Siegen-Wittgenstein. Der Kreis Siegen-Wittgenstein hat noch viel Potenzial bezüglich des Ausbaus erneuerbarer Energien, das ergab eine Anfrage der Grünen im Landtag

Die Grünen-Landtagsfraktion hat sich in einer Großen Anfrage an die Landesregierung nach dem Stellenwert erneuerbarer Energien für Strom und Wärme erkundigt. „Diese Auswertung kann wertvolle Anhaltspunkte liefern, welche Rahmenbedingungen verändert werden müssen und wie die Kommunen noch besser unterstützt werden können“, heißt es zur Begründung der Anfrage.

Inzwischen liegt die Antwort vor, unter anderem auch mit Zahlen für die Städte und Gemeinden. Erzeugte Mengen müssten mit Hilfe von Speichern flexibel genutzt werden können und mit dem Netzausbau koordiniert werden, fordert die Landesregierung. „Aus diesen Gründen soll der Ausbau der Erneuerbaren Energien technologieoffen und kosteneffizient gestaltet werden.“

Wind

„Bei der Windenergie besteht in den kommenden Jahren insbesondere durch Repowering ein theoretisches Potenzial der Verdopplung der Leistung im Vergleich zu 2017“, heißt es in der Antwort der Landesregierung. Der Ausbau müsse aber „stärker akzeptanzgesichert erfolgen“. Landesweit gab es Ende 2018 3660 Windenergieanlagen, die 8 Prozent des Stromverbrauchs abdecken. Im Regierungsbezirk Arnsberg wurden 2014 bis 2018 658 Anlagen neu genehmigt, 2019 keine. Für 111 Anlagen sind Genehmigungsverfahren noch nicht abgeschlossen, davon stammen 25 Anträge bereits aus dem Jahr 2014 und 110 aus dem Jahr 2015.

Das Potenzial für Windkraft wird im Kreisgebiet zu 3,9 Prozent abgeschöpft. Spitzenreiter sind Freudenberg und Hilchenbach, Schlusslichter Erndtebrück und Neunkirchen. 6291 Hektar groß sind die Potenzialflächen im Kreisgebiet – allerdings nach dem Szenario von 2012, als die Abstandsregelung zu Wohngebieten noch weniger streng war. Installiert werden könnten 1557 Megawatt Leistung mit einem Ertrag von 3696 Gigawattstunden pro Jahr. Tatsächlich in Betrieb sind 71 Megawatt mit 143 Gigawattstunden.

Sechs Kommunen haben gültige Windkraft-Konzentrationszonen, die gleichzeitig den Anlagenbau an anderen Standorten ausschließen sollen: Freudenberg mit 83,94, Hilchenbach mit 20,3, Burbach mit 23,35, Bad Berleburg mit 18,82, Wilnsdorf mit 11,43 und Siegen mit 9,79 Hektar.

Photovoltaik

Für die Elektrizitätserzeugung aus Dachflächen-Photovoltaik bestehen landesweit jährliche Erzeugungspotenziale von 68 Terrawattstunden, die – so die Landesregierung – bislang nur zu etwa 6 Prozent genutzt werden. Das Photovoltaik-Potenzial auf Dachflächen wird kreisweit zu 4,1 Prozent ausgenutzt. Über diesem Durchschnitt liegen Bad Laasphe, Bad Berleburg, Erndtebrück, Netphen, Freudenberg und Wilnsdorf.

Installierbar wären 6.323.000 Quadratmeter Modulfläche, auf denen 1070 Megawatt/Peak Leistung und damit ein Ertrag von 840 Gigawattstunden im Jahr erzeugt werden könnten. Auf Freiflächen stehen seit 2015 kreisweit zwei Anlagen: eine in Erndtebrück und eine in Siegen. Nicht in der Aufstellung berücksichtigt sind demnach unter anderem die Freiflächenanlagen auf den Kläranlagen in Kredenbach (Stadt Hilchenbach) und Deuz (Stadt Netphen).

Solarthermie

Beim Energieertrag aus Solarthermie ist die Stadt Siegen kreisweiter Spitzenreiter.

Biomasse

Erneuerbare Energien für Siegen-Wittgenstein
Erneuerbare Energien für Siegen-Wittgenstein © Unbekannt | Manuela Nossutta Funkegrafik NRW

Das Land hat nur 2014 eigene Daten erhoben und verweist an die Kommunen. Die Bundesnetzagentur hat Daten zur Menge des übertragenen Stroms – der kann aber sowohl aus Land- oder Forstwirtschaft als auch aus Müllbeseitigungsanlagen stammen.

Geothermie

Allein im laufenden Jahr wurden landesweit 1427 Förderanträge bewilligt. Von den 1487 Anlagen in Siegen-Wittgenstein stehen allein in Siegen 266, in Netphen 216, in Kreuztal 204 und in Freudenberg 199. Erdwärme trägt kreisweit zu 0,9 Prozent zur Deckung des Stromverbrauchs bei. Über diesem Durchschnitt liegen Netphen (1,7 Prozent), Kreuztal (1,3), Hilchenbach (1,2), Burbach und Wilnsdorf (beide 1,0). Im NRW-Schnitt beträgt der Deckungsanteil der 60.535 Geothermie-Anlagen 1,02 Prozent.

Wasserkraft

Landesweit gibt es acht Anlagen, davon keine in Siegen-Wittgenstein. Erwähnt wird in der Antwort der Landesregierung das Vorhaben des Kreises zu ermitteln, „ob und in welchem Umfang ungenutzte Wasserkraftpotenziale in Siegen-Wittgenstein bestehen und unter welchen Rahmenbedingungen diese genutzt werden können“.

Gase

Landesweit werden 92,4 Prozent der auf Mülldeponien anfallenden Gase verwertet. 45 Prozent der 607 Kläranlagen verwerten Klärgas. Bei den anderen, kleineren Anlagen wird der Schlamm nicht gefault. Allerdings haben 248 Kläranlagen eine Kraft-Wärme-Kopplung und 32 Photovoltaikanlagen.


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