Hier steht, wie Sebastian Loos zu dem Bild von der Wasserburg Hainchen im 18, Jahrhundert gekommen ist.

1. Schritt: Pläne auswerten

Weil Sebastian Loos auch einmal Archäologie und Geschichte studiert hat, wundert es nicht, dass Burgenhistoriker Olaf Wagener für sein Projekt hier offenehainchen Ohren fand: Für die Infotafeln am historischen Rundweg um die Wasserburg Hainchen braucht der Burgenverein Bilder. Der Mediendesigner hatte einen Grundriss und eine Ansicht von 1777 und einen Katasterplan von 1793. Und dann, sagt Sebastian Loos, kam „einfach Feldarbeit“.

2. Schritt: Feldarbeit mit Laser und Drohne

Mit der Drohne und dem Vermessungslaser werden Daten gewonnen, die Koordinaten im dreidimensionalen Raum verdichten sich zu Punktwolken und werden vom Designer zu Vielecken verbunden. „So haben wir die Wände hochgezogen.“ Einschließlich der wohl alsLagerkammern genutzten Giebel, die im Plan gar nicht vorkommen. „Das waren eher Prunkpläne.“ In denen naturgemäß auch die Details der Küche kaum eine Rolle spielen – die hat Siegfilm in Netphen später aus Funden und der Kenntnis anderer Gebäude rekonstruiert.

Die Kacheln des Ofens gab es in Wirklichkeit auf der Hilchenbacher Ginsburg, die Giebelfenster im Oberen Schloss in Siegen. „Wirklichkeitsgetreu ist das niemals“, sagt Sebastian Loos, „aber wir versuchen, so nahe wie möglich ans Original zu kommen.“ Eine ganze Menge Kombinationsvermögen gehört dazu, und auch eine solide Basis in Mathe und Physik: An Säulen und Kellergewölbe, erklärt Loos, „konnten wir errechnen, wie das Gebäude ausgesehen hat.“ Soll heißen: Dann standen die tragenden Wände und nicht die, die später dazwischen gebaut wurden.

3. Schritt: Polieren – der Modellbau ohne Bausatz

Fenster und Türen kommen später dazu, wie Fliesen und Küchengeräte, die Blumen und Bäume im Park und viele andere Details auch. „Polieren“ nennt das Judith Loos-Dörr, „das ist wie Modellbau ohne Bausatz.“ Die bunte, strukturierte Oberfläche über dem Computergrau ist dann die „Textur“, die das digitale Kunstgebilde authentisch erscheinen lässt. Auf den Weg zur Brücke legt der Designer das Pflaster, das tatsächlich bei der Neugestaltung des Parks im vorigen Jahr ausgegraben worden ist.

4. Schritt: Fotografieren

Und dann kommt der letzte Akt, das Bild von der Burg: Die Fotogrammetrie nimmt erst die Verzerrungen heraus, die die normale Fotokamera vom Objekt macht, die ja von der Perspektive abhängig ist. Danach wird gerendert – wirklichkeitsnaher Lichteinfall simuliert. Es entsteht ein Bild von einem Objekt, das von einer Kamera aufgenommen wurde. Wobei es weder das Objekt noch die Kamera gibt. Verrückt, eine faszinierende Illusion.

Sebastian Loos ist nach monatelanger Feinarbeit am Rechner nüchtern: „Eigentlich nichts Greifbares entstanden“, meint er. „Nur Nullen und Einsen“, kommentiert Judith Dörr-Loos noch realistischer. Was nicht heißt, dass sie nicht Feuer fürs historische Thema gefangen hätten: An der Medienausstattung der Burbacher Vogtei wirken die Leute von Siegfilm auch mit, und wenn demnächst die Ginsburg fürs 21. Jahrhundert ausgestattet wird, werden die Netphener auch wieder mit dabei sein.

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