Siegen-Wittgenstein. Seit Jahren steigt die Zahl der Schulschwänzer im Kreis Siegen-Wittgenstein. Die Gründe dafür liegen sowohl bei Schülern als auch den Eltern.

Die Zahl der Schulschwänzer im Kreis Siegen-Wittgenstein steigt zunehmend. Das zeigt eine Statistik, die nun im Schulausschusses des Kreises vorgestellt wurde. Vertreter der Politik sowie Experten des Schulrats diskutierten im Ausschuss über die Entwicklung des sogenannten Schulabsentismus.

40 Bußgelder wurden gezahlt

Waren es im Schuljahr 2012/2013 95 Schulschwänzer im Kreisgebiet, stieg die Zahl bis zum vergangenen Schuljahr 2018/2019 auf 215. Die Maßnahmen, die eingeleitet wurden, fallen dabei unterschiedlich aus. In 97 Fällen wurden Bußgelder gegen die Eltern der ferngebliebenen Schüler verhängt. In 59 Fällen wurden auch die Schüler selbst zur Kasse gebeten. Das kann in Nordrhein-Westfalen durchaus teuer werden – das Bußgeld für unerlaubtes Fernbleiben der Schule liegt je nach Fall zwischen 80 und 150 Euro pro Tag.

Das sagt das Gesetz

Nach dem Schulgesetz für das Land Nordrhein-Westfalen (SchulG NRW) sind Eltern dafür verantwortlich, dass ihr schulpflichtiges Kind am Unterricht und an den sonstigen verbindlichen Veranstaltungen der Schule regelmäßig teilnimmt.

Für die Verfolgung und Ahndung dieser Ordnungswidrigkeiten sind die für die jeweilige Schule zuständigen Schulaufsichtsbehörden zuständig.

Die Statistik besagt jedoch auch, dass im vergangenen Schuljahr lediglich 40 Bußgelder gezahlt wurden. 16 Fälle wurden vom Schulrat an das Jugendgericht weitergeleitet, 15 Schulschwänzer wurden mit Sozialstunden sanktioniert, ein Schüler musste sogar seine Strafe im Jugendarrest verbüßen.

Schulamtsdirektor Walter Sidenstein und Beate Schwagmeier, Leiterin der Schulberatungsstelle, versuchten die Probleme des Schulabsentismus sowie die Gründe dafür zu erläutern. So könne es besonders mit zugewanderten Familien zu Problemen kommen, da im Herkunftsland teils keine Schulpflicht herrsche und durch Sprachbarrieren das deutsche Schulsystem nicht immer vollständig vermittelt werden könne.

Bußgelder können oftmals von den Familien nicht gezahlt werden, weshalb diese Art der Sanktionierung wenig Sinn machen würde. Stattdessen sollte eine umfassende Aufklärung für Eltern und Schülern ermöglicht werden, so die Forderung der Experten.

Warten auf Kinderpsychologen

Die Gründe fürs Schulschwänzen fallen unterschiedlich aus. Hauptursache sei die Verlängerung der Ferienzeit durch die Eltern, aufgrund günstigerer Flugtickets in den Tagen nach den Ferien. Beate Schwagmaier nannte aber auch Angst vor der Schule sowie Trennungsangst von den Eltern als mögliche Ursachen und verdeutlichte die Dringlichkeit, das psychotherapeutische Angebot für Kinder und Jugendliche im Kreis zu verbessern.

„Wenn ein Schulschwänzer bis zu einem halben Jahr auf einen Termin beim Kinderpsychologen warten muss, kann man auch keinen Erfolg erwarten“, so Beate Schwagmeier. Ihr pflichtete Heike Siebel (SPD) bei: „Das Problem lösen wir weder durch Warten, noch durch Bußgelder.“ Sie appellierte an eine Aufstockung des Beratungsangebots, um frühzeitiges Eingreifen zu gewährleisten.

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