Die Menschen sind sehr schnell dabei, Grundrechte preiszugeben, beobachtet Hendrik Schulz. Ein Kommentar

Eine gewisse Lust an repressiven Maßnahmen ist in diesen Tagen bei einigen zu beobachten. Eine Lust daran, die hart zu bestrafen, die sich nicht an die Regeln halten - wo man selber doch vorbildlich zuhause bleibt. Ja: Es ist dumm, unsolidarisch und egoistisch - asozial heißt das wohl – , die Vorschriften zu ignorieren und sich zu versammeln, wie es gerade passt, zu tun als wäre nichts und als würden die Regeln für einen selbst nicht gelten.

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Es ist dieser Tage einfach, sich moralisch überlegen zu fühlen. Man muss einfach nur zuhause bleiben und kann auf die herabblicken, die das nicht tun. Und schon mehren sich die Stimmen derer, die härtere Strafen für Regelverstöße fordern, die Stadt Menden will im vorauseilenden Gehorsam Kontaktpersonen, die nicht zuhause waren, internieren. Wohlgemerkt: Kontaktpersonen. Nicht Infizierte. Weil sie nicht da waren, als das Gesundheitsamt sie aufsuchen wollte. Das weckt ziemlich ungute Assoziationen.

Bis an die Grenze des Erträglichen

Grundrechte, festgeschrieben in der Verfassung, sind außer Kraft gesetzt – und kaum Stimmen der Besorgnis dazu. Stattdessen: Immer mehr, die das rechtlich Mögliche bis an die Grenzen des Erträglichen ausdehnen wollen. Einfach weil es gerade geht, so scheint es. Ja, es ist gerade wohl nötig, Freiheiten zu beschränken und das auch durchzusetzen, zum Wohle aller. Aber drastische Strafen, Repressionen, Denunziantentum – das braucht es nicht. Das hatten wir schon mal. Ist nicht gut ausgegangen.

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