Siegen-Wittgenstein. Siegen-Wittgenstein gehört landesweit zu den Spitzenreitern bei den Krankmeldungen. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Muskel- und Skeletterkrankungen sind unverändert Ursache Nummer 1 für Krankheitsausfälle im Kreis Siegen-Wittgenstein. Das geht aus den Gesundheitsberichten der Krankenkassen DAK und AOK für das Jahr 2018 hervor. Der Krankenstand bei den 47.370 AOK-versicherten Arbeitnehmern im Kreis lag 2018 unverändert bei 6,2 Prozent – Siegen-Wittgenstein gehört damit NRW-weit zu den „Spitzenreitern“. Bei der DAK mit rund 16.000 Versicherten in Siegen-Wittgenstein gab es einen leichten Anstieg um 0,1 Punkte auf 4,4 Prozent, leicht über Landesschnitt.

Zahlen

AOK: 23,2 Prozent beträgt der Anteil von Muskel- und Skeletterkrankungen, etwa Rückenschmerzen, an den gesamten Fehltagen. Mit großem Abstand folgen Atemwegserkrankungen (13,9 Prozent), Verletzungen (11,8 Prozent) und Psyche (9,9 Prozent). 62,7 Prozent der Versicherten meldeten sich einmal oder öfter krank. Durchschnittliche Krankheitsdauer: 11,6 Kalendertage (–0,9 Prozent). Die höchsten Fehlzeiten gibt es bei der AOK in Siegen-Wittgenstein in den Berufsgruppen Straßen- und Tunnelwärter (40,5 Tage) sowie Kranführer, Aufzugsmaschinisten und Bediener von Hebeeinrichtungen (38,3 Tage). Die niedrigsten Fehlzeiten sind in den Berufsgruppen Hochschullehre und -forschung (2,1 Tage) sowie Geschäftsführer und Vorstände (7,6 Tage) festzustellen (siehe Infobox). Männer sind in allen Altersstufen etwas häufiger krank als Frauen, mit zunehmendem Alter steigt auch der Krankenstand.
DAK:
Mehr als 25 Prozent (plus 3 Prozent) der Krankschreibungen waren auf Muskel- und Skeletterkrankungen zurückzuführen, Atemwegserkrankungen wie Bronchitis und Sinusitis machten 15 Prozent (plus 7 Punkte) aus. Auf Rang 3: Psychische Erkrankungen (13,8 Prozent). Verändert hätten sich laut Auswertung der DAK Zahl und Dauer der Krankschreibungen im Kreis: Einen deutlichen Rückgang um 17 Prozent gab es beispielsweise bei den Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen.

Sucht

Die DAK hat zudem für die Region Sauerland/Siegerland die Fallzahlen von Suchterkrankungen auf Basis von Versicherten-Prozessdaten und einer repräsentativen Umfrage unter 5000 Beschäftigen hochgerechnet. Demnach sind in Südwestfalen 86.734 Erwerbstätige zigarettenabhängig, 59.770 konsumieren in riskantem Ausmaß Alkohol. Computer spielen 5811 Arbeitnehmer in bedenklichem Ausmaß.

Aufs ganze Land gesehen habe demnach jeder Achte ein riskantes Trinkverhalten (knapp 1,2 Millionen Beschäftigte), was bei Männern mit täglich mehr als zwei 0,3-Liter-Gläsern Bier anfängt. Knapp 1,7 Millionen in NRW sind nikotinabhängig. Das korreliere mit dem Krankenstand: Bei wem Hinweise auf eine mögliche Suchtproblematik vorlägen, der fehle doppelt so häufig wie Kollegen ohne diese Hinweise.

„Keine Droge verursacht so umfangreiche soziale und gesundheitliche Schäden in der Gesellschaft wie Alkohol – mit gravierenden Folgen in der Arbeitswelt“, so Dirk Heppe, Chef DAK-Gesundheit in Siegen.

Gegenmaßnahmen

Die AOK Nordwest hilft nach eigenen Angaben Unternehmen in Siegen-Wittgenstein mit Maßnahmen zur Gesundheitsförderung dabei, arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren zu identifizieren, abzubauen und den Krankenstand nachhaltig zu senken. „Erfolgreiches betriebliches Gesundheitsmanagement gibt es nicht von der Stange, sondern muss sehr individuell auf Belange, Bedürfnisse und Möglichkeiten jedes einzelnen Unternehmens abgestimmt werden“, so Dirk Schneider, Serviceregionsleiter AOK. Qualifizierte Präventionsfachkräfte der Versicherung beraten dabei, etwa im Hinblick auf Situationsanalyse, Planung und Durchführung präventiver Maßnahmen. 400 Betriebe in Westfalen-Lippe hätten diesen Service 2018 in Anspruch genommen.

Laut Angaben der DAK gebe es im ganzen Land keine flächendeckenden und wirksamen Angebote in Sachen Alkoholprävention. Diese Lücke möchte die Versicherung mit dem kostenlosen neuen Online-Selbsthilfeprogramm Vorvida schließen, das nicht auf Abstinenz abzielt, sondern dabei helfen soll, den Alkoholkonsum zu reduzieren. Laut einer Studie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf konnten 75 Prozent der Teilnehmer an dem Programm ihren Alkoholkonsum reduzieren.

Mehr Nachrichten, Fotos und Videos aus dem Siegerland gibt es hier.

Eine Anmeldung ist auf möglich.