Viele Aufgaben, wenig Zeit: Eine Pflegekraft über ihren Alltag.
„Es wurde eine Krankenschwester abgezogen, die sich nur um Aufnahmen kümmert, eine andere stellt wochentags Medikamente für alle Patienten zusammen, ein Pfleger geht morgens mit in die Grundpflege und übernimmt dann den Rolldienst, manche Stationen haben Stationssekretärinnen. Für die Materialbestellung kontrolliert jemand den Bestand der gängigsten Materialien und bestellt. Eine Dame geht morgens durch die Zimmer und fragt nach Essenswünschen.
Wird von denen einer krank, übernimmt die Station alle Aufgaben. Ich habe das Gefühl, wir gehen eher rückwärts, demnächst gibt es dann wieder eine reine Funktionspflege wie vor 30 Jahren, bei der jeder nur sein Aufgabenfeld abarbeitet. [...] Hätte die Krankenschwester Zeit, mit auf Visite zu gehen, würde auf dem Weg Arzt-Schwester auch nichts verloren gehen.
Mir wurde von der Pflegedienstleitung öfter gesagt: ‘Sie müssen selber abschätzen, was wichtig ist und was sie liegen lassen können, wenn zu wenig Personal da ist.’ Lasse ich Bürokratie liegen, bekomme ich eine Verwarnung, da ja so nicht mit der Krankenkasse ordentlich abgerechnet werden kann. Wasche ich Patienten aus Zeitgründen nur oberflächlich oder mobilisiere ihn nicht zu jeder Mahlzeit in den Rollstuhl, beschweren sich höchstens Angehörige. [...] Man darf nicht vergessen: dieser ganze Druck kommt von den Krankenkassen. Wird irgendeine Skala nicht richtig ausgefüllt oder die Notwendigkeit einer Behandlung nicht dokumentiert, wird Geld gestrichen. Ein Krankenhaus ist ein Wirtschaftsunternehmen, der Patient die Kuh, die gemolken wird. Viele Kühe, wenig Melker, das bringt Geld.“