Netphen. In Netphen hat sich das Projekt „Radeln ohne Alter“ gegründet. Die Idee: Mit einer Rikscha-Fahrt gesellschaftliche Teilhabe von Senioren fördern.

„Stellen sie sich nur die lachenden Gesichter, die roten Wangen und die vom Wind zerzausten Haare vor“, sagt Eva Vitt. So beschreibt die Seniorenbeauftragte Netphens eine Fahrradfahrt mit einer Rikscha durch die Stadt. Geht es nach Eva Vitt, sollen bereits im Sommer zwei Fahrrad-Rikschas mit jeweils einem Piloten und zwei Gästen regelmäßig über die Fahrradwege der Stadt radeln.

Mit dem Projekt „Radeln ohne Alter“ möchte Eva Vitt Menschen aus ihren Pflegeeinrichtungen herausholen und ihnen gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen (wir berichteten). „Das Leben im Alter kann auch Freude bereiten“, sagt sie.

Netphen: Inklusion von pflegebedürftigen Menschen

Damit sich das Angebot in Netphen etabliert, hat die Leiterin der Senioren-Service-Stelle die Pflegeeinrichtungen St. Elisabeth und St. Anna in die Aktion eingebunden. „Man braucht Verbündete“, sagt Eva Vitt. Einrichtungsleiter Stephan Berres war von ihrer Idee begeistert. „Das ist eine spannende Geschichte. Einige Bewohner können selbst nicht mehr Fahrrad fahren und auch Ausflüge in der Umgebung nur selten erleben.“ Mit diesem Angebote habe die Inklusion pflegebedürftiger Menschen eine Zukunft, so Berres.

Die Ausfahrten sollen Abwechslung in den Alltag der Senioren bringen und Kontakt zu neuen Menschen ermöglichen – im optimalen Fall in Gesprächen zwischen Jung und Alt. „Wir wollen Brücken zwischen den Generationen bauen und vielleicht entstehen auch neue Freundschaften“, so Eva Vitt. Das Angebot der Fahrrad-Rikscha sei jedoch nicht auf die Bewohnerinnen und Bewohner der beiden Einrichtungen beschränkt, so die Seniorenbeauftragte, sondern auch für Menschen mit Handicap und Privatpersonen gedacht.

„Radeln ohne Alter“ Netphen sucht nach Spendern

Doch noch fehlen dafür die Geräte in Netphen. Das Projekt befindet sich noch in der Anfangsphase. Denn um die zwei gewünschten Fahrrad-Rikschas kaufen zu können, sind die Partner auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Rund 10.000 Euro kostet eine Rikscha mit motorisierter Fahrunterstützung.

Für die E-Dreiräder suchen Vitt und Berres nun besonders finanzstarke Sponsoren wie etwa ortsansässige Unternehmen und Organisationen – aber auch private Spenden werden sind erwünscht. Außerdem habe sie bereits Förderanträge bei der Sparkassenstiftung und der Zukunftsinitiative des Kreis Siegen-Wittgenstein eingereicht, so Eva Vitt. Von der Stadt Netphen gibt es kein Geld. Die Initiatoren sind jedoch zuversichtlich, dass die Rikschas im Sommer bereitstehen. Bis dahin sollen auch ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer, sogenannte Piloten, gefunden sein.

Fahrrad-Rikscha in Netphen soll Freude bringen

Denn die Rikscha wird von einem ehrenamtlichen Piloten gesteuert. Auf der vorderen Sitzbank des Fahrrads ist Platz für zwei Passagiere. Eine mobile Haube schützt die Fahrgäste vor allen Witterungsbedingungen, Sitzgurte sorgen für Sicherheit. Bei schwierigen Streckenverhältnissen wird der Pilot von einem elektronischen Motor unterstützt. Ein müheloses Gespräch zwischen Pilot und den Fahrgästen sei möglich, ohne dass der Fahrer die Augen vor der Straße nehmen muss, so Eva Vitt. „Die Freude, die man den Menschen gibt, wird auch wieder zurückgebracht“, so die Ideengeberin. Mit einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von zwölf Kilometer pro Stunde sei ein optimales Fahrgefühl gegeben.

Für Notfälle soll eine Rufnummer in dem Pflegeheim St. Elisabeth eingerichtet werden. Dort werden die Rikschas auch geparkt und die Akkus der Elektromotoren aufgeladen. Kleinere Reparaturen übernimmt der Hausmeister der Einrichtungen, Wartungen sollen in örtlichen Werkstätten gemacht werden. „Das Leihen der Räder ist nicht auf die zwei Pflegeeinrichtungen beschränkt, sondern für jeden der Interesse hat offen“, sagt Leiter Stephan Berres.

Route von Netphen Richtung Dreis-Tiefenbach geplant

Im Sommer sollen die Rikschas dann auf die Fahrradwege. Eva Vitt könne sich Routen von Netphen in Richtung Dreis-Tiefenbach vorstellen, „zum Bäcker und zur Eisdiele“, oder in die andere Richtung nach Deuz in das Einkaufszentrum. „Wir möchten den Senioren Freizeit schenken, gemeinsame Geschichten erzählen und besondere Erinnerungen wecken“, erzählt sie.

Die Termine würden sich nach den Zeiten der ehrenamtlichen Piloten richten. In der Regel soll ein Ausflug maximal zwei Stunden dauern. Sobald die Fahrrad-Rikschas bereitstehen, kann sich auch Ideengeberin Eva Vitt vorstellen, in den Sattel zu steigen. „Ich würde mich auch als Pilotin zur Verfügung stellen.“
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