Siegen. Selbst wenn die Wiedereröffnung der Mensen erlaubt wird, hat das Studierendenwerk Siegen ein Problem: Es sind keine Studierenden vor Ort.
Das Sommersemester beginnt, aber der Campus bleibt menschenleer – und ob das Studierendenwerk Siegen seine Mensen und Caféterien bald wieder öffnet, ist noch unklar. Seit dem 19. März sind die Gastronomiebetriebe des Studierendenwerks geschlossen. Etwa 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind seitdem zu Hause. Aber selbst wenn Ende des Monats entschieden würde, dass Restaurants und Cafés wieder öffnen dürfen, könnten die Mensen und Cafeterien des Studierendenwerks noch länger geschlossen bleiben. Die Vorlesungen an der Universität Siegen werden seit dem 20. April nun erstmal online abgehalten.
Detlef Rujanski, Geschäftsführer des Studierendenwerks, sieht den nächsten Monaten mit sehr gemischten Gefühlen entgegen: „Selbstverständlich freut es uns, wenn es gelingt, das Studium weitestgehend digital durchzuführen. Aber wir hatten natürlich gehofft, unsere Mensen und Cafeterien wieder öffnen zu können, sobald dies für Restaurants und Cafés wieder erlaubt wird. Das könnte schon bald der Fall sein.“ Wenn die meisten Studis jedoch von zu Hause aus studieren und auch die Uni-Mitarbeiter im Homeoffice sind, bestehe kein Bedarf, die großen Betriebe zu öffnen.“
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Auch Wohnheimplätze bleiben in Siegen leer
Als öffentliche Einrichtung müsse das Studierendenwerk zwar nicht um seinen Bestand fürchten, aber je länger die Corona-Krise andauert, umso mehr wirke sie sich auf seine finanzielle Situation aus. Rujanski: „Die Corona-Krise ist eine absolute Ausnahmesituation, wie ich sie in 27 Jahren als Geschäftsführer noch nicht erlebt habe.“ Das Studierendenwerk finanziere seine Dienstleistungen normalerweise zu fast 20 Prozent aus Umsätzen der Mensen und Cafeterien. „Die fallen nun komplett weg.“ Weitere 23 Prozent kommen aus der Vermietung von Wohnheimplätzen. „Die Wohnheime sind momentan jedoch auch nicht voll belegt, weil zum Beispiel viele ausländische Studierende derzeit gar nicht einreisen können.“
Das Land NRW habe eine Soforthilfe in Höhe von 176.000 Euro für März und April überwiesen. „Wir gehen aber davon aus, dass sich die Lage erst in Monaten wieder normalisieren wird“, sagt Rujanski.
Siegener Studierende können Bafög aufstocken lassen
Auch bei den Studierenden machten sich die Auswirkungen der Pandemie finanziell bemerkbar, weil sie zum Beispiel ihre Nebenjobs in der Gastronomie verloren haben. Auch darauf weist Detlef Rujanski hin. In der Abteilung für Studienfinanzierung kümmert sich das Studierendenwerk um Finanzierungsprobleme der Siegener Studierenden. BAföG-Anträge können weiter gestellt werden. Zwar gibt es derzeit keine persönlichen Sprechstunden, da Publikumsverkehr vor Ort ist bis auf weiteres nicht möglich ist, das BAföG-Amt ist aber täglich per Telefon und E-Mail zu erreichen.
Für Studierende könnte es sich in der momentanen Situation durchaus lohnen, Kontakt mit dem BAföG-Amt aufzunehmen. „Unter bestimmten Bedingungen kann es sinnvoll sein, einen BAföG-Antrag oder einen Änderungsantrag zu stellen, nämlich dann, wenn die Eltern über einen längeren Zeitraum erhebliche Einkommenseinbußen zu verzeichnen haben, zum Beispiel aufgrund von monatelanger Kurzarbeit oder aufgrund von Arbeitslosigkeit. Es soll auch Flexibilisierungen geben: Einkommen aus allen Studenten-Jobs in systemrelevanten Bereichen soll nicht angerechnet werden“, so Rujanski weiter.
Für Studierende, die kein BAföG bekommen können, gibt es die Möglichkeit, ein zinsloses Darlehen bis zu 12.000 Euro bei der Darlehenskasse der Studierendenwerke (Daka) über das Studierendenwerk zu beantragen. Einzige Voraussetzung ist die Stellung eines Bürgen.
Warten in Siegen auf Nothilfefonds für Studierende
Auf Bundesebene wird das Thema eines Nothilfefonds für Studierende immer noch heiß diskutiert: Rujanski: „Unser Dachverband, das Deutsche Studentenwerk, verhandelt seit drei Wochen intensiv mit Bundesbildungsministerin Karliczek über die Modalitäten einer bundesweiten Hilfe für infolge der Corona-Pandemie in Not geratene Studierende. Wir gehen derzeit davon aus, dass das Bundesministerium ein Programm für zinslose Darlehen auflegen wird, das über die BAföG-Ämter beantragt werden kann. Gedacht ist an einen monatlichen Betrag von 500 Euro für drei Monate.“
Auch auf Landesebene ist Rujanski mit dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft in intensiven Gesprächen. „Wir hoffen, dass wir alsbald zu Ergebnissen kommen. Die Studierenden brauchen die Hilfe jetzt“, so Rujanski.
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