Siegen. Im Summit sollen junge Firmen – Ausgründungen der Uni Siegen – von der Nähe zu etablierten High-Tech-Unternehmen wie PMD, GIB und IFM profitieren
Die Uni Siegen liegt NRW-weit auf den hinteren Rängen bei Ausgründung von Unternehmen. Das soll sich nachhaltig ändern: Nach dem Campus Buschhütten hat die Hochschule jetzt Räume im Technologiezentrum „Summit“ im Leimbachtal angemietet.
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Startups der IT-Branche, die im universitären Umfeld entstehen, sollen in diesem „Accelerator“ (sinngemäß „Startbeschleuniger“, Red.) von der direkten Nähe zu den Unternehmen der IFM-Gruppe profitieren. Langfristig soll eine Gründerkultur in der Region entstehen, um strukturellen Veränderungen in der etablierten Industrie zu begegnen.
Der Summit: Hauptquartier der IFM-Unternehmen in Siegen
Der Summit („Gipfel“) ist das Hauptquartier der IT-Unternehmen GIB und PMD sowie der IFM Software, IFM Solutions und IFM Services, die alle zum Automatisierungskonzern IFM mit Sitz in Essen gehören. Dr. Bernd Buxbaum hat mit PMD, weltweit führend im Bereich Sensortechnologie, selbst aus einem Startup ein expandierendes Unternehmen aufgebaut. „Unsere Motivation ist auch, unseren Standort nach vorne zu bringen“, sagt er.
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Die Uni Siegen: Gute Rahmenbedingungen für Unternehmernachwuchs
Pläne, Flächen für Unternehmensgründer auf dem Campus Adolf-Reichwein-Straße (AR) zu errichten, sind vorerst zu den Akten gelegt. „Es gibt in unmittelbarer Nähe zum Campus keinen Platz“, so Kanzler Ulf Richter; weitere Gebäude dort hätten die bauliche Entwicklung der Uni stark eingeschränkt. Die Idee eines „Science Campus“ will Richter aber noch nicht aufgeben.
Drei Gründungs-Zentren für das Siegerland
1. Maschinenbau: Neue Produktionsformen/Smart Factory, alte Maschinenfabrik Achenbach Buschhütten.
2. Internet der Dinge: Sensorik, Informatik. Summit, Industriegebiet Martinshart I.
3. Soziale Arbeit und Dienstleistungen: In Planung; erste Anfragen von Sozialdiensten. Soll möglichst im Siegener Zentrum entstehen. Mögliches Themenspektrum: „Medizin neu denken“ (Telemedizin, Versorgung im ländlichen Raum).
Die Uni möchte exzellente Strukturen für Forschung und Lehre bieten – und auch für den Transfer dieses Wissens hin zu Unternehmensgründungen. In den letzten Jahren seien sehr erfolgreiche Startups gegründet worden, für die bislang nur das Gründerbüro im früheren Sparkassengebäude an der Weidenauer Straße eine Anlaufstelle war. „Auch ihnen möchten wir beste Rahmenbedingungen bieten“, so Richter. Universitäre Aufgabe sei es, akademische Laufbahnen genauso zu unterstützen wie Innovationen, die in Geschäftsmodellen münden.
„Die Uni lebt vom regionalen Umfeld“, sagt der zuständige Prorektor Prof. Volker Wulf. Hochschule und Region hätten das Potenzial, Firmen von Weltrang aufzubauen, davon profitiere auch die um mehr Internationalisierung bemühte Hochschule. Aber wenn es darum gehe, Siegen als Gründerregion zu etablieren, könne man noch eine Schüppe drauflegen. Dafür brauche es auch ein Entgegenkommen der etablierten Industrie, mit Startups zusammenzuarbeiten.
Die Gründer: 77 Startups in 10 Jahren an der Uni Siegen entstanden
77 Ausgründungen gab es in den vergangenen zehn Jahren, „von handwerklich-künstlerisch bis High-Tech“, sagt Kanzler Richter. Für den Einzug in den Summit wurden zehn Startups interviewt, vier davon mit insgesamt 20 Mitarbeitern ausgewählt. „Innerhalb von drei Monaten“, freut sich Ulf Richter über die Nachfrage, sonst kämen im Schnitt 5 bis 10 Startups pro Jahr. Dass die freigezogenen Flächen im Gründerbüro direkt wieder belegt werden konnten, sei vielversprechend.
Der Accelerator: 320 Quadratmeter Bürofläche im Summit Siegen
Junge Unternehmen, so die Überzeugung der Beteiligten, profitieren von der unmittelbaren Nähe zu etablierten Unternehmen wie PMD mehr als von einem universitären Umfeld. Die Hochschule mietet 320 Quadratmeter Büros an – zunächst auf Zeit –, wo die Startups eine gewisse Zeit von der Uni und den Summit-Unternehmen unterstützt werden, bis sie auf eigenen Füßen stehen: Die Firma ist gegründet oder in Gründung, nun geht es etwa um Kundenakquise, Schaffen und Festigen einer Marktposition. Dr. Bernd Buxbaum, Gründer und Vorstandsvorsitzender von PMD etwa, der auch einen unvergüteten Lehrauftrag an der Uni hat, unterstützt die Nachwuchsunternehmen unentgeltlich: „Das liegt mir am Herzen. Ich habe der Uni viel zu verdanken.“
Prof. Martin Hill, IFM-Solutions-Beiratsvorsitzender: „Die jungen Teams können hier laufen lernen – und wenn sie das können, rücken wieder neue Startups nach.“ Das Ziel sei, in den nächsten drei Jahren 50 Unternehmen zu gründen. Mit durchschnittlich zehn Arbeitsplätzen seien das 500 Arbeitsplätze in Siegen – „wir können da schon etwas bewirken“. Auf diese Weise könne man nicht nur junge Menschen in der Region halten, sondern sie auch von außerhalb für Siegen gewinnen, weil eine Gründerkultur mit kurzen Wegen zu Industrie und Forschung ein Standortfaktor für Gründer sei.
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