Siegen-Wittgenstein. Die Rahmenbedingungen für Festivals wie Kultur Pur im ländlichen Raum sind kompliziert, der Aufwand groß. Landrat ist überzeugt: Das lohnt sich.

Hochklassige Kultur im ländlichen Raum hat es nicht leicht. „Die Anforderungen werden immer größer und extremer“, sagt Landrat Andreas Müller mit Blick auf die 30. Ausgabe von Kultur Pur: Bis ins Detail sei das Festival auf der Ginsberger Heide durchorganisiert, „das Kulturbusiness ist inzwischen knallhart“, so der Landrat.

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Seine Überzeugung – und die aller Festivalmacher: Behördenauflagen, monatelange Künstlerverhandlungen und Planungen – das alles lohnt sich. „Kultur Pur ist das kulturelle Aushängeschild der Region“, so Müller – die Besucherzahlen sprächen eine deutliche Sprache.

CDU Siegen-Wittgenstein will Zukunftsdiskussion um Kultur Pur anstoßen

Die CDU-Kreistagsfraktion stellt eine Anfrage zum Festival, insbesondere zur Kostenstruktur. Dies möchte die Union ausdrücklich verstanden wissen als Beginn eines konstruktiven Dialogs zur Weiterentwicklung von Kultur Pur, um positive Außenwirkung, kulturellen Anspruch und Besucherzahlen für die Zukunft zu sichern – „zu einem Zeitpunkt, an dem es gut läuft“, sagt Festivalgründer Wolfgang Suttner, für die CDU im Kulturausschuss. Angesichts immer komplizierterer Umstände – Auflagen, Gagen – liege hier eine Chance, mit politischer Rückendeckung Perspektiven zu erarbeiten, wie man das Festival mit Bestandsgarantie aufstellen könne.

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Hintergrund der Anfrage ist die kommunale Trägerschaft – ein Zuschussgeschäft. Kritisiert wird das immer mal wieder, von der Bezirksregierung als Aufsicht über die kommunalen Finanzen, zuletzt auch von der Bürgermeisterkonferenz, die die hohen Kulturausgaben des Kreises moniert hatte. Laut Hermann-Josef Droege, CDU-Sprecher im Kreiskulturausschuss, müssten Antworten gefunden werden auf veränderten Kultur-Konsum junger Leute, es gebe eine starke Konkurrenz bei Musikfestivals – Stichwort Biggesee-Open-Air, nur wenige Wochen nach Kultur Pur, mit Kultur Pur-Topact Mark Forster. Es stelle sich die Frage nach einer möglichen Stärkung des (kostengünstigen und besucherstarken) Familienprogramms oder Honorarobergrenzen für teure Abendproduktionen, finanziert eben aus Steuermitteln.

Die Antworten der Siegen-Wittgensteiner Kulturmacher: Wandel Teil der DNA

Landrat Müller und die Kultur Pur-Macher können einige dieser Fragen beantworten: Eine relevant große Menge der Bevölkerung im Kreis – und darüber hinaus – besucht das Festival, neben kulturellen Top-Stars, die das Publikum dort erwartet, sei es Teil der Kultur Pur-DNA, Nachwuchskünstlern eine Bühne zu bieten, Kultur allen zugänglich zu machen. „Wir integrieren von Jahr zu Jahr neue Bestandteile in diese DNA, ohne unsere Wurzeln zu vergessen“, sagt Müller: „Niedrige Zugangsschwellen bei hohem künstlerischen Anspruch.“

„Man kann natürlich über das Programm diskutieren“, sagt Müller, „nicht alles ist für alle etwas.“ Als Programmmacher hinterfrage man sich ständig, sagt Festivalchef Jens von Heyden. Das Kulturbüro pflegt Kontakte, nehme zunehmend ein junges Publikum in den Fokus, ist mit Acts wie Mark Forster, Stefanie Heinzmann, Alice Merton, Willer Watz bei jungen bzw. neuen Zielgruppen auch durchaus erfolgreich.

„Siegen-Wittgenstein steht zum Festival Kultur Pur“

Das Festival, sagt Landrat Müller, habe sich immer weiterentwickelt; jedes Jahr seien neue Inhalte, Formate, Spielarten eingepflegt und ausprobiert worden. „Ein paar Grundsätze sind dabei“, sagt er – Familienfreundlichkeit, Natur, Genremix, Tanz und Theater – „aber innerhalb dieser Säulen wurde immer hinterfragt, experimentiert und auch Antworten auf Publikumswünsche gegeben.“

Der sehr große öffentliche und Zuschauerzuspruch der letzten Jahre – aus Politik, von den Kommunen und 2020 erstmals auch von der IHK Siegen als Sponsor – sei ein eindeutiges Votum, dass Siegen-Wittgenstein zum Festival stehe. Der Kreistag habe den Kulturetat meist einstimmig verabschiedet.

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