Kreuztal. Rund 250 Menschen haben in Kreuztal gegen Rassismus demonstriert. Doch auch der eigene Alltagsrassismus beschäftigt die Teilnehmer der Demo.

Die Botschaft auf dem Transparent von Luise Flender ist klar: „Hass und Fremdenfeindlichkeit nicht zulassen“. Mit einer Demonstration gegen Rassismus haben rund 250 Bürgerinnen und Bürger am Freitag auf dem Roten Platz in Kreuztal der Mordopfer der rechtsextremistischen Anschlägen in Hanau gedacht.

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Die Initiatoren der Veranstaltung, Ulrich Schmidt-Kalteich, Hubertus Brombach und Luise Flender, riefen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu mehr Menschlichkeit und Freiheit auf. Mit Bestürzung und Trauer habe man die Vorgänge in Hanau aufgenommen, teilten die drei Mitglieder der Grünen mit. Angriffe auf Menschen anderer Herkunft, Hautfarbe und Religion seien in Kreuztal nicht hinnehmbar. „Es gilt, gegen den Hass und Hetze der faschistischen und rechtsradikalen Wortführer klare Kante zu zeigen. Keinen Millimeter nach Rechts“, so die Veranstalter in ihrem Aufruf.

Kreuztaler Schülerinnen werden wegen ihrer Hautfarbe ausgegrenzt

Die beiden Schülerinnen Aylin Yazar und Zerda Kaya haben in ihrem Alltag schon Rassismus erfahren. Obwohl die jungen Frauen in Kreuztal geboren sind und einen deutschen Pass haben, wird ihnen aufgrund ihrer Hautfarbe in Auseinandersetzungen häufig gesagt, sie sollen zurück in ihr Land gehen, erzählen die zwei Frauen. „Was derzeit in Deutschland passiert, macht mir Angst“, sagt Zerda Kaya.

In Kreuztal haben am Freitag, 28. Februar, rund 250 Menschen gegen Rassismus demonstriert. 
In Kreuztal haben am Freitag, 28. Februar, rund 250 Menschen gegen Rassismus demonstriert.  © Westfalenpost | Nicolas Stange

Auch in der Schule würden sie zum Teil von Mitschülern ausgegrenzt. Als Frau, aber auch in einer Frauengruppe, habe sie schon mehrfach Probleme bekommen, so Aylin Yazar. „Es ist schwierig unterwegs zu sein, besonders nachts habe ich Angst.“ Deswegen sei die Demonstration wichtig, so die Schülerinnen. „Ich nehme mehr Mut mit. Es ist gut, dass so etwas in Kreuztal, in unserer Stadt, passiert“, sagt Aylin Yazar.

„Ich liebe Kreuztal, so etwas darf hier nicht passieren.“

Gegen Rassismus setzt sich auch Ibrahim Düzgün ein. 1972 ist er aus der Türkei nach Kreuztal gekommen. Rund 15 Jahre später habe er den Integrationsbeirat, damals noch Ausländerbeirat, der Stadt mitgegründet, so Düzgün. „Es ist wichtig ein Zeichen zu setzen, sich mit Bekannten und Freunden auszutauschen. Ich liebe Kreuztal, hier darf so etwas nicht passieren.“ Von der Teilnehmerzahl an diesem Freitag sei er ein bisschen enttäuscht. „Ich weiß nicht, warum nicht mehr gekommen sind, ich habe mit mehr Personen gerechnet.“

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Für Mali Stötzel ist es wichtig, dass sich die Menschen versammeln und Anti-Rassismus in die Öffentlichkeit zu tragen. „Wir dürfen Rassismus keinen Platz bieten und müssen zeigen, dass wir in einer bunten und offenen Gesellschaft leben.“ Dafür müsse seiner Meinung nach jeder konkret handeln: ein Unternehmer bei der Auswahl von Bewerberinnen und Bewerbern, Studierende an der Uni im Umgang mit ihren Kommilitonen oder Jugendliche, die sich schon früh engagieren.

Eigenen Alltagsrassismus reflektieren

Das Bewusstsein der Menschen für den eigenen Alltagsrassismus zu stärken, sei ein weiteres Anliegen der Demonstration, sagt Co-Initiator Ulrich Schmidt-Kalteich. „Ich muss mein eigenes Verhalten und Sprüche reflektieren und mich fragen, ob ich in bestimmten Situationen rassistisch bin.“

In Kreuztal haben am Freitag, 28. Februar, rund 250 Menschen gegen Rassismus demonstriert. 
In Kreuztal haben am Freitag, 28. Februar, rund 250 Menschen gegen Rassismus demonstriert.  © Westfalenpost | Nicolas Stange

Auf der Bühne wandten sich Bürgermeister Walter Kiß und Pfarrer Thies Friedrichs von der evangelischen Kirchengemeinde Kreuztal an die Bürgerinnen und Bürger. Dass auch Vertreter anderer Ratsfraktionen neben ihnen standen, unterstrich die Überparteilichkeit der Demo. „Offener Rassismus, Hass auf Andere und der Aufruf zu Gewalt ist keine Meinung, sondern beleidigend, bedrohend und asozial“, so Kiß. Kreuztal lebe „bunte Vielfalt statt braune Einfalt“. Dem schloss sich Friedrichs an: „Gegen Rassismus zu sein heißt auch sich für Toleranz einzusetzen.“

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