Hilchenbach. Der Lohkasten in Hilchenbach soll als Eventlocation und für einen Weinladen genutzt werden. Los geht’s mit dem „Anzapfen“ am 14. Dezember.

„Die kleinen Kneipen gehen alle kaputt“, sagt Alexander Reichenau. Darum hat er sich für den Lohkasten in Hilchenbach zusammen mit Christian Schipplock, Louis und Philipp Knebel etwas anderes einfallen lassen: Die ehemalige Kneipe soll in der oberen Etage als Weinladen und in der unteren Etage als Eventlocation genutzt werden. Los geht es am Samstag, 14. Dezember, um 19 Uhr mit dem „Anzapfen“.

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Was der Lohkasten einmal war

„Die Veranstaltungen sollen sehr nah an dem sein, was früher war“, sagt Alexander Reichenau. „Knochenlecken“ (Rippchen essen) und Pitcher-Partys – dafür war der Lohkasten bekannt, als Axel Brinkmann und später Fritz Schmitt ihn führten. „Es war eine gemütliche Kneipe“, sagt Alexander Reichenau. Die möchte er zusammen mit seinen Mitstreitern wieder so herrichten wie früher. So haben sie sich die alten Lampen besorgt, die nun an ihren vorherigen Platz kommen. Der rustikale Charme von früher soll erhalten bleiben. „Bei den Events werden auch Bedienungen aus der Lohkasten-Schmitt-Ära dabei sein“, sagt Alexander Reichenau.

Die alten Lampen sollen wieder aufgehangen werden.
Die alten Lampen sollen wieder aufgehangen werden. © Ina Carolin Lisiewicz | Ina Carolin Lisiewicz

Anderes wird wiederum modernisiert: so wird etwa die Ausschanktechnik überholt. Außerdem wurden neue Klimageräte an der Decke angebracht. Es ist noch einiges zu tun im Lohkasten, in dem die vorherigen beiden Pächter kein Glück hatten. Sie versuchten es mit einer Kneipe. „Ich habe kein Interesse daran, Wirt zu werden“, sagt Alexander Reichenau. „Sich für drei bis vier Leute abends hierhin stellen, das lohnt sich nicht“, ergänzt Christian Schipplock. Feste Öffnungszeiten wie früher wird es für den Eventbereich nicht geben.

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Wie es zu der Location kam

Eigentlich wollte Alexander Reichenau nur die obere Etage des Lohkastens für den Weinladen anmieten. Aber die ehemalige Kneipe war nur als Einheit zu pachten. Außerdem gibt es auf der oberen Etage keinen Sanitärbereich. Dann kam Alexander Reichenau zusammen mit Christian Schipplock sowie Louis und Philipp Knebel die Idee, den unteren Bereich als Eventlocation zu nutzen. „Letzten Monat haben wir ganz spontan eine Eventfirma gegründet“, sagt Alexander Reichenau.

Was geplant ist

Nun sollen monatlich ein bis zwei Veranstaltungen in der unteren Etage stattfinden. „Dabei orientieren wir uns am Hilchenbacher Veranstaltungskalender“, sagt Christian Schipplock. So hätten ihnen viele örtliche Gastronomen gesagt, dass eine Location in der Stadt fehle, die nach Events genutzt werden kann. Christian Schipplock und Alexander Reichenau denken dabei zum Beispiel an die Hilchenbacher Kirmes oder den Weihnachtsmarkt. „Über die Vermietung als Eventlocation holen wir das investierte Geld wieder rein“, sagt Alexander Reichenau. Als Zielgruppe nennt er diejenigen, die schon in den 80er, 90er und 2000er Jahren die Kneipe besuchten.

