Siegen. Eine griechische Dozentin sowie eine französische und eine polnische Studentin erzählen von Festtagsbräuchen und Ritualen an weihnachten.
Bunte Lichter, Geschenke und Zeit mit der Familie – Weihnachten gilt nicht umsonst als die schönste Zeit des Jahres. Überall auf der Welt wird sie mehr oder weniger gefeiert – auch von Studis. Doch wie unterscheidet sich beispielsweise ein griechisches Weihnachtsfest von einem deutschen? Welche Traditionen und typischen Weihnachtsfeste gibt es? Wir haben zwei Studentinnen und eine Doktorandin zu ihren Feiertagen befragt.
So feiert Alexia
Alexia Ebako ist 20 Jahre alt und für ein dreimonatiges Erasmusstudium in Siegen. Sie ist in Frankreich geboren und aufgewachsen. Ihr Vater kommt aus Martinique, eine französische Insel in der Karibik. Ihre Mutter stammt aus Gabon, einem Land in Äquatorialafrika. Beide Elternteile beeinflussen das Weihnachtsfest. Alexia erklärt: ,,Wir feiern Weihnachten mit eine Mischung der verschiedenen Kulturen und ihrer Traditionen.“
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Ihr eigenes Weihnachtsfest ist eine Kombination aus der französischen Tradition des Tannenbaumschmückens und des Cidre- und Champagnertrinkens sowie den kulinarischen Aspekten wie dem „oie gras“, einer Art Gänseleberpastete, und dem ,,Bûche de Noël“, einer cremigen Schokokuchenrolle. Aber auch die kulinarischen Traditionen aus Martinique und Gabon binden sie ein: den Jambon de Noël, einen Weihnachtsschinken, und den antillischen Kaka, einen traditionellen Kakao aus Martinique. Der Jambon de Noël ist dabei ein besonderes Highlight, da er so groß ist, dass man von dem Schinken auch nach Weihnachten noch davon essen kann. Man serviert ihn zusammen mit „Igname“ ein kartoffelähnliches Gemüse, und „Pois canjan“ einer Erbsensart.
Die Tradition des Weihnachtsbaumschmückens ist in Martinique nicht verbreitet, da dort keine Bäume wie Fichten oder Tannen wachsen. Alexia erklärt dazu: ,,Im Gabon gibt es 50 verschiedene Kulturen und somit auch 50 verschiedene Arten, Weihnachten zu feiern.“ Zum Beispiel feiert man mit Familie und Nachbarn in der Kirche mit einem großen Buffet. Als französische Kolonien übernahmen Gabon und Martinique auch die französisch-katholische Tradition der Christmette an Weihnachten – dabei handelt es sich um einen spätabends stattfindenden Gottesdienst, der auch in Deutschland in manchen Städten angeboten wird. Doch es gibt auch deutliche Unterschiede zu Deutschland. So sagt Alexia: ,,Ich habe gemerkt, dass man in Deutschland den Nikolaustag, den 6. Dezember feiert. In Frankreich feiert man diesen Tag außer im Elsass nicht.“
So feiert Vera
Vera Spyrakou ist Doktorandin der Universität Panteion in Athen, die im Rahmen eines Erasmusstudiums im wissenschaftlichen Bereich als ,,Doctoral Researcher Student“ an der Uni Siegen beschäftigt ist. Sie selbst mag Weihnachten in Deutschland und in Griechenland und erklärt: „Das griechische Weihnachten in Athen und das in Deutschland unterscheiden sich nicht großartig.“ In Athen gibt es einen großen Weihnachtsbaum im Zentrum und auch zahlreiche Weihnachtsmärkte. An deutschen Weihnachtstraditionen gefallen ihr besonders die Kekse und das gemeinsame Brettspielen nach dem Weihnachtsfest. Trotz vieler Gemeinsamkeiten gibt es auch Unterschiede zwischen den Ländern. Zwar werden in Griechenland auch Weihnachtsbäume geschmückt, jedoch gibt es auch die sogenannten ,,Karavaki“, kleine Boote, die mit Lichtern und Ornamenten geschmückt sind.
Man feiert Weihnachten vom 6. Dezember bis zum 6. Januar, und an Neujahr bringt Agois Vasillis, die griechische Version von Santa Claus, die Geschenke. Am 24. und 31. Dezember sowie am 6. Januar singen Kindergruppen „Kalanta“ (Weihnachtslieder) in der Nachbarschaft. Traditionell werden an Weihnachten ,,Melomakarona“, Süßigkeiten, die aus Honig, Walnüssen, Zimt und Orange bestehen, gegessen. Vera selbst freut sich auf das Schenken und Geben an Weihnachten, und sie überrascht ihre Familie gerne.
So feiert Aleksandra
Traditionell geht es bei Aleksandra Klockowski zu. Sie ist 24 Jahre alt und hat Geschichte und Deutsch auf Lehramt an der Universität Siegen studiert. Aleksandra kommt aus Polen und feiert mit ihrer Familie auch in Deutschland ein sehr ereignisreiches Weihnachten. „Weihnachten ist das Fest mit den meisten Traditionen und Bräuchen“, erklärt sie. Vor Weihnachten besorgt ihre Familie gesegnete Oblaten und bereitet einen süßen Brotauflauf vor. Das Weihnachtsfest selbst ist sehr traditionell gehalten und dient der Besinnung.
Zwei Tipps für internationale Weihnachten
Ihr möchtet für Weihnachtskarten oder internationale Freunde „Frohe Weihnachten“ in anderen Sprachen sagen können? Auf Französisch heißt es: „Joyeux Noël“, im Griechischen sagt man: „Kala Christouyenna!“ und auf Polnisch: „Wesolych Swiat!“.
Wenn ihr aufgrund unterschiedlicher Herkunftsländer nicht wisst, wie ihr jemanden beschenken sollt, kommt Selbstgemachtes immer gut an. Bei Plätzchen und Kuchen solltet ihr aber auf die Zutaten (etwa halal, koscher, vegan) achten.
Den ganzen Tag wird nichts gegessen und auch kein Radio oder Fernsehen läuft, stattdessen unterhält man sich miteinander. Kulinarisch sind die Speisen dem christlichen Glauben angepasst. „Wir essen kein Fleisch, sondern nur Fisch, und meine Mutter deckt einen Platz mehr für einen Bedürftigen ein“, erzählt Aleksandra. Bevor man jedoch abends das große Essen zu sich nimmt, wird ein Stück Brot gegessen, das als Urspeise Jesu Christi im katholischen Glauben gesehen wird. Die Oblatentradition ist für Aleksandra eine der schönste an Weihnachten, denn jeder Anwesende am Tisch bekommt eine Oblate auf den Teller gelegt. Dann muss er oder sie sich von jeder Oblate ein Stück abbrechen und kann dem anderen seine guten Wünsche, seine Dankbarkeit oder Wertschätzung ausdrücken.
Zudem ist es für das polnische Weihnachtsfest sehr wichtig, abends die Christmette zu besuchen, in der das Jesuskind in die Krippe gelegt wird. Diese bildet den Abschluss des Heiligabends.
So verschieden und bunt diese drei Arten, Weihnachten zu feiern, auch sind, haben sie doch alle etwas gemeinsam: Im Zentrum stehen die Nächstenliebe und die Zeit mit der Familie. In diesem Sinne wünschen wir von CampusWP allen Lesern eine frohe und besinnliche Weihnachtszeit!