Siegen. Fürs Johann-Moritz-Quartier könnte der Siegener Tiefbunker verfüllt werden – er rostet und bröckelt. Unter der Erde Platz für bis zu 500 Menschen
Die Pforte zur Siegener Unterwelt ist ein Kanaldeckel. Die Treppe hinunter zum Tiefbunker unter der Hindenburgstraße wurde übermauert. Oft wird sich die Luke nicht mehr öffnen: Hier, wo bei Luftangriffen bis zu 500 Menschen Platz fanden, entsteht das Johann-Moritz-Quartier (JMQ), gut 30 Prozent des Bunkers liegen dort, wo Tiefgeschosse hinsollen.
Die Substanz bröckelt und rostet. 1,40 Meter dick ist die Stahlbetondecke, dicht unter der Oberfläche, 1939/40 gegossen, vermutlich auf die Schnelle. Die Stahlbewehrung liegt auf weiter Fläche frei, es tropft. Im Eingang steht das Wasser knöchelhoch: Hier eilten die Menschen in die Schutzräume, wenn die Sirenen Siegen vor Luftangriffen warnten. Vermutlich mussten sie damals nie mehr als ein paar Stunden im Bunker ausharren. In nackten Kavernen: Stühle, Schemel, auch ein paar Betten, für Schwangere, Frauen mit kleinen Kindern, Kranke.
Vermutlich einziger Tiefbunker Siegens wird wohl verfüllt
Einmal im Karrée führt der zentrale Gang, links und rechts zweigen Aufenthalts- und Versorgungsräume ab. Die Türen, meist nur noch Rahmen, krallen sich mit letzter rostiger Kraft in die Angeln, Hinweise wurden überstrichen, blättern ab. Neben Sanitäranlagen gibt es noch Reste des Belüftungssystems und der Heizung, ebenfalls morsch durch und durch. Und: Eine Art Gulaschkanone, falls es doch einmal länger dauerte.
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Ein Bodendenkmal ist Siegens mutmaßlich einziger Tiefbunker nicht. „Sicherheitsbauten aus dieser Zeit sind andernorts deutlich besser erhalten“, sagt Stadtbaurat Henrik Schumann. Historiker und Archäologen des LWL waren drin, haben begutachtet, dokumentiert, vermessen. Das Bunkerdrittel für das JMQ wird vermutlich abgebrochen, so Andreas Moll, Geschäftsführer des Bauherrn Immobilienprojekte Siegerland (IPS). IPS und Stadt Siegen stehen dazu in Kontakt.
Der Rest des Bunkers liegt auf – bzw. unter – städtischem Grund; der Hindenburgstraße, Richtung Bahnhof. Je nach dem, was technisch realisierbar und sinnvoll ist, könnte dieser Bunkerteil verfüllt werden, indem Beton hineingepumpt wird, auch mit Blick auf die geringe Tragfähigkeit des Materials unter einer vielbefahrenen Straße in Siegens Zentrum.
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