Weidenau. In Siegen nutzen Foodsharing, Solina, Feuerwehr, Tafel und Catering Fischer die Coronakrise für eine erfolgreiche Kooperation

Mehr als zwei Tonnen Lebensmittel vor dem Wegwerfen gerettet und dabei jede Menge Menschen glücklich gemacht, das ist die Bilanz einer Aktion von Foodsharing Siegen in Kooperation mit Fischer Catering, der freiwilligen Feuerwehr Weidenau, Solina Siegen und der Siegener Tafel.

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Siegener Caterer leidet unter Coronakrise

Der Siegener Catering Service Fischer liefert normalerweise mehr als 3000 Mahlzeiten pro Tag aus - an Kunden wie Kitas. Doch in der Coronakrise brach ein Großteil dieser Kunden von heute auf morgen weg. Dann kündigte das Unternehmen die Mietverträge für einige Kühlhäuser. Die schon vorgekochten Gerichte und viele Tiefkühlwaren mussten also weg – schnell.

In dieser Situation wandte sich der Caterer an die Lebensmittelretter, die in einer „Hals-über-Kopf-Aktion“ die Rettung organisierten, berichtet Yannick Bollmann von Foodsharing Siegen. Schnell aktivierten sie die persönlichen Kontakte: zur Nachbarschaftshilfe Solina, zur Tafel und zu Freunden und Unterstützern des Netzwerks. In einem Online-Dokument erstellten sie eine Liste mit den Speisen und organisierten die Verteilung.

Siegener Symbiose zu Zeiten von Corona

Ein erster Schwung verteilten sie sofort – innerhalb von 18 Stunden, berichtet Bollmann. An die Siegener Tafel, an das Café Patchwork und an private Personen. Neben den strengen Vorschriften zur Kühlkette und den Hygieneauflagen in der Coronakrise, waren die Mengen eine weitere Herausforderung dabei: Zehn Liter Käse-Lauch-Suppe, Fünf Kilogramm Karotten oder ein Liter Sahne. Eine Portionierung durch die Verteiler wäre nicht erlaubt. Deshalb riefen sie dazu auf, dass sich auch im privaten Umfeld Gruppen bilden sollten.

Was auf diese Weise nicht verteilt werden konnte, wurde nun auf dem Gelände der Feuerwehr in Weidenau unter die Leute gebracht. Die Feuerwehr hatte ein Kühlhaus von Fischer abgeholt und in einer Garage in Betrieb genommen. Online konnten sich Menschen für die Lebensmittel eintragen. Der Abholort wurde ihnen daraufhin erst mitgeteilt. In festen Zeitfenstern konnten sie dann aufs Gelände kommen, ein Team nahm sie in Empfang, ein anderes bereitete die Bestellung vor und ein drittes wickelte die Übergabe ab. So fanden sie am Ende für alle Lebensmittel einen Abnehmer. „Es war unser erklärtes Ziel, dass nichts in der Tonne landet“, freut sich Bollmann.

Wachsende Bewegung

Foodsharing gibt es bundesweit seit 2011, den Siegener Ableger seit 2014. Die Bewegung hat es sich zum Ziel gemacht, das Bewusstsein für die Verschwendung von Lebensmitteln zu schärfen und diese zu bekämpfen.

In der Coronakrise habe die ohnehin ständig wachsende Initiative viele neue Mitglieder und Kooperationspartner gefunden, sagt Yannick Bollmann.

Wer mehr erfahren oder mitmachen möchte, findet Informationen und regelmäßige Webinare unter www.foodsharing-siegen.de

Die Menschen hätten geradezu „begeistert“ auf das Angebot reagiert. „Ohne Hilfe hätte das nicht funktioniert“, stellt er klar. Das sei aber auch das schöne an dem Projekt: Zu sehen, was für Symbiosen in Zeiten von Corona möglich werden. „Vieles normale bricht weg, aber es entsteht Raum für neue Kooperationen.“

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