Siegen-Wittgenstein. Siegener mit Coronavirus infiziert – Auswirkungen aufs öffentliche Leben: Kreis empfiehlt allen Veranstaltern, Termine möglichst zu verschieben.

Dass ein zweiter Mann in Siegen-Wittgenstein, ein knapp 60-jähriger Siegener, mit dem Coronavirus infiziert ist, hat Auswirkungen auf das öffentliche Leben: Der Krisenstab der Kreisverwaltung empfiehlt ab sofort allen Veranstaltern, öffentlichen wie privaten, grundsätzlich zu hinterfragen, ob Veranstaltungen tatsächlich stattfinden müssen oder ob sie verschoben werden können.

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Wenn sie verschiebbar sind, ist die weitere Empfehlung eindeutig: Vorerst absagen und so einen Beitrag zur Senkung des Infektionsrisikos leisten. Das gelte auch für Jahreshauptversammlungen, die aktuell bei vielen Vereinen anstehen, sagte Landrat Andreas Müller am Mittwochabend, 11. März, im Kreisgesundheitsausschuss.

Keine Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen mehr in Siegen-Wittgenstein

Bei allen Veranstaltungen mit mehr als 500 Personen nimmt das Gesundheitsamt den Veranstaltern die Entscheidung ab: Ab sofort dürfen diese nicht mehr stattfinden. Diese Regelung gilt zunächst bis zum Ende der Osterferien. Man könne damit rechnen, dass die Veranstaltungsgrößen in den nächsten Tagen kleiner, Auflagen höher würden, sagt Landrat Andreas Müller.

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Die Einschränkung hat auch den Hintergrund, den Aufwand der Ermittlungen zu begrenzen, weil bei Großveranstaltungen sehr viele Kontaktpersonen identifiziert werden müssen. Schon jetzt wurde innerhalb der Kreisverwaltung entsprechend Personal umgeschichtet, im Grunde jedes Amt arbeitet dem Gesundheitsamt zu, „eine Veranstaltung mit 500 Leuten wäre mit drei Gesundheitsaufsehern gar nicht mehr zu machen“, sagt die zuständige Dezernentin Helge Klinkert. Menschen, die in der „kritischen Infrastruktur“ arbeiten – Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Gesundheitswesen – werden dringend gebeten, vorerst gar keine Veranstaltungen mehr privat zu besuchen.

SPD: Kreis Siegen-Wittgenstein geht unaufgeregt und professionell mit Corona um

„Die Lage ist äußerst dynamisch“, sagt Landrat Andreas Müller. Die Maßnahmen der Kreisverwaltung wurden ab Freitag hochgefahren, als sich die Ortsbehördenkonferenz mit den Bürgermeistern am Dienstag auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt hatte, war dies am gleichen Abend mit dem ersten bestätigten Infizierten bereits Makulatur. Eine Ausnahmeregelung gibt es beispielsweise – noch – für die Siegerlandhalle, wo zunächst noch Veranstaltungen mit bis zu 800 Personen stattfinden dürfen, weil die räumliche Situation mit entsprechenden Einrichtungen für Einlass und Belüftung und genug Platz besondere Hygienemaßnahmen ermögliche.

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„Wir wissen nicht, was in zwei Wochen ist“, sagt Landrat Andreas Müller mit Blick Richtung Politik. Die CDU etwa hatte in einem Dringlichkeitsantrag vom 2. März zum Gesundheitsausschuss mangelnde Informationspolitik seitens des Kreises kritisiert. Das wiederum wies die SPD scharf zurück – noch bevor der Bundesgesundheitsminister oder das Robert-Koch-Institut eine Empfehlung abgäben, könne das wohl kaum die Kreisverwaltung tun. Kreis, Gesundheitsamt und Krisenstab leisteten unaufgeregte, professionelle Arbeit im Umgang mit der Situation.

Siegen-Wittgensteiner System zum Umgang mit Coronavirus hat sich derzeit bewährt

„Jeder fragt, was es noch zu wissen gibt“, so Müller dazu – immer noch stehe ihm und seinen Leuten keine Glaskugel zur Verfügung. Was-Wäre-Wenn im Detail darzulegen mache einfach keinen Sinn – zum Einen gibt es Pandemiepläne, auch heruntergebrochen auf die Region und das Coronavirus, zum anderen werde die Lageeinschätzung des in Deutschland federführenden Robert-Koch-Instituts mehrfach täglich überarbeitet.

„Wir machen anlassbezogen konkrete Vorschläge“, betont Müller. Nach wie vor sei der erste Schritt für alle: Einen niedergelassenen Arzt anrufen. „Vermutlich wird uns das jetzt einige Wochen begleiten“, sagt Gesundheitsdezernentin Klinkert. Das aktuelle System mit den beiden Coronavirus-„Testzentren“ in Bad Berleburg und in Siegen sowie mobilen Teams habe sich bewährt, „wir müssen permanent schauen, wie sich die Lage entwickelt“, sagt Anke Schmidt vom Gesundheitsamt.

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