Siegen. Die Suche nach Mann, der Samstagnacht in die Sieg gestürzt ist, ist schwer und gefährlich. Der Pegel steht zu hoch für den Einsatz von Tauchern.

Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und DLRG setzen die Suche nach dem Vermissten entlang der Sieg trotz schlechter Witterungsverhältnisse am Mittwoch, 26. Februar, fort. Am Dienstag waren Suchtrupps bis zum Einbruch der Dunkelheit unterwegs: Ein 30-jähriger Mann aus Kirchen-Herkersdorf wird seit Montag, 24. Februar, vermisst.

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Die Polizei geht davon aus, dass er in der Nacht zu Sonntag an der Treppenanlage der Neuen Ufer im Siegener Zentrum in die zu diesem Zeitpunkt reißende Sieg gestürzt ist. Ein Personensuchhund („Mantrailer“) bestätigte diese Vermutung am Dienstag. Die gefährliche Suche unter schwierigen Bedingungen dauert an.

Das Unglück: Bei Feiern in Siegen von Gruppe abgesetzt und verschwunden

Der 30-Jährige war nach aktuellen Erkenntnissen der Kreispolizeibehörde Teil einer Gruppe, die in Siegen am Samstagabend feiern war. Der Zeitpunkt des Unglücks kann auf 0.30 Uhr eingegrenzt werden. Der Mann hatte sich von der Gruppe, die von der Fürst-Johann-Moritz-Straße in Richtung Löhrtor unterwegs war, abgesetzt, um sich unter der Siegbrücke, bei Henner und Frieder, zu erleichtern. Das gaben seine Begleiter gegenüber der Polizei an. Von dort sei er nicht zurückgekehrt. Dabei stürzte er vermutlich in die Sieg, die aufgrund der starken Regenfälle am Wochenende deutliches Hochwasser führte. Davon geht die Polizei aus. Am Nachmittag bestätigte der Spürhund diese Fährte.

Gefährliche Suche im Bereich Schemscheid: Die Feuerwehr erreicht die Sieg nur über die Drehleiter.
Gefährliche Suche im Bereich Schemscheid: Die Feuerwehr erreicht die Sieg nur über die Drehleiter. © Jürgen Schade

Verwandte meldeten den 30-Jährigen am Montagnachmittag als vermisst. Dass sei durchaus nichts ungewöhnliches, so Polizeipressesprecher Michael Zell: Die Gruppe war feiern, zog durch die Siegener Innenstadt, da komme es durchaus vor, dass sich jemand absetze.

Die Suche: Polizei und Feuerwehr Siegen mit Helikopter, Drohne, Hunden

Bereits am Montagabend setzte die Polizei Suchtrupps in Bewegung, die den Bereich von der möglichen Sturzstelle bis zum Industriegebiet Schemscheid ohne Ergebnis abliefen. Am Dienstag wurden die Bemühungen intensiviert, die Polizei wurde von Feuerwehr und DLRG unterstützt, die Suche begann an der Schemscheid und führte siegabwärts bis Eiserfeld.

Aufgrund des nach wie vor hohen Wasserstands, schlechter Sicht und der schnellen Fließgeschwindigkeit der Sieg, die an vielen Stellen mehrere Meter über die Ufer getreten ist, ein mühsames und gefährliches Unterfangen. Weil das Flussufer längst nicht an allen Stellen gefahrlos betreten werden kann, wurden Einsatzkräfte mit Drehleitern über den Fluss gebracht, die dann mit Stangen das Gewässer absuchten und nach Anzeichen des Vermissten Ausschau hielten. Bis Eiserfeld arbeiteten sich die Suchtrupps im Lauf des Dienstags vor.

Die Sieg führt nach wie vor viel Wasser, der Pegel steht zu hoch für Suche im Fluss

Weil der Fluss auch am Mittwoch nach wie vor viel schnell fließendes Wasser führt, kann nach Absprache mit Feuerwehr und DLRG nicht im Gewässer selbst gesucht werden, so Polizeipressesprecher Michael Zell. Drei Streifenwagen werden das Siegufer wiederum bis zum Einbruch der Dunkelheit abfahren und wo möglich ablaufen und nach Hinweisen Ausschau halten. „Mehr können wir heute nicht tun“, sagt Zell.

Nach Auskunft der DLRG muss der Pegel auf 60 Zentimeter sinken, damit die „Strömungsretter“ genannten Spezialtaucher sich ins Wasser begeben können und Bereiche abzusuchen, die die Einsatzkräfte bislang nicht erreichen konnten. Derzeit liegt der Pegel bei 80 cm.

Auch wenn die Suchtrupps bereits an den Ufern zwischen der vermuteten Einsturzstelle an der Treppenanlage und der Landesgrenze bei Eiserfeld unterwegs waren – „wir können nicht ausschließen, in diesem Bereich noch Hinweise zu finden“, sagt Michael Zell. Unter der Brücke Bahnhofstraße etwa habe man am Dienstag weder zu Fuß noch mit der Drohne suchen können.

Siegener Einsatzkräfte suchen die Sieg bis zur Landesgrenze ab

Teilweise schnitten die Feuerwehrleute am Dienstag die Böschungen frei, um bessere Sicht in die Sieg zu haben. Um nicht oder schlecht zugängliche Bereiche in Augenschein nehmen zu können, bekamen die Einsatzkräfte Unterstützung aus der Luft: Mittels eines Polizeihubschraubers, Rufzeichen „Hummel“, sowie einer eigens aus Duisburg angeforderten Drohne wurde das Gewässer untersucht.

Die Drohne kann auch recht nah über der Wasseroberfläche schweben und Stellen filmen, die sowohl von der Drehleiter aus als auch aus größerer Höhe nicht untersucht werden können, weil Dickicht und Unterholz die Sicht versperren. Mit Hilfe der Drohne sei es durchaus möglich, auch unter Wasser Hinweise auf den Verbleib des Vermissten zu entdecken, sagt Zell.

Die Polizei warnt davor, auf eigene Faust zu suchen – es drohe Lebensgefahr. Erfahrungsgemäß sei es unwahrscheinlich, dass Vermisste im Wasser weit abgetrieben werden. Gerade wegen des Hochwassers strömt der Fluss entlang vieler Hindernisse wie Bäumen und Sträuchern. Bisherige Einsätze hätten gezeigt, dass Personen dort hängen bleiben würden, so die Polizei.

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