Siegen. Ausgeschlachtete BMW stehen wochenlang auf Parkplatz der DRK-Kinderklinik. Dem Halter beizukommen: schwierig. Fälle auch bei Real in Eiserfeld.

Eigentümer großer privater Parkflächen haben in letzter Zeit häufiger Probleme mit schrottreifen Fahrzeugen, die auf ihren Grundstücken abgestellt werden. Die DRK-Kinderklinik auf dem Wellersberg ärgert sich derzeit mit zwei solcher Autos herum, die lange in einem entlegenen Winkel des weitläufigen Platzes geparkt waren. Auch auf dem Kundenparkplatz des Real-Markts an der Eiserfelder Straße hatte die Filialleitung schon öfter mit solchen Autos zu tun.

Die Masche: Alles Verwertbare ausbauen

Es scheint sich bei manchen Haltern um Schrotthändler zu handeln – häufig sind die Autos ausgeschlachtet, alles, was noch verwertbar ist, wurde ausgebaut. Und um den Rest nicht entsorgen zu müssen, werden die Autos dort abgestellt, wo es kaum Handhabe gibt – auf großen privaten Parkplätzen. Denn deren Eigentümer sind selbst dafür zuständig, dass die Fahrzeuge wieder von ihrem Grund und Boden verschwinden.

Die Kinderklinik: Zwei BMW wurden wochenlang nicht bewegt

Zwei schrottreife Autos entdeckten Mitarbeiter des Krankenhauses vor einiger Zeit im Bereich des Sozialpädiatrischen Zentrums (SPZ) auf einem Mutter-Kind-Parkplatz. Eines mit einem Berliner-, das andere mit einem abgelaufenen Siegener Tageskennzeichen. Die ebenfalls abgelaufenen TÜV-Plaketten könnten manipuliert worden sein, so die Vermutung der Klinik.

Das Dach des einen BMW sei undicht gewesen, im anderen lagerten größere Mengen Reinigungsmittel. Verwertbare Teile seien, soweit erkennbar, ausgebaut. Offenbar seien die Autos seit Wochen nicht bewegt worden. „Er hat wohl keine Lust, die Wagen selber zu verschrotten und lädt sie einfach bei uns ab“, sagt Klinik-Pressesprecher Arndt Dickel.

Das Abschleppen hätte die Kinderklinik bezahlen müssen

Die Kinderklinik hätte die Autos entfernen lassen können, hätte das Abschleppunternehmen aber selbst bezahlen müssen – und wer der Halter ist oder war, lasse sich nicht ohne weiteres feststellen. Offenbar wohnt er aber in der näheren Umgebung: Nachdem die Kinderklinik einen Anwalt einschaltete und der Fall via Facebook eine gewisse Öffentlichkeit erfuhr, verschwanden die Autos.

Aber nur vorübergehend: Die BMW seien nun, mit anderen Nummernschildern, an wechselnden Stellen am Wellersberg rund um die Kinderklinik wieder aufgetaucht – auch auf dem Krankenhausparkplatz. „Er setzt die Autos jeden Tag um“, hat Dickel beobachtet. Hätte die DRK-Kinderklinik die Fahrzeuge auf eigene Kosten abschleppen lassen, hätte sie nur versuchen können, sich das Geld auf dem Klageweg vom Halter wiederzuholen. Mit zumindest begrenzten Erfolgsaussichten. „Wir hätten gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen“, meint Dickel.

In der Konsequenz werde die Klinik die Parkbedingungen verändern und gut sichtbar auf eine begrenzte Nutzungsdauer hinweisen. Dann gebe es eine größere rechtliche Handhabe, weil mit Befahren der Fläche die dort gültige Parkordnung anerkannt werde.

Fahrzeughalter widerspricht Vorwürfen

Inzwischen hat sich der Halter der Fahrzeuge, über die sich die Kinderklinik ärgert, bei unserer Redaktion gemeldet: „Es handelt sich keineswegs um Schrottfahrzeuge“, sagt der Eigentümer, „die Fahrzeuge sind fahrbereit, haben gültigen TÜV, keine manipulierten TÜV-Plaketten, keine technischen Mängel und werden täglich von verschiedenen Fahrern genutzt.“ Eines der beiden Fahrzeuge habe ein abgelaufenes Exportkennzeichen gehabt, welches durch ein Saisonkennzeichen ersetzt wurde, das andere sei regulär zugelassen gewesen. Die Kinderklinik hätte ihn zudem erreichen können, sagt der Fahrzeughalter weiter: Er habe Namen und Adresse dort hinterlegt, „außerdem war die Polizei vor Ort und hat der Kinderklinik den Halter mitgeteilt“. „Die Kinderklinik hat danach ein Foto der Fahrzeuge mit ungeschwärzten Kennzeichen veröffentlicht und mich als Halter damit öffentlich an den Pranger gestellt.“

Der Real-Markt: Parkflächen für Kunden blockiert

Vereinzelt komme es vor, dass nicht zugelassene Fahrzeuge auf der Parkfläche an der Eiserfelder Straße abgestellt werden, teilt das Unternehmen mit. Das dulde man nicht; diese Fahrzeuge seien eine „erhebliche Behinderung“ und blockierten Parkflächen für die Kunden. Auch hier sei es nicht immer ganz einfach, die widerrechtlich abgestellten Fahrzeuge entfernen zu lassen.

Um als privater Betreiber rechtliche Schritte einleiten zu können, müssten die Fahrzeughalter bekannt sein – allerdings hätten diese Autos nicht immer Nummernschilder, eine Feststellung des Halters sei nur schwer möglich. Erforderlich sei dann eine polizeiliche Ermittlung, ggf. werde der Halter angeschrieben und aufgefordert, das Fahrzeug zu entfernen, so Pressereferent Frank Grüneisen.

Schrotthändler stellt häufiger Autos auf dem Parkplatz ab

„Einige der Fahrzeuge gehören auch einem in der Nähe ansässigen Gebrauchtwagenhandel“, heißt es weiter: Dann kontaktiere der Markt den Händler direkt und fordere ihn auf, die Fahrzeuge umgehend zu entfernen. Weil das mehrfach vorgekommen sei, wurde der Händler schriftlich aufgefordert, das widerrechtliche Abstellen der Fahrzeuge auf dem Real-Parkplatz zu unterlassen. „Sollte der Händler dieser Aufforderung nicht Folge leisten, behält sich der Markt weitere Schritte gegen den Händler vor.“

Erschwerend komme hinzu, dass der Parkplatz zwar von Real bewirtschaftet wird, aber nicht Eigentum des Unternehmens ist. Bauliche Sicherungsmaßnahmen wie Schranken könne man daher nicht ergreifen.