Freudenberg. Vor Weihnachten müssen die Mitarbeiter des Post-Zustellstützpunkts Freudenberg extrem viele Pakete liefern. Eine Hilfe: der neue Streetscooter.
Das Paketaufkommen ist im Weihnachtsgeschäft fast doppelt so hoch wie sonst: Normalerweise liefert jeder Mitarbeiter des Post-Zustellstützpunkts (ZSP) Freudenberg am Tag zwischen 70 und 80 Pakete ab. In der Zeit von Oktober und Mitte Januar sind es an Spitzentagen bis zu 200, im Durchschnitt etwa 150, sagt Tim Filger, zusammen mit Sandra Böhmer Teamleiter am ZSP. Ohne zusätzliche Mitarbeiter wäre das kaum zu schaffen. Den Zustellern hilft auch ihr Arbeitsfahrzeug: der Streetscooter.
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26 Kilometer Strecke umfasst der größte Freudenberger Zustellbezirk, 8 Kilometer der kleinste. 15 Bezirke sind es insgesamt. Dienstags und mittwochs sind die stärksten Tage. „Onlinebestellen ist einfacher geworden“, sagt Michèl Klauer, Sachbearbeiter Planung bei der Post. Die Menschen hätten am Wochenende mehr Zeit zu bestellen, montags werden die Sendungen bearbeitet – und dienstags sind sie dann bei den Zustellern, so Robin Schäfer, Betriebsleiter des übergeordneten ZSPL Siegen (=Zustellstützpunkt mit Leitungsfunktion).
Zusteller beladen Fahrzeuge in Freudenberg selbst
Die Zusteller beladen ihre Fahrzeuge mit Paketen, angeliefert aus Hagen, und Briefen vom nahegelegenen Briefzentrum Wilhelmshöhe. Verbundzustellung heißt das im Post-Jargon. Jeder Zusteller sortiert sich im ZSP die Briefe so vor, wie er nachher seine Tour geht oder fährt, genauso die Pakete im Streetscooter. „Bei den Briefen schaffen wir es zu 99,8 Prozent, dass sie am Tag nach dem Einwerfen zugestellt werden“, sagt Michèl Klauer, bei den Paketen dauert es im Schnitt einen Tag länger.
Ohne die jahrzehntelange Erfahrung der Post, meint er, sei das nicht leistbar. „Bisher haben wir es immer geschafft, bis Dienstschluss am 24. Dezember alle Weihnachtsgeschenke unter den Baum zu bekommen“, sagt Klauer. Manchmal wüssten sie auch nicht so genau, wie – „aber wir haben es immer geschafft.“
Vorausschauende Personalplanung
Für die deutlich erhöhte Paketmenge braucht jeder Zustellstützpunkt im Weihnachtsgeschäft zusätzliche Leute, sonst wäre das in der Tat nicht zu schaffen. Alles eine Frage der Personalplanung, meint Michèl Klauer: 26 Beschäftigte arbeiten regulär im ZSP, plus zwei studentische Aushilfskräfte; neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden so rechtzeitig eingestellt und angelernt, dass sie zum einen im Advent mithelfen und die natürliche Fluktuation in der Belegschaft ausgleichen können. „Wer Weihnachten gut übersteht, wird auch übernommen“, sagt Klauer – das sei in der Tat eine gute Qualifikation. Die neuen Kollegen ersetzen dann mit der Zeit die Beschäftigten, die in den Ruhestand gehen.
Hohe Nachfrage anderer Unternehmen
Die Post bekommt viele Anfragen von Unternehmen – etwa Handwerksbetrieben – nach dem Streetscooter, der auch auf deren Bedürfnisse zugeschnitten ist. Aufgrund der modularen Bauweise lassen sich etwa Zusatzaufbauten relativ einfach montieren.
Die Modelle „Work“ und der etwas längere „Work L“ können mit gut einer Tonne beladen werden, auf die Ladefläche des Work L passen vier Europaletten. Der Akku ist nach rund fünf Stunden zu 80 Prozent geladen, die Reichweite liegt bei gut 100 Kilometern.
Bis 2050 möchte die Post ihre CO2-Emissionen in der Zustellung auf Null reduzieren.
Im Weihnachtsgeschäft sind also mehr Leute verfügbar als regulär – aufgrund der Zustellmenge und auch der Größe der einzelnen Pakete verschieben sich mitunter auch die Grenzen der Zustellbezirke. Anderthalb Stunden etwa dauert es, bis jeder Zusteller seine Briefe und Pakete so sortiert hat, dass er sie der Reihe nach abliefern kann. „Je besser die Tour vorbereitet ist, desto einfacher geht es nachher“, sagt Teamleiter Filger. Liegt ein Paket ganz hinten, frisst das auch beim Streetscooter unnötig Zeit. Zumal die Post inzwischen ja auch einen mobilen Service anbietet, der an der Haustür Briefmarken verkauft, Einschreiben und Pakete entgegennimmt.
Beschäftigten die Arbeit erleichtern
Der Streetscooter ist ein von der Post mitentwickeltes Zustellfahrzeug, das Startup-Unternehmen, das den Wagen baut, gehört inzwischen dem Konzern. Mit einer Fahrzeugflotte von 10.000 Streetscootern möchte die Post ihre Umweltverantwortung wahrnehmen – und ihren Beschäftigten die Arbeit erleichtern.
Verbesserungsvorschläge können jederzeit nach oben gemeldet werden und werden auch regelmäßig umgesetzt, bestätigen die Zusteller. Regenabläufe über den Türen, abgesenkte Sitzpolster und Schwellen zur Fahrertür hin, rutschfester Boden auf der Ladefläche, Seitenfahrkameras um Radfahrer im toten Winkel nicht zu übersehen, Frontscheibenheizung, vereinfachte Türöffner. Bis Sprintergröße wird der Streetscooter inzwischen hergestellt, gezielt auf die Bedürfnisse der Zusteller abgestimmt. „Ein Jahr bei der Post entspricht für ein normales Auto zehn Jahren“, erklärt Michèl Klauer – die Fahrzeuge sind jeden Tag permanent unterwegs, ständiges Halten und Anfahren. Das geht an die Substanz.
Mit den Zustellern gemeinsam entwickelt
Tim Filger findet es toll, dass der Streetscooter für und mit den Zustellern entwickelt wurde, die Freudenberger waren unter den ersten mit den neuen Autos. Mit dem Fahrzeug ist seine Arbeit durchaus komfortabler geworden: Hängen die Wagen auf dem Hof des ZSP an der Ladeinfrastruktur, werden sie beispielsweise zum Betriebsstart aufgeheizt. „Wir steigen in ein warmes Auto mit freien Scheiben ein“, sagt er.
Ständig werden Kleinigkeiten verbessert, wie der Rahmenständer für Briefe auf der Beifahrerposition. Der hat in der neuesten Streetscooter-Generation keine scharfen Kanten mehr, viele Zusteller hatten sich gestoßen oder waren mit der Kleidung hängengeblieben. Die nächste Auto-Generation wird in Kürze ausgeliefert. Mit ein paar Problemchen weniger.
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