Kreuztal. Der Bairisch-diatonische Jodelwahnsinn unterhält sein Publikum in Kreuztal – fast ganz ohne Jodeln.

Nein, nein! Sie granteln nicht nur. Sie singen auch ein Loblied, ganz zum Schluss: Auf die Leistungsträger unseres Landes, die VW-Manager mit ihrem Jahresgehalt von vielen Millionen. Und haben für Ali, den Bandarbeiter von VW mit seinen 23.000 pro Jahr, auch gleich einen Trost. Etwa 700 Jahre würde dieser arbeiten müssen, um das zu bekommen, was sein Chef in einem Jahr verdient.„Die gleiche Gaudi ist auch bei Audi.“

Rabenschwarzer Humor, oft deftig, bissig und subversiv, ist das Markenzeichen der Drei vom Bairisch-diatonischen Jodelwahnsinn: Von Geli Huber, die Hackbrett „wia der Deifi“ spielt, dann und wann auch zur Flöte greift, vor allem aber mit ihrer Harfe zaubert. Von Tobias Andrelang, der mit seinem Kontrabass den tiefen weichen Klangteppich legt und für den groovenden Rhythmus sorgt. Und vom Gründer des Trios, dem musikalischen Kopf und kreativen Texter Otto Göttler, dem Multi-Instrumentalisten mit seiner „Ziach“, der Ziehharmonika, der Konzertina, Trompete, Ukulele und der singenden Säge.

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Wenn sie musizieren, dann gemeinsam: zupackend, oft laut, manchmal mit feinen gesanglichen Harmonien, wobei man nicht immer ihr spezielles Bayerisch versteht. Doch die Kreuztaler in der Weißen Villa haben kein Problem damit. Die Drei nehmen sich viele Themen der Gegenwart vor. Etwa die Sennerin, die auf ihrem Laptop wetter.com verfolgt. Ist Sonne gemeldet, fährt sie mit ihrem SUV zum Aldi, füllt ihren Kofferraum mit Milchtüten. Denn sie weiß: Gegen 11 kommen die ersten Münchener und wollen nur eins: Frisches aus den Alpen. Gut durchgeschüttelt schmeckt ihre Milch, 6 Euro das Glas.

Montags im Hofbräuhaus

Auch Davos bekommt sein Fett weg. wegen des Auftriebs der Mächtigen im Jänner. Oder der neue Ministerpräsident Bayerns mit seiner Anordnung, in jedem öffentlichen Raum seines Freistaats müsse sichtbar ein Kreuz hängen. Ernsteres Thema ist das soziale Auseinanderdriften. Göttler verbindet das Disco-Sterben und die Energiewende: „3000 Discotheken stehen leer, ebenso viele Discokugeln sind ungenutzt. Die werden nach China exportiert und in Sonnenmodule umgearbeitet.“ Otto Göttler kennt seine Münchener. Die sind grundsätzlich grantig. Nur am Montag nicht, wenn die meisten Touristen abgereist sind und sie einen Stammplatz im Hofbräuhaus haben: „Weißwürste kalt, Bier warm, Kellner aus Tschechien.“ Da hilft nur eins: Der Grantel-Blues. „Seit 5 Minuten hat der Sepp kein WhatsApp.“

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Man hätte den Dreien noch viel länger zuhören können. Auch ihren reinen Instrumental-Stücken, wie dem romantischen „Der letzte Tanz“, dem Ehepaar Obama gewidmet, oder dem wunderbaren Konzertina-Harfe-Duett. Gejodelt wurde im Laufe des Abends nur einmal. Dafür umso mehr gelacht.

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