Müsen. Der TuS Müsen macht auch diesen Sommer das Naturfreibad auf. Von Corona lassen sich die Ehrenamtlichen nicht klein kriegen.

Bei einer der schönen Nebensächlichkeiten dieses Sommers darf eine Geschichte auch mal mit dem fast Unwichtigsten anfangen: Wie kommen die 15 Strandkörbe auf den neuen Sandstrand im Müsener Naturfreibad zu ihren Nummern? TuS-Vorsitzender Christoph Schütz hat die wenig spektakuläre Antwort: 2019 wurden sie vom Timmendorfer Strand weggekauft. Dafür steht die 19. Und dann hat das Freibadteam einfach nummeriert: 1901, 1902, 1903…

So bereitet sich das Team vor: Pfingstsamstag geht es los

Es wird einen Freibadsommer in Müsen geben. Ab Pfingstsamstag, 30. Mai. „Wir lassen uns Zeit“, erklärt Christoph Schütz. Denn in diesem Jahr geht es nicht nur darum, das Becken nach der Reinigung mit Wasser aus dem Rothenbach volllaufen und die Sonne ihre Arbeit beim Erwärmen tun zu lassen.

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Corona diktiert auch hier zusätzliche Bedingungen, die das 70-köpfige Freibadteam erst einmal einüben wird. „Wir müssen uns sicher sein, damit sich jeder hier wohl fühlt.“ Die Gäste natürlich. Aber auch die ehrenamtliche Mannschaft. Da setzt manch älterer Mitstreiter in diesem Sommer von vornherein aus. Wie das bei den Besuchern sein wird? „Es kostet uns alle ein bisschen Überwindung, wieder an die Extras ranzugehen“, stellt Christoph Schütz fest. Der Lockdown hinterlässt Spuren.

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Das erwartet die Badegäste: Neue Regeln zum Schutz vor Corona

Eine Videokamera zählt die, die rein- und rausgehen. Für 1000 ist unter den neuen Bedingungen gleichzeitig Platz, normalerweise kommen an einem schönen Sommertag um die 600. Aber jeder von ihnen muss einen Zettel mit Namen und Adresse ausfüllen, die Uhrzeiten von Beginn und Ende des Besuchs müssen eingetragen werden. „Da ist schnell ein Aktenordner voll“, ahnt Wieland Abele, der Leiter des Freibadteams, „wir müssen unser Personal an der Kasse verdoppeln.“

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Gäste können das beschleunigen, indem sie das Blatt schon zu Hause ausfüllen. „Die Jahreskarte bringt hier deutliche Vorteile“, empfiehlt Bürgermeister Holger Menzel. Dann genügt nämlich der Zuruf der Nummer – und dann ist man schon drin.

Da geht es lang: Auf einem großen Monitor können sich Besucher über die neuen Regeln informieren.
Da geht es lang: Auf einem großen Monitor können sich Besucher über die neuen Regeln informieren. © Steffen Schwab

Fast. Wer die Umkleiden benutzt, muss Maske tragen. Wer das WC aufsucht, muss sich den Schlüssel holen, der an der Kasse in einem Desinfektionsbecken liegt. Wer Eis kaufen will oder Pommes, muss sich für die richtige der beiden Warteschlangen am Kiosk entscheiden, mit Maske, natürlich. Pfand für die Becher wird diesmal nicht erhoben, das wäre zu umständlich. „Wir hoffen, dass die Leute auch so alles wieder zurückbringen“, sagt Wieland Abele.

Überhaupt: „Unsere Badegäste wissen, wie sie sich zu verhalten haben“, sagt Heino Schmitt, Chef der Badeaufsicht, „und dann werden wir eine wunderbare Saison haben.“ Mit Abstand. Und ohne den Abstecher auf die Badeinsel, die gesperrt bleiben muss. Weil sie einfach zu klein ist.

