Siegen. Aus dem lokalen Webkaufhaus Lozuka, das der Siegener Patrick Schulte 2016 gegründet hat, soll eine Genossenschaft werden.

Der Online-Marktplatz Lozuka bereitet die Umwandlung zur Genossenschaft vor. Das 2016 als lokales Webkaufhaus gestartete Unternehmen möchte damit eine dauerhafte Struktur schaffen, um regionalen Einzelhandel und Onlinehandel zu verbinden. Eine wesentliche Voraussetzung für ein langfristiges Funktionieren ist dabei weiteres Wachstum – und das soll in der genossenschaftlichen Organisation leichter voranzutreiben sein als bisher, wie Lozuka-Geschäftsführer Patrick Schulte erläutert.

Grundidee

Fast 30 Händler bieten derzeit online Waren über Lozuka Siegen an. Grundgedanke ist eine Plattform, auf der Kunden über einen einzigen Bestellvorgang bei verschiedenen lokalen Händler gleichzeitig einkaufen können und die Waren zeitnah in einer einzigen Lieferung erhalten. „Möchte der Kunde Lebensmittel, Blumen und ein Buch, dann möchte er das alles in einem Vorgang“, sagt Patrick Schulte. Lozuka bietet dafür den digitalen Marktplatz und die physische Zustellung. Kunden müssen nicht zig verschiedene Seiten ansteuern, um sich die Artikel verschiedener Produktgruppen zusammenzusuchen und anschließend mehrere Liefertermine zu verwalten; und Einzelhändler müssen keinen eigenen Webshop aufbauen, sondern können vorhandene Technik und Knowhow nutzen. „Wir müssen klarmachen, dass es allen nützt, wenn die Umsätze in der Region bleiben“, betont Patrick Schulte.

Der Einzelhandel

„Ich freue mich über jeden, der in den Einzelhandel geht“, sagt der Lozuka-Chef. Der Online-Marktplatz sei aber eine wichtige Ergänzung, mit der die Läden vor Ort Umsatz generieren und so ihre Position stärken könnten, anstatt dieses Feld national und international agierenden Unternehmen wie Amazon zu überlassen. „Es ist aber durchaus schwierig, Einzelhändler auf die Plattform zu bekommen“, räumt Patrick Schulte ein. Die Beteiligung sei für die Läden vor allem dann interessant, wenn die Seite große Reichweite generiere. Die Reichweite wiederum hänge auch davon ab, wie viele Händler sich beteiligen. Diejenigen, die seit Beginn mitmachen, „entwickeln sich“, sagt der Geschäftsführer. Für viele seien die Lozuka-Bestellungen längst fester Teil ihrer täglichen Routine – und ihrer Umsätze.

Die Kunden

Kunden mögen es vor allem komfortabel. Bei einem lokalen Webkaufhaus kommen allerdings weitere Aspekte hinzu, wie Patrick Schulte erklärt. Es gehe um eine „Verlängerung der Ladentheke“, in diesem Fall ins Digitale. Den Menschen sind die Anbieter bekannt – sie wissen, bei wem sie kaufen. Zentrale Stärken des Einzelhandels wie „Emotionalität, Nähe und Service“, so Patrick Schulte, spielen in einen solchen Bestellvorgang also in ganz anderem Maß hinein, als es in der Anonymität eines überregionalen Großunternehmens der Fall ist. Die persönliche Bekanntschaft schafft auch Vertrauen – gerade beim Einkauf von Lebensmitteln ein entscheidender Faktor.

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Das Potenzial

„Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man damit Geld verdienen kann“, sagte Patrick Schulte. Dank Partnern laufe Lozuka derzeit mit einer schwarzen Null. Angestrebt ist aber ein Volumen von im Schnitt 1000 Bestellungen am Tag, um valide Gewinne zu generieren, und erreicht werden soll das bis 2024. Davon ist Lozuka noch ziemlich weit entfernt. Gleichwohl gibt es ein stetiges Wachstum seit Gründung in 2016: von durchschnittlich rund 7000 Euro Umsatz pro Monat über 8000 (2017) und 10.100 (2018) auf 16.200 Euro monatlich in 2019. Der Wert des durchschnittlichen Warenkorbs stieg von 26 über 27 und 31 auf zuletzt etwa 41,50 Euro.

Lücken schließen

Ein weiteres Ziel für das Jahr 2019 sei es, „Produktlücken zu schließen“, wie Lozuka-Geschäftsführer Patrick Schulte sagt.

Beispiel Lebensmittel: Wenn ein Kunde über die Plattform in einem Supermarkt einkaufe, erwarte er auch, dass das gesamte Sortiment zur Verfügung stehe. Alles andere sorge für Frustration und damit für Unzufriedenheit.

Patrick Schulte hält die Ziele für realistisch: Den Anteil potenzieller Kunden schätzt er auf 10 bis 30 Prozent der Bevölkerung. Und die bisherigen Erfahrungen würden zeigen, dass viele Menschen das Angebot dauerhaft nutzen, wenn sie es erst einmal ausprobiert haben. Hinzu kommt ein bei vielen Menschen zunehmendes Bewusstsein für den Zusammenhang zwischen privatem Konsumverhalten einerseits und ökologischen und ökonomischen Entwicklungen andererseits: Ein lokales Angebot bedeutet kürzere Wege, damit geringere Umweltbelastung, und es hält Kaufkraft und damit Arbeitsplätze in der eigenen Heimat.

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Die Genossenschaft

Die Genossenschaft soll das Projekt auf eine Basis aus vielen Akteuren stellen, statt es wie bisher in einer Hand zu lassen – Lozuka wurde 2016, damals noch unter dem Namen „Lokaso“, aus Patrick Schultes Webagentur billiton internet services GmbH heraus gegründet. „Es gehört schon eine Menge Energie dazu, das fast alleine zu machen“, räumt der Geschäftsführer ein. Er ist aber immer noch vom Konzept und dessen Tragfähigkeit überzeugt. Die Genossenschaftsidee finde breite Unterstützung, unter anderem durch die Stadt Siegen, die Industrie- und Handelskammer und Banken, weil das Angebot eine Bereicherung für die Region bedeute. Mit Gründung der Genossenschaft – für die sich weitere Gründungsgenossen melden können – möchte Lozuka sein Gebiet um Wittgenstein und Olpe erweitern. Generell ist das Konzept darauf angelegt, auch in andere Regionen exportiert zu werden, um auch den Händlern dort lokale Plattformen zu bieten. Aktuell gibt es noch Lozuka Emsaue (Münsterland), bald startet Lozuka Delitzsch (bei Leipzig).

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