Siegerland. Der öffentliche Nahverkehr rund um Siegen schneidet im Heimat-Check nicht gut ab. Hier sind mögliche Erklärungen.

Was sagen Fachleute zu dem Bild, das im Heimat-Check unserer Zeitung vom öffentlichen Nahverkehr im Siegerland entsteht? Besonders erstaunt sind beide Gesprächspartner nicht:

Der Fahrgast-Lobbyist

Walter Schindler engagiert sich im Verkehrsclub Deutschland (VCD). Der Werthenbacher ist passionierter Bus- und Bahnfahrgast – und bemüht sich um ein differenziertes Urteil: An den Hauptachsen sei das Angebot gut, sogar das kleine Werthenbach werde am Wochenende stündlich bedient, und wer in Siegen unterwegs sein wolle, komme auch noch in der (Samstag-)Nacht gut nach Hause. Schindler vermutet, dass viele das Angebot gar nicht kennen. Vorschlag: Streckenfahrpläne in jeden Briefkasten. „Das wäre auch eine gute Werbung.“

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Der VCDler hat weitere Ideen:

eine übersichtlichere Tarifstruktur, die keine Bundesländergrenzen mehr kennt – „einen bezahlbaren Deutschlandtarif“. Vier Euro von Rudersdorf nach Siegen seien zu teuer.

Die Umwelt: Walter Schindler rät zur Elektrifizierung weitere Streckenabschnitte, von Kreuztal bis Hilchenbach und von Au bis Altenkirchen. Dann könnte die S-Bahn, die auf dem Wunschzettel der Region steht, mit Elektro- statt mit Dieseltriebwagen fahren.

Mehr Bahnhaltepunkte: Buschhütten „nicht erst in zehn Jahren“, Kaan, Niederdielfen. Und, was noch auf keiner Investitions-Wunschliste steht, Weidenau-Nord. Dort unten an der Glück-Auf-Straße könnten Beschäftigte des Kreisklinikums ein- und aussteigen. Und die Fahrgäste zur Uni auf dem Haardter Berg. Vielleicht, so überlegt Walter Schindler, wäre dort ja die richtige Talstation für die lang diskutierte Seilbahn.

Der Aufgabenträger

Wenn Menschen in der Region mit dem öffentlichen Nahverkehr unzufrieden sind, dann liegt das nicht am Angebot. „Das ist gut“, sagt Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr (ZWS). Der ZWS übernimmt für die beiden Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe die Aufgabenträgerschaft für den Bus-Nahverkehr – er erstellt die Nahverkehrspläne und bringt die Linienbündel in den Wettbewerb, in dem sich Busunternehmen dann um Konzessionen bemühen.

Günter Padt meint, dass die Unzufriedenheit nicht am Fahrplan liegt. „Wir haben massive Qualitätsprobleme.“ Und die führt Padt im Siegener Kernraum vor allem auf fehlende Busspuren zurück. Die Busse stehen im Stau, Verspätungen schaukeln sich auf, am Ende werden Fahrten verkürzt oder fallen komplett aus.

Allzuoft gäben kommunale Planer dem Auto den Vorrang: Deswegen würden statt Buskaps Busbuchten angelegt, aus denen sich die Busse erst wieder einfädeln müssen. Und auch Planungen von Busbahnhöfen kommen auf diese Weise zustande: Die liegen nicht auf der Strecke, sondern werden erst durch Abbiegen erreicht – als Beispiel nennt Padt den in Feudingen geplanten Busbahnhof

Schließlich die Baustellen, die aus Arbeitsschutzgründen immer öfter Vollsperrungen von Straßen nach sich ziehen. Zumindest für Busse, fordert Padt, müsse eine Ausnahme gemacht werden. Günter Padt erinnert an die Baustelle in der Siegstraße in Dreis-Tiefenbach, al dort die Wasserleitung verlegt wurde. Um zu vermeiden, dass ganze Wohnviertel monatelang vom ÖPNV abgeschnitten wurden, wurde ein Baustellenfahrplan installiert. „Da hat das geklappt.“

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