenthaltsqualität.

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