Kreuztal/Hilchenbach. Es gibt wieder Gottesdienste. So erleben Gläubige ihre erste Messe nach der Kirchenschließung wegen Corona in Dahlbruch.
Seit 1. Mai dürfen auch in den Kirchen des katholischen Pastoralverbundes Nördliches Siegerland wieder Gottesdienstes gefeiert werden. Am Samstagabend kamen in Krombach 45 Personen in die Kirche, am Abend wurde in der Kreuztaler Christus-Erlöser-Kirche der neue Pastor Edgar Zoor in sein Amt eingeführt. Zum Gottesdienst am Sonntagmorgen in der Pfarrkirche St. Augustinus in Dahlbruch waren 35 Personen gekommen. 20 Gottesdienstbesucher waren es in Hilchenbach.
Mit Maske, Gesangbuch und Platzanweiser
Gottesdienst in Dahlbruch: Die Kirche war vermessen worden, Abstände mussten ermittelt werden, um dann einen Plan erstellen zu können, wie und wo die Kirchenbesucher Platz nehmen durften. „In der Anfangszeit und der Eingewöhnungszeit besteht kein Anspruch auf freie Platzwahl“, erklärt Annelie Wirke als Beisitzerin des Pfarrgemeinderates.
Sie empfängt die Kirchenbesucher am Sonntagmorgen. Einige Besucher haben sich ihre eigenen Gesangbücher mitgebracht, außerdem ihre Mund- und Nasenmasken. Wer keine dabei hat, für den greift Annelie Wirke in einen großen Umschlag und schenkt einen Einmalmundschutz.
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Küsterin Rita Feierabend weist auf die Sprühflasche mit Desinfektionsmittel hin. Danach übernimmt Dr. Erwin Isenberg, der zusammen mit seiner Frau Paula Isenberg als Platzeinweiser fungiert, den weiteren Weg in der Kirche. Kirchenbänke mit weißem oder grünem Punkt standen zur Verfügung, weiß stand für „Sitzplatz mit Partner/Sondersitzplatz“ und grün für „normalen“ Sitzplatz. 44 Bankplätze und 15 Stühle auf Reserve, hinzu kommen 32 Partnerplätze, zusammen maximal 81.
„Es ist alles neu und bedarf viel Arbeit. Aber in habe schon in Kreuztal und in Krombach erlebt, dass die Menschen die Vorgaben einsehen und einfach froh sind, wieder gemeinsam Gottesdienst zu erleben“, erklärt Annelie Wirke.
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Ein Stück Normalität
„In meinem Alter sind solche Ausnahmezustände ganz, ganz schwer“, gesteht die 86-jährige Elfriede Ringbeck, „man wird ja durch Corona vollkommen aus dem normalen Leben gerissen.“ Die Kinder leben in Leipzig und Aachen, für ein Treffen habe sie sogar bei der Polizei um Erlaubnis gefragt. Kontakte zu Hause hat sie vor und nach der Kirche. „Als ich den Anruf bekam, dass am Sonntag wieder ein Gottesdienst stattfindet, konnte ich nur noch jubeln.“
Karl-Josef Rump, der zusammen mit seiner Frau Renate in der Sitzbank Platz genommen hat, trägt einen Mundschutz. „Die lange Zeit ohne Kirche ist mir sehr schwergefallen“, sagt der 75-Jährige.
„Wir hatten schon vor, in die Kirche nach Kreuztal zu fahren“, erzählt Jan Beerwerth. „Ich gehe zwar nicht regelmäßig in die Kirche, doch der heutige Tag gibt mir eine wenig Normalität zurück.“ Nach Wochen der Kontaktlosigkeit gebe es ein wenig ein Gefühl von Freiheit, meint der 42-Jährige.
Seine 14-jährige Tochter Luisa Beerwerth empfindet das anders: „Es ist keine Normalität für mich. Es ist eher schöne Abwechselung, endlich mal wieder viele Menschen zusammen zu erleben.“
Ungewohnt für Messdiener und Organist
Luna Ballion ist an diesem Sonntagmorgen als Messdienerin im Einsatz. Die 14-Jährige erzählt nach dem Gottesdienst: „Es war für mich ein komisches Gefühl in so viele Gesichter zu schauen, die eine Maske aufhaben“. Der 19-jährige Linus Ballion ist ebenfalls als Messdiener dabei gewesen: „Es waren deutlich weniger Leute als sonst in der Kirche. Dass wussten wir natürlich vorher schon, doch irgendwie war es komisch für mich.“
Karl Heinz Weber sitzt an diesem Morgen an der Orgel. „Ich war ein bisschen aus der Übung. Doch wenn man das seit 40 Jahren macht, kann man es eigentlich nicht so schnell verlernen“, schmunzelt er.
Eucharistie mit Handschuhen
Pfarrer Friedhelm Rüsche ist froh. „Nach sieben Wochen wieder einen Gottesdienst zu leiten und für die Gemeinde zugänglich zu machen, ist eine unbeschreiblich schöne Sache. Wir können so aus der Lähmung und Isolation herauskommen. „Von Woche zu Woche rantasten“, so hofft der Pfarrer auf Normalisierung. Die Hostie bei der Eucharistie verteilt Rüsche mit Einmalhandschuhen. Ein merkwürdiger Anblick, an den sich die Gemeinde vorerst gewöhnen muss. Ebenso wie an die vielen bunten Kreise auf den Sitzbänken, Striche und Linien am Boden und die gesperrten Sitzbänke.
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