Kreuztal. Die Menschen halten wegen der Corona-Pandemie auf dem Kreuztaler Wochenmarkt Abstand, die Händler schützen sich. Die Geschäfte gehen ganz gut.

Die Sonne scheint, die Blumen blühen. Und das nicht nur in den Vorgärten: Auch auf dem Kreuztaler Wochenmarkt zeigen sich Schnittblumen, Obst und Gemüse in kräftiger Farbe. Auf dem Wochenmarkt am Donnerstag, 19. März, auf dem Roten Platz wird deutlich: Die Menschen machen sich Gedanken, nehmen die Warnungen zu Corona ernst.

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„Die Menschen halten den Mindestabstand schon ein und achten selbst darauf, wenn ihnen jemand zu nahekommt“, sagt Michael Münker. Der Freudenberger verkauft mit seinem Team Obst und Gemüse. „Die Umsätze sind relativ gut“, sagt er, nicht nur in Kreuztal. Aber etwas weniger Menschen sind schon hier, meint er. Obst und Gemüse zu hamstern mache ja auch keinen Sinn. Veränderungen beim Einkaufsverhalten merkt er aber: „Während früher fünf Pfund Kartoffeln gekauft werden, nehmen sie heute gleich fünf Kilo mit“, so Münker.

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Kreuztaler Brothändlerin hält beim Kassieren Abstand

Einige Meter weiter verkauft Martina Hebel Brot. „Wir haben schon das Gefühl, die Leute kaufen mehr. Entweder auf Vorrat oder weil viele Zuhause sind“. Mehrfach hätten sie Nachschub holen müssen. Die Kunden seien freundlich und zuvorkommend – und vorsichtiger. „Auch vor meinem Stand halten sie Abstand zueinander. Und sprechen sich auch schon mal an, wenn ihnen die Entfernung zu klein ist“, sagt Hebel. Da auf dem Wochenmarkt viel bar bezahlt wird, hat sie sich Gedanken gemacht: Kunden müssen das Geld auf eine Schale legen, sie nimmt es, wenn die Hand des Kunden weg ist, „dabei habe ich natürlich Schutzhandschuhe an.“

Erst wenn Heinz Viereck die Geldscheine auf die Schale gelegt hat, nimmt Martina Hebel das Geld entgegen. Natürlich immer geschützt mit einem Handschuh.
Erst wenn Heinz Viereck die Geldscheine auf die Schale gelegt hat, nimmt Martina Hebel das Geld entgegen. Natürlich immer geschützt mit einem Handschuh. © Kai Osthoff

Simon Ebener steht hinter einer Glasscheibe und verkauft Käse. Auch er erzählt, dass die Kunden auf den Abstand zueinander achten. „Wir haben 85 Prozent Stammkunden, die jede Woche kommen. Die wissen auch, dass man die Hygienevorschriften mit dem Mindestabstand im Freien viel besser einhalten kann als im Geschäft“, sagt Ebener. Weil er diesmal allein im Verkaufswagen ist, ist es umständlicher als sonst: Sind sie zu zweit, bedient einer die Kunden, der andere kassiert. Jetzt muss er beim Bezahlen immer wieder einen Handschuh an- und später wieder ausziehen.

Einmalhandschuhe sind mancherorts in Kreuztal schon vergriffen

Viele Kunden machen sich Gedanken. Der 76-jährige Heinz Viereck sagt: „Ich finde es gut, wenn der Wochenmarkt weiterhin bestehen bleibt. Hier hat man mehr Platz und kann sich aus dem Weg gehen.“ Gerhard-Ulrich Reuber trägt Einmalhandschuhe und achtet nach eigenen Angaben darauf, sich nicht selbst anzustecken – wie die meisten. „Aber bei jüngeren Leuten merke ich das oft nicht. Wenn man dann etwas sagt, kommen auch schon mal dumme Kommentare. Es haben halt einige noch nicht den Ernst der Lage verstanden“, so der Kreuztaler. Er hat sich jedenfalls einen Vorrat an Handschuhen zugelegt.

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Einige stehen oder sitzen nach wie vor eng zusammen. „Ich weiß, eigentlich dürften wir das nicht. Denn das Virus schreckt ja auch vor Verwandtschaft nicht zurück“, sagt eine junge Frau, die neben ihrer Oma auf einer Bank sitzt. „Wir haben schon auf eine Umarmung verzichtet. Ganz verhindern, dass sich das Corona-Virus schnell verbreiten kann, können wir ja auch nicht. Aber vorsichtig sein müssen wir schon“, sagt sie.

Inzwischen sind mancherorts auch Plastikhandschuhe schon vergriffen. Für eine Kreuztalerin problematisch, erzählt die Frau: Sie sei durch ihre Krebserkrankung vorbelastet und gehöre damit zur Risikogruppe.

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