Siegen. Das Projekt „Unser Siegen“ ist online und wartet auf Artikel. Bürger sind aufgerufen, das Stadt-Wiki mit Beiträgen zur Historie zu bereichern.

Seit Dienstag ist sie geöffnet, „unsere digitale Schatztruhe“, wie Projektleiterin Eva-Nadine Wunderlich das nennt, was Internetnutzer ab sofort unter unser-siegen.de aufrufen können. Eine „Zeitreise der persönlichen Art“ soll dem Besucher hier ermöglicht werden, ein Eintauchen in die Geschichte Siegens mit einem Stadtwiki der ganz besonderen Art. Es steht allen zum Mitmachen offen, um ihre persönlichen Geschichten und Erinnerungen beizutragen. Es soll zu einem Mosaik aus vielen kleinen Steinen werden, das sich ständig verändere und immer wieder neu zusammensetzen lasse, fasst Astrid Schneider zusammen, die dabei spontan an Geschichten über Dörfer denkt, wo es einst mehrere Lebensmittelgeschäfte gegeben habe, einen Metzger und Geldinstitute. Heute müssten die Bürger in den übernächsten Ort fahren. Und ähnliches.

Von 1920 bis in die Gegenwart und die Zukunft sollen die Einträge reichen, zu bestimmten Tagen, zur Geschichte der Stadtteile, zu Menschen und ganz eigenen Momenten, die wichtig waren im eigenen Leben. Das sei ganz bewusst gewählt worden, erklärt Astrid Schneider den Gästen, die zur Auftaktveranstaltung ins Krönchen-Center gekommen sind. Es gehe darum, „mit den Menschen ins Gespräch zu kommen“, authentische Berichte zu sammeln, solange die Zeitzeugen noch lebten. Da bestehe jetzt die Hoffnung, für den frühen Zeitraum noch fündig zu werden, sagt Schneider.

Neue Wege der Vermittlung

Das Siegerlandmuseum erprobt seit längerer Zeit neue Wege in der Aufbereitung und Vermittlung historischer Inhalte.

Unter anderem gibt es das interaktive 3D-Stadtmodell in der Kutschenhalle. Mit der Erweiterung in den beiden Hochbunkern an der Burgstraße sollen mittelfristig digitale Angebote die physischen Exponate ergänzen.

Wichtige Zeitzeugen

Zum Beispiel Helene Wildenberg, die ihre handschriftlichen Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt hat und zunächst mit einer sehr persönlichen Erinnerung an den Bombenangriff am 16. Dezember 1944 vertreten ist. Sie war später Sekretärin in der Bauschule für Wasserwirtschaft, Kultur- und Tiefbau und für Hochbau, wurde 1974 für ihr Engagement bei deren Umwandlung in die heutige Universität mit der Bundesverdienstmedaille ausgezeichnet und hat auch dazu noch einiges zu berichten, wie Eva-Nadine Wunderlich ankündigt. Helene Wildenberg werde im April 106 Jahre alt. Sie grüßt in einem Video mit Wunderlich und deren Kollegin Melanie Lahmer, das auf der Startseite von „Unser Siegen“ zu finden ist.

Herbstfeature: Impressionen aus dem Siegener Schlosspark (aufgenommen am Montag, 8. Oktober 2012.
Herbstfeature: Impressionen aus dem Siegener Schlosspark (aufgenommen am Montag, 8. Oktober 2012. © WP | Florian Adam

Wie kommen die Beiträge auf die Webseite, die als virtueller Teil des Siegerlandmuseums gedacht ist, vor allem auch, solange dessen Erweiterung im Hochbunker noch nicht abgeschlossen ist? Wer möchte, kann einen Beitrag direkt hochladen, auch mit Fotos und Dokumenten. Der werde dann von den beiden Redaktionsdamen – weitere freiwillige Helfer sind übrigens sehr willkommen – gelesen und geprüft, betont Astrid Schneider. Außerdem können Emails geschrieben werden, „oder Sie rufen einfach bei uns an und wir kommen vorbei“. Fertige Geschichten wiederum dürften jederzeit ergänzt werden, fügt Eva-Nadine Wunderlich an, wenn jemand beim Lesen plötzlich merke, dass er da noch etwas beitragen könne. Was direkt zu einer kleinen Diskussion über Fakten und persönliche Eindrücke führt.

Vor dem Vergessen bewahren

Es gehe nicht um wissenschaftliche Texte, sondern um subjektive Geschichten, die für immer verlorengingen, wenn nicht jetzt das Sammeln beginne, fasst Stadtrat Arne Fries den Grundgedanken des Projekts zusammen. Fakten sollten sicher geprüft werden, aber die persönliche Erinnerung stehe im Vordergrund. Spannend werde es auch, einmal verschiedene Blickwinkel zum gleichen Ereignis zu haben.

Das letzte Wort an diesem Abend bekommt Museumsleiterin Professor Dr. Ursula Blanchebarbe. Sie wünscht sich viele Besucher auf der neuen Seite und engagierte Mitstreiter für das Projekt: „Mitmachen! Sie alle sind Siegen, damit auch ,unser Siegen’.“

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