Siegen. Vilmantas Kaliunas aus Litauen springt ein und dirigiert in Siegen die Philharmonie Südwestfalen: Copland, Bernstein, Adams und Ives.
Es sei ein besonderer Abend, stellt Dirigent Vilmantas Kaliunas kurz vor Ende des Konzerts fest – hat damit gleich auf mehreren Ebenen recht. Nicht zuletzt dürfte es der erste Auftritt in der Geschichte der Philharmonie Südwestfalen überhaupt sein, bei dem das Orchester ohne Schlussapplaus von der Bühne geht. Auf ausdrücklichen Wunsch des Mannes mit dem Taktstock. Allein dessen Anwesenheit gehört schon zu den Ungewöhnlichkeiten dieses musikalischen Abends im Apollo Theater.
„Amerika“ steht auf dem Programm, drei Komponisten mit eher „selten gespielten Stücken“, wie Intendant Michael Nassauer zur Begrüßung der Zuhörer verkündet. Ein ganz bewusst gewähltes Projekt, das aber am Dienstag plötzlich kurz vor dem Aus stand, weil Dirigent Charles Hazlewood plötzlich ausgefallen war. Glück im Unglück: Noch am selben Tag konnte der gebürtige Litauer Kaliunas verpflichtet werden, der es in wenigen Tagen schaffte, sich in das Thema einzuarbeiten und schließlich am Freitagabend für einen grandiosen Auftritt sorgt.
Auch interessant
Zum Schluss nur Stille
Am Anfang steht die 1942 komponierte „Fanfare For The Common Man“ von Aaron Copland. Den Hauptteil des ersten Teils nimmt dann Coplands Suite „Appalachian Spring“ ein. Leonard Bernstein hat nur eine einzige symphonische Filmmusik geschrieben, die den zweiten Teil des Abends dominiert: den Soundtrack des Kazan-Films „On The Waterfront“.
Es gibt eine keine Wünsche offen lassende Version dieser Filmmusik, die vor allem eines deutlich macht: Wenige Jahre nach den Höhepunkten des „goldenen Zeitalters“ mit europäisch geprägten Meistern wie Korngold, Steiner oder auch Newman sorgen die diversen Bernsteins und andere US-geborene Musiker für einen ganz neuen und uramerikanischen Stil in der Filmuntermalung, die sich deutlich an Gershwin, am Jazz orientiert, die Pflöcke für die kommenden Jahre einschlägt.
Auch interessant
Parallelen lassen sich ziehen zu den beiden Werken von John Coolidge Adams, der mit dem Geburtsjahr 1947 der jüngste der ausgewählten Komponisten ist. „The Chairman Dances“ ist eine musikalische Darstellung von Nixons Chinamission, „Tromba Lontana“ entstand zum 150-jährigen Bestehen des Staates Texas. Und ganz zum Schluss, nachdem Vilmantas Kaliunas wieder etwas Luft zum Reden gefunden hat, kündigt er dem begeisterten Publikum noch eine Zugabe an, „The Unanswered Question for Trumpet, 4 Flutes and Strings“ von Charles Ives.
Und hier nun bittet der Dirigent das Publikum um Stille zum Schluss. „Nehmen Sie ihre Energie mit nach Hause, lächeln Sie einfach.“
Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.
Die Lokalredaktion Siegen ist auch bei Facebook.