Siegen. Das Stadtarchiv Siegen zeigt auf seiner Homepage, wie die Menschen früher Weihnachten gefeiert haben. Die Reise geht bis ins Mittelalter zurück.
Das Stadtarchiv Siegen „klickt“ wieder in die Vergangenheit: Die neue Ausgabe dokumentiert ab sofort historisches Advents- und Weihnachtsbrauchtum in der Region vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert.
Wenn in Siegen ab Ende November der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln wieder viele Menschen in die Innenstadt lockt, ist die Adventszeit eingeläutet. Kritische Stimmen bemängeln, dass von der ursprünglichen Bedeutung des Advents (lat. adventus = Ankunft) im Sinne einer andachtsvollen Vorbereitungszeit auf die Geburt Christi nicht mehr viel übrig geblieben zu sein scheint. „In ihren Augen mündet die Profanierung, das heißt die Entweihung des eigentlichen Anlasses, vielfach in Kitsch und Konsum“, erklärt Christian Brachthäuser vom Stadtarchiv Siegen.
Knabenbischof hoch zu Ross
Dabei gehen die Adventsfeierlichkeiten bereits auf das sechste nachchristliche Jahrhundert zurück und stellten früher eine Zeit der Enthaltsamkeit oder der Buße dar. „Auch Stadt und Kreis Siegen können auf eine jahrhundertealte Tradition zurückblicken“, so Brachthäuser, der beim Stadtarchiv die Wissenschaftliche Bibliothek zur Regionalgeschichte betreut.
Postkarten und mehr
Bis Freitag, 20. Dezember 2019, findet eine begleitende, kostenfreie Vitrinen-Präsentation im Lesesaal des Stadtarchivs Siegen statt. Gezeigt werden historische Postkarten und Werbeannoncen, die die Bedeutung der „cristhelligen dagen“ der Region unterstreichen.
„Bereits Mitte des 15. Jahrhunderts formierte sich Siegens Schuljugend, um aus ihrer Mitte einen Knabenbischof auszuwählen, der dann auf einem Pferd sitzend und mit Mitra bekleidet, gemeinsam mit seinen Mitschülern durch die winterlichen Gassen vor das Siegener Rathaus zog, um hier Gesangskünste vorzutragen und Geschenke in Empfang zu nehmen.“ Mitte des 17. Jahrhunderts wurde sogar fröhlich musiziert, wie historische Aufzeichnungen berichten.
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Ein besonderes Schmankerl stellte vielleicht das sogenannte „Sterzelaib“ (oder Stephansbrot) dar, das am zweiten Weihnachtstag besonders den Knechten und Mägden sowie anderen kommunalen und landesherrlichen Bediensteten als Bestandteil des meist am Stephanstag (26. Dezember) ausbezahlten Lohnes gereicht wurde. Dabei handelte es sich um ein nach jahreszeitlichem Ritus gebackenes kleines Brot, das aus übrig gebliebenem Teig geformt wurde.
Christbäume ursprünglich verboten
Wohl im Verlauf des späten 18. Jahrhunderts wurden im Siegerland offenbar die ersten Christbäume geschmückt. Und dies obwohl die Fürstliche Rentkammer des regierenden Landesherrn Wilhelm V. Batavus Prinz von Oranien und Fürst zu Nassau (1748 - 1806) per Dekret am 9. Dezember 1786 verkündet hatte, dass der Gebrauch solcher Bäume bei Strafandrohung untersagt sei. Dazu Christian Brachthäuser: „Immerhin impliziert diese amtliche Maßregelung, dass der Brauch, zur Weihnachtszeit einen grünen Nadelbaum zu fällen und zu schmücken, bereits existierte.“
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Seine Zeitreisen zurück in das Siegerländer Weihnachtsbrauchtum vergangener Jahrhunderte, die Besinnlichkeit im engen Familienkreis ebenso wie das ausgelassene Feiern in Lokalen sowie der Besuch von karitativen Veranstaltungen und Festbällen im frühen 20. Jahrhundert sind auf der Homepage www.stadtarchiv-siegen.de abrufbar.
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