Bis zur Eröffnung müssen noch einige Kisten ausgeräumt werden.
Bis zur Eröffnung müssen noch einige Kisten ausgeräumt werden. © Ina Carolin Lisiewicz | Ina Carolin Lisiewicz

Wer dahinter steckt

Der neue Pächter des Lohkastens ist die Lagano gGmbH (siehe Infobox), deren Geschäftsführer Alexander Reichenau ist. Diese gemeinnützige Gesellschaft hat seit 2017 einen Weinberg in Herzhausen, auf dem der Rotwein „Cabernet Jura“ und der Weißwein „Calardis Blanc“ angebaut werden. Zur Verfügung gestellt hat die 4000 Quadratmeter große Fläche der Hilchenbacher Bauunternehmer Brian Born.

Ausbildungsbetrieb für Garten- und Landschaftsbau

Die Lagano gGmbH wurde 2009 gegründet und ist eine Tochter des Vereins für Interkulturelle Soziale Arbeit und Forschung (ISAF).

Anerkannt ist sie als Ausbildungsbetrieb für Garten- und Landschaftsbau, Hauswirtschaft und sämtliche Berufe im Büro. Gekümmert wird sich vor allem um benachteiligte Jugendliche.

Im Unternehmen arbeiten über zehn Personen: der Geschäftsführer Alexander Reichenau, der pädagogische Berater Christian Schipplock, der Garten- und Landschaftsbaumeister Michael Imkamp, eine Auszubildende im Büro, drei Gärtner-Azubis, zwei Personen im internen Hausmeisterservice, eine Ökotrophologin und eine Langzeitpraktikantin.

Mehr Informationen zum Lagano-Weinberg und den Rebpatenschaften gibt es unter sozialwein.de.

Zurzeit bemüht sich die Gesellschaft im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes als sogenannter „anderer Leistungsanbieter“ anerkannt zu werden: Die Verantwortlichen setzen sich dafür ein, das Wunsch- und Wahlrecht der Menschen mit Behinderung im Arbeitsleben zu stärken. „Wir wollen, dass die Voraussetzung geschaffen wird, dass diese etwas anderes als die Werkstatt für behinderte Menschen auswählen können“, sagt Christian Schipplock.

Um die Arbeit auf dem Weinberg kümmern sich die Gärtner-Azubis der Lagano gGmbH. „Für die nimmt sich unser Garten- und Landschaftsbaumeisters Michael Imkamp ganz viel Zeit“, sagt Alexander Reichenau. Vor dem Hintergrund des Weinbergs kam er auch zu allerst auf die Idee für den Weinladen im Lohkasten.

Was im Weinladen zu bekommen ist

„Wir haben die Reben auf unserem Weinberg erst im April 2019 gepflanzt“, sagt Alexander Reichenau. Er ist frohen Mutes, dass im nächsten Jahr schon ein bisschen geerntet werden kann. Im Weinladen soll solange Wein aus anderen sozialen Projekten verkauft werden. Den wird eine volljährige Auszubildende der Lagano gGmbH zweimal die Woche zu bestimmten Uhrzeiten anbieten. Die Fertigstellung des Weinladens ist allerdings erst für Frühjahr bis Sommer nächsten Jahres geplant.

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Zudem bietet die Lagano gGmbH im Lohkasten ein Projekt-Sponsoring an: Für 99 Euro kann man für drei Jahre die Patenschaft für eine Rebe übernehmen. Die Paten bekommen dann eine personalisierte Urkunde und können jährlich an einer Weinbergbegehung teilnehmen. „Durch diese Patenschaften können wir die langfristige Finanzierung unseres Weinbergs sicherstellen“, sagt Alexander Reichenau.

Im Lohkasten soll in der oberen Etage spätestens im Sommer ein Weinladen sein.
Im Lohkasten soll in der oberen Etage spätestens im Sommer ein Weinladen sein. © Ina Carolin Lisiewicz | Ina Carolin Lisiewicz

Welche Events es im Weinladen gibt

Zudem kann sich der gebürtige Hilchenbacher Weinevents passend zum Weinladen vorstellen. „Aber diese Idee steckt noch in den Kinderschuhen.“ Generell sollen die Beschäftigten der Lagano gGmbH in die Arbeit im Weinladen miteinbezogen werden. „Wir kaufen den Wein bei sozialen Projekten ein, aber ansonsten machen wir alles selbst“, so Alexander Reichenau.

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