Hilchenbach. Seit Jahrzehnten lagerte die Philharmonie Südwestfalen historische Pauken in Hilchenbach. Jetzt konnten die antiken Schätze restauriert werden

In den vergangenen Wochen hat der Förderverein der Philharmonie Südwestfalen die Renovierung und Restaurierung zweier historischer Kurbelpauken finanziert, die lange nicht zum Einsatz kommen konnten.

Nun erstrahlen sie in neuem Glanz und klingen wieder wie neu. Das ermöglicht dem Orchester, zukünftig in Programmen der Wiener Klassikwahlweise auch kleinere Pauken einzusetzen. Solopauker Matthias Kelemen erklärt im Gespräch die Besonderheiten der Instrumente.

Was ist eine Kurbelpauke? Warum heißt die so?

Matthias Kelemen: Die Kurbelpauken sind die Nachfolger der barocken Schraubenpauken, die über fünf bis sechs Schrauben gestimmt wurden. Mit Beginn des 19. Jahrhunderts wurde eine neue Mechanik entwickelt, mit der man zentral über eine Kurbel die Pauke stimmen konnte, was ein erheblicher Fortschritt war. Historisch stehen sie also zwischen der Barockpauke und unserer modernen Pedalpauke.

Was unterscheidet die Kurbelpauke von unseren „normalen“ Pauken?

Heute spielen wir auf den zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelten „romantischen“ Pauken. Statt der Kurbel besitzen sie ein Pedal, mit dem die Tonhöhe per Fußtritt blitzartig verändert wird. So ist es möglich, auf einer einzigen Pauke ganze Melodien zu spielen.

Wofür braucht man Kurbelpauken, wenn man Pedalpauken hat?

Da sich im Laufe der Jahrhunderte nicht nur die Stimmtechnik, sondern auch die Form und damit der Klang der Pauken verändert hat, ist es wunderbar, unterschiedliche Instrumente zur Verfügung zu haben. Kurbelpauken eignen sich hervorragend für die Musik der Wiener Klassik. Die romantischen Pauken eignen sich auch durch ihr größeres Volumen für die neuere Musik, die mit größeren Orchesterbesetzungen daherkommt.

Wie alt sind diese beiden Pauken? Kann man das sagen oder zumindest eingrenzen?

Der Dresdener Apparatebau wurde 1923 von „Jähne & Boruvka“ gegründet. Unsere Pauken stammen aus der Produktionszeit, als die Firma von „Spenke & Metzl“ fortgeführt wurde.

Was hat Sie letztendlich bewogen, die Renovierung in Auftrag zu geben und die Teile nicht zu verschenken, verkaufen oder verschrotten?

Die Kurbelpauken standen seit Jahrzehnten in unserem Instrumentenlager, waren aber nicht spielfähig. Da wir aber auch immer wieder Programme mit kleineren Besetzungen oder mit historischen Instrumenten spielen, bei denen die romantischen Pauken zu dominant sind, gab es schon lange den Wunsch, die beiden Schmuckstücke zu renovieren und spielfähig zu machen. Das hat uns der Förderverein der Philharmonie ermöglicht.

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