Kreuztal. Heike Siebel und Monika Molkentin-Syring befassen sich in der „Geschichtswerkstatt“ mit dem Leben und Leistungen der Kreuztaler Frauen.

Tabakarbeiterinnen in Kreuztal? Eine ziemlich ungewöhnliche Berufsbezeichnung, die Monika Molkentin-Syring da in alten Einwohnerbüchern aus den 30er Jahren gefunden hat. Die Sache ließ der Kreuztaler Gleichstellungsbeauftragten und ihren Mitstreiterinnen aus der „Geschichtswerkstatt“ keine Ruhe.

Inzwischen liegen erste Erkenntnisse vor. Ein Koffer hat dabei eine wichtige Funktion. Eine hoch betagte Zeitzeugin gibt es auch, mit der sich Mitstreiterin Heike Siebel demnächst einmal ausführlich unterhalten will. Und das ist nur eines von vielen Themen, die seit der Gründung des neuen Projektes im August auf den Tisch der Frauen gekommen sind. Im Gegensatz zur bereits seit Jahrzehnten allgemein arbeitenden Siegener Geschichtswerkstatt soll und will sich das Kreuztaler Gremium mit einem einzigen Schwerpunkt beschäftigen: „Frauen in Kreuztals Stadtgeschichte“. Und dies auch zunächst einmal nur für einen überschaubaren Zeitraum von etwa zwei bis drei Jahren.

Informationen kommen Stück für Stück zusammen

Während in Siegen und Hilchenbach ausgiebig über Frauen geforscht und entsprechend auch Bücher vorgelegt worden sind, sei das in Kreuztal irgendwie versäumt worden, bedauert Gleichstellungsbeauftragte Monika Molkentin-Syring. Wobei sie selbst vor einigen Jahren zumindest eine Broschüre über bemerkenswerte Frauen erstellt hat, wie auch ihre Vorgängerin Katrin Afflerbach im Jahre 2003.

„Och, das ist ja meine Mutter“, ruft Heike Siebel, als sie das Titelfoto des Heftes mit dem Titel „Mit Leib und Seele“ vor sich sieht. Eine junge Frau, die fröhlich turnt. Ende der 40-er Jahre müsse das gewesen sein, überlegt Siebel. „Das gibt’s ja nicht“, kommentiert die Gleichstellungsbeauftragte: Und hat gleich wieder ein neues Beispiel für die Art und Weise, wie die gesuchten Informationen Stück für Stück zusammenkommen.

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Verdienstkreuzträgerinnen im Nachhinein rekonstruieren

Gute Anfänge wurden mit den Broschüren gemacht, die die Mitglieder der neuen Geschichtswerkstatt nun vertiefen wollen: Die Arbeit, das Wirken Kreuztaler Frauen aller Schichten aus dem Vergessen holen, in die Öffentlichkeit bringen, die längst überfällige Ehrung der Verdienste in die Wege leiten. Bemerkenswert findet Monika Molkentin-Syring zum Beispiel, dass Anke Hoppe-Hoffmann bei ihrem Ausscheiden aus dem Rat vor wenigen Jahren die erste Trägerin des Kreuztaler Ehrenringes überhaupt gewesen sei.

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Ein Thema soll es in diesem Zusammenhang auch sein, die heimischen Empfängerinnen von Verdienstkreuzen ausfindig zu machen und zu dokumentieren. Selbst da gibt es nach ersten Erkenntnissen der fleißigen Forscherinnen keine vernünftige Übersicht oder Liste, anhand derer sie arbeiten könnten.

Mann kann andere Sichtweise einbringen

Rosemarie Weickenmeier, Judith Buchen, Ingrid Kalberg, Ria Siewert als Stadtarchivarin sowie Stephan Hahn und Eva-Maria Holly machen die Runde in der Geschichtswerkstatt komplett. Stephan Hahn als einziger Mann könne eine ganz andere Sichtweise einbringen, betont Monika Molkentin-Syring und hofft auf weitere männliche Unterstützung. Auch weitere Frauen, die sich vielleicht nur auf bestimmte Themen konzentrieren wollen, sind weiterhin willkommen.

Stephan Hahns Mutter Lotti hat übrigens ihre Lebens- und vor allem Kindheitserinnerungen unter dem Titel „100 Gramm Gänseblümchen“ niedergeschrieben. Vielleicht Vorbild und Ansporn für andere Frauen, hofft Monika Molkentin-Syring. Noch seien die Erinnerungen da, aber der Kreis der Zeitzeuginnen werde immer kleiner.

Themen gibt es genug

„Ach übrigens, ich habe da noch was“: Das sei derzeit ihre liebste Formulierung bei allen Gesprächen, verrät Monika Molkentin-Syring. Sie hat viele weitere Themen auf der Liste. Etwa das Schicksal der Zwangsarbeiterinnen oder auch NS-Opfer, die längst nicht alle gewürdigt seien. Dann ist da die Geschichte eines Ortes in Kreuztal, an dem unehelich geborene Kinder abgelegt worden sein sollen, wobei derzeit niemand Einzelheiten wisse. Und vieles mehr. „Wir werden berichten“, versprechen die Forscherinnen und denken auch schon ein wenig darüber nach, wie es nach der offiziellen Projektzeit mit der Arbeit weitergehen kann. Themen gebe es ja wirklich genug.

Wer Lust hat – auch zeitlich begrenzt- in der Geschichtswerkstatt zum Thema „Frauen in Kreuztals Stadtgeschichte“ mitzuarbeiten oder Bilder- und Koffer-Geschichten einbringen möchte, kann sich bei Ria Siewert im Stadtarchiv oder bei Monika Molkentin-Syring melden. Oder zum nächsten Treffen in den Spielzeugwarenladen „Kleiner Rothaar“, Marburger Straße. 9, direkt am Markt in Kreuztal kommen. Nächster Termin: Mittwoch, 13. November, 17 bis 19 Uhr