Das ist neu in Müsen: Sandstrand und Strandkörbe

Dafür gibt es den Strand: 495 Tonnen Sand auf 500 Quadratmetern, die 15 neuen Strandkörbe, die man tageweise reservieren kann. Die Palmen fehlen noch, wohl auch für immer – dort soll lieber Dünengras wachsen. Insgesamt 90.000 Euro hat dieser erste Bauabschnitt gekostet, der noch nicht ganz fertig ist: Ein Wasserlift für Rollstuhlfahrer und ein Metallturm für die Badeaufsicht werden noch herbeigeschafft, nebenbei wurde eine der Treppen ins Wasser durch eine Rampe ersetzt. 65 Prozent des Betrags kommen aus Dorferneuerungsmitteln von Bund und Land, zehn Prozent von der Stadt und der Rest von Sparkasse sowie Tourismus- und Kneippverein.

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Das ist nicht alles: Behinderten-WC und -Dusche kommen noch in diesem Jahr, außerdem die Erweiterung des Beachvolleyballfelds, 2021 folgt der Bau des Stegs entlang der Trennlinie von Schwimmer- und Nichtschwimmerbereich zur gegenüberliegenden Seite des Weihers, wo eine Chill-Out-Area und eine Sprungschaukel locken. 2022 wird das Modernisierungsprogramm mit der Erneuerung des Spielplatzes abgeschlossen, der dann auch außerhalb der Saison zugänglich sein wird. „Wir haben ja sonst in Müsen nur den Spielplatz an der Grundschule“, sagt Dominik Wagener von der städtischen Tiefbauabteilung.

Vor drei Jahren habe er die Idee mit dem Strand gehabt, erinnert Bürgermeister Holger Menzel: „Da wurde ich erst mal ein bisschen komisch angeguckt.“ Das legte sich schnell, „Als nächstes merkte man, dass 10.000 Euro nicht reichen“, berichtet Kyrillos Kaioglidis. Denn da kam er als städtischer Wirtschaftsförderer ins Gespräch, um Fördergeld zu beschaffen Und dann, so erzählt Heinz Scheffe, der das Team für die Außenanlagen leitet, „waren alle begeistert, von der ersten Minute an“.

So gut ist die Stimmung: Klein beigeben gilt nicht

Das Geld? Die Saison wird für den Verein teurer als sonst – „was auch immer das für 2021 bedeutet“, sagt Vorsitzender Christoph Schütz. Womöglich müssen dann die Eintrittskarten teurer werden. Aber vor der Seuche klein beigeben? Das war wohl nie eine Alternative. Im März, als sich die Pandemie ihrem Höhepunkt entgegenarbeitete, wurden die Hebel umgelegt, um die Saison vorzubereiten. Viele haben mitgemacht. „Es ist unglaublich, wie einfach es in Müsen ist, Leute zu aktivieren“, berichtet Heinz Scheffe. Da seien die Müsener „einfach klasse“.

Auch Buschhütten macht auf

Das Warmwasserfreibad Buschhütten startet am Samstag, 30. Mai. Der Einlass wird auf 600 Personen beschränkt. Um den Andrang möglichst zu verteilen, werden die Öffnungszeiten montags bis freitags auf 7 bis 20 Uhr erweitert, am Wochenende ist das Bad von 10 bis 19 Uhr geöffnet.

Voraussetzung für ein Betreten des Bades ist eine Registrierung mit Namen und Kontaktdaten. In der Warteschlange und im Umkleidegebäude soll eine Mund-Nase-Bedeckung getragen werden. Die Hände sind beim Betreten des Bades zu desinfizieren, der Abstand von 1,5 Metern muss überall eingehalten werden. Sammelumkleiden und Duschen sind gesperrt, ebenso alle Spielgeräte, die Wasserrutsche, das Beachvolleyballfeld, der Sprungturm, der Kiosk und er Liegenverleih.

Das Freibad, sagt Christoph Schütz, sei für das Dorf „Herzenssache“. Auch deshalb startet diese ganz besondere Saison anders als sonst: 100 Testbesucher werden an einem Abend in der nächsten Woche Statisten spielen, um die neuen Abläufe zu erproben. „Die sollen sich ins Wasser legen und retten lassen und auch mal auf der Insel randalieren.“ Und dann soll der Freibadsommer mit gutem Gefühl für alle beginnen. „Wir können das vertreten.“

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