Siegen. Siegener Tafel erlässt Gästen am letzten Ausgabetag in Zeiten von Corona den symbolischen Euro: „Die Bedürftigen brauchen jetzt jeden Cent“.
Ab Montag, 23. März wird die Siegener Tafel den Betrieb wegen des Coronavirus vorübergehend einstellen – es gibt keine Lebensmittelspenden von den Geschäften mehr. Außerdem gehören die meisten der rund 130 Ehrenamtlichen zur Risikogruppe oder haben ein Familienmitglied, das zur Risikogruppe gehört.
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„Wir sind zu den Läden gefahren – es stand einfach nichts parat“, sagt Tim Müller, Sprecher der Siegener Tafel. Üblicherweise kämen bei einer Tour zwischen 80 und 90 Kisten mit Lebensmitteln zusammen – jetzt waren es noch 10 bis 20. „Wir können die Menschen nicht versorgen“, sagt Müller. Die Menschen würden derzeit so viele Lebensmittel in den Supermärkten kaufen, dass diese kaum noch etwas übrig hätten. Das bisschen, was anfällt, reiche nicht für die Bedürftigen. Anfang der Woche habe man noch gehofft, dass es weitergehen könnte.
Siegener Tafel versorgt Gäste ein letztes Mal mit Nudeln und Reis aus Lagerbeständen
In jedem November führt die Siegener Tafel zusammen mit den Rewe-Märkten der Region die Aktion „Lagerräumung“ durch – im Frühjahr ist das Lebensmittelaufkommen ohnehin gering, sagt Müller. Dass es in diesem Frühling so gering sein würde, hätte vor ein paar Monaten niemand erwartet – aber wenigstens war das Lager der Tafel noch gut mit lange haltbaren Lebensmitteln wie Nudeln und Reis gefüllt. Die Siegener Tafel räumte ihr Lager leer und packte Tüten, die sie im Außenbereich direkt den Gästen an die Hand gab – in den beengten Räumlichkeiten der Ausgabestelle hätte man die Mindestabstände nicht einhalten können. Dennoch würden sich auch die Mitarbeiter in dieser Enge begegnen, „wir möchten keine Gruppen mehr bilden“, betont Müller.
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Man habe den Menschen bewusst nicht gesagt, dass vergangene Woche die vorerst letzten Ausgabetermine stattgefunden hätten. Roswitha Junak-Mößner, 1. Vorsitzende der Siegener Tafel, berichtet, dass man den Gästen den symbolischen Beitrag für die Lebensmittel erlassen habe. „Für die nächste Zeit brauchen die Bedürftigen jeden Cent.“ Der Vorstand appelliert an die Nachbarn: „Wenn Sie in der Nachbarschaft jemanden haben, der bedürftig ist, dann geben Sie ihm bitte etwas ab. Mir blutet das Herz, dass wir das nicht mehr leisten können“, sagt Junak-Mößner.
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