Kreuztal. Die Freudenberger Künstlerin Kai Gieseler stellt im Kulturbahnhof aus. Sie präsentiert Fotos, die wie Malerei wirken.
„Einfach nur losgehen“, hat sich die Freudenberger Künstlerin Kai Gieseler bei ihren Wanderungen schon so manches Mal gedacht. Vor allem, wenn sie auf einem Stadtplan oder einer Hinweistafel einen roten Punkt sah, von dem aus Unmengen von Linien und Zeichen in alle möglichen Richtungen gingen. Ein solcher Punkt findet sich auch im gläsernen Ausstellungsraum des Kreuztaler Kulturbahnhofs. Aber nicht mehr rot, sondern ähnlich ergraut wie viele der Punkte auf den Tafeln, die mit jedem Fingerzeig allmählich verschwinden.
Video im alten Milchhof
„Hier fehlt die Orientierung, bietet aber auch künstlerisch die Chance, einfach nur loszugehen“, sagt die Künstlerin. Dabei hat Kai Gieseler Fotos gemacht. Von Stadtplänen, verschiedenen Wegen, Ansichten. Durch Vergrößerungen sind besondere optische Effekte entstanden, die die Fotoausschnitte aussehen lassen wie Malerei. Diese Ausschnitte, alle etwa in DIN A4-Größe, queren als waagerechte, exakte Linie das gesamte gläserne Ausstellungsfenster des Kulturbahnhofs. Doch wer meint, eine durchdachte Bildgeschichte vor sich zu haben, irrt sich. „Bis vorgestern lagen alle Bilder noch auf dem Boden und ich hatte noch keinen Plan, wie es aussehen könnte“, sagt Kai Gieseler. Inzwischen aber meint man, jedes Bild habe auch farblich seinen idealen Nachbarn gefunden und sie könnten nur so und nicht anders hängen.
Uli Langenbach, Kurator der Ausstellung („Man sucht Gegenständlichkeit, aber es ist keine da.“), Inspirator und Lehrmeister vieler heimischer Künstler, ist durch ein Video auf Kai Gieseler aufmerksam geworden. Im ehemaligen Kühlraum des alten Geisweider Milchhofs war dieser Film über einen verstorbenen Künstlerkollegen die Abschlussarbeit nach ihrem Studium Bildende Kunst und Lehramt an der Uni Siegen. „Das hat mich fasziniert“, sagt Uli Langenbach und meint damit auch die Vielseitigkeit Kai Gieselers, die neben Video- und Fotokunst noch künstlerische Schwerpunkte in Plastik und Malerei hat.
Sehr zufrieden mit der Ausstellung
Kai Gieseler ist seit 2012 Dozentin an der Jugendkunstschule Siegen Wittgenstein und seit diesem Jahr wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fach Kunstpädagogik an der Uni Siegen. Holger Glasmachers, Kreuztals Kulturchef und einer der sechs Kuratoren des Kulturbahnhofs, ist mit der neuen Ausstellung sehr zufrieden: „Eine Installation mit so vielen Teilen hatten wir hier noch nie.“ Und: