Siegen. Verwaltung schätzt die Kosten für die Grünanlage Herrengarten auf „Worst Case“-Basis. Damit will die Stadt unangenehmen Überraschungen vorbeugen.

Der „Bürgerpark Herrengarten“ soll im September 2022 fertig werden und – schlimmstenfalls – rund 7,8 Millionen Euro kosten. Davon müsste die Stadt etwa 1,56 Millionen Euro aus eigener Kasse bezahlen. Das ist einer Vorlage zu entnehmen, über die der Haupt- und Finanzausschuss am Mittwoch, 11. Dezember, entscheidet, und mit der die Umsetzung der Städtebaufördermaßnahme verbindlich beschlossen werden soll – „vorbehaltlich der Bewilligung von Städtebaufördermitteln“, wie es in dem Papier heißt.

Die Grundlagen der Schätzung

Sowohl beim Abriss der Gebäude als auch bei der Neugestaltung der Fläche als Grünanlage geht die Verwaltung nach eigenen Angaben von Worst-Case-Betrachtungen aus – also von maximal ungünstigem Verlauf. „Bei bisherigen Städtebaufördermaßnahmen in Siegen waren immer wieder Kostensteigerungen zu verzeichnen“, lautet die Begründung. Die Folge waren zusätzlich erforderliche Förderanträge für die Mehrkosten oder „bei Nichtbewilligung die Finanzierung der Maßnahmen allein über städtische Mittel“. Das möchte die Verwaltung vermeiden und hat deshalb „alle Eventualitäten in die Kostenschätzung einfließen lassen“.

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Der Abbruch

… ist mit 3,5 Millionen Euro veranschlagt. Die Beseitigung des Gebäudekomplexes „ist aus technischer Sicht nicht trivial“, ist in der Vorlage erläutert. In der Summe sind Gutachten für „Abbruchstatik, Kanalinspektion, Beweissicherung sowie Altlastengutachten“ inbegriffen, außerdem „Maßnahmen zum Baumschutz, die zu einer deutlichen Kostensteigerung führen“. Letzteres hänge vor allem damit zusammen, dass einige Bäume sehr nah am Gebäude wachsen und der Aufwand für deren Schutz damit größer ist. Darüber hinaus geht die Worst-Case-Rechnung davon aus, dass der Abbruch gemäß bisheriger Planung in zwei Teilabschnitten erfolgen muss. Der Fördergeber habe allerdings die Bewilligung eines Gesamtabbruchs zumindest in Aussicht gestellt. Sollte dieser gestattet werden, würden die Kosten allein deshalb um rund 320.000 Euro sinken.

Mieterfragen geklärt

550.000 Euro sind innerhalb des Herrengartenprojekts „für Maßnahmen zur Öffentlichkeitsarbeit“ beantragt.

Die Mietverhältnisse in der Immobilie sind mittlerweile alle so geregelt, dass sie dem aktuellen Zeitplan nicht im Wege stehen.

Die Parkanlage

… wird nach derzeitigem Stand maximal 3,68 Millionen Euro erfordern. Diese Schätzung basiert auf der Annahme, dass die Erstplatzierten des im Oktober 2018 abgeschlossenen freiraumplanerischen Wettbewerbs, die Rehwaldt Landschaftsarchitekten aus Dresden, mit ihrem Entwurf für den Bürgerpark zum Zuge kommen. Allerdings steht „das Verhandlungsverfahren mit den drei Preisträgern noch aus“, so die Verwaltung. Der Wettbewerb war darauf ausgelegt, dass eventuell auch andere Beiträge realisiert werden könnten, falls beispielsweise keine Einigung mit dem Sieger erzielt wird – wobei davon nicht unbedingt auszugehen ist.

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Die Veränderungen

Auswirkungen auf das Budget ergeben sich aus einer Vergrößerung des Wettbewerbsgebiets. Dieses ist im Nachgang „bis an die Gebäudekanten erweitert worden, um ein harmonisches Erscheinungsbild der künftigen Freifläche zu erzielen und den Bereich möglichst fußgängerfreundlich zu gestalten“, wie in den Ausführungen erklärt ist. Der neue Park soll also nicht zwischen die angrenzenden Straßenabschnitte „Herrengarten“ und Fürst-Johann-Moritz-Straße gepuzzelt werden, sondern diese Flächen einbeziehen – womit auch dort Abbruch- und Rückbauarbeiten erforderlich werden.

Die Fördermittel

Da das Herrengarten-Projekt nachträglich aufgrund der räumlichen Nähe dem Gesamtvorhaben „Siegen – Zu neuen Ufern“ zugerechnet wurde, ist von einer Förderung von 70 bis 80 Prozent seitens des Landes auszugehen. Darüber hinaus erhielt die Stadt einen 80-Prozent-Zuschuss zum Kauf der im Mai 2016 erworbenen Immobilie. Wie hoch die Kosten für die weiteren Schritte werden, ist bisher auch deshalb schwierig zu sagen, weil es sich bei Wettbewerbsergebnissen „zunächst um eine Planung“ handelt, wie die Verwaltung anmerkt. „Die Kostenschätzung ist also noch sehr ungenau und kann erst im Zuge der Ausführungsplanung konkretisiert werden“. Unabhängig davon sind laut Vorlage aber auch die möglicherweise damit einhergehenden Eventualitäten durch die Worst-Case-Rechungen abgedeckt. Außerdem bleiben gewisse Spielräume bei der Auswahl von Materialien und Ausstattung. Ähnlich lief es bereits bei den neuen Ufern, wo es für viele Einzelposten jeweils eine teurere und eine günstigere Variante gab, um so ohne großen Umplanungsaufwand Sparpotenziale nutzen zu können.

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Der Zeitplan

Abbruchvorbereitungen – einschließlich der Vergabe von Gutachten – und weitergehende Planungen möchte die Stadt erst einleiten, wenn die Bewilligungsbescheide vorliegen. Dies wird der Vorlage zufolge für das Frühjahr 2020 erwartet. Abbruch und Ausschreibung der Neugestaltung wären dann 2021, die Umsetzung im Jahr 2022.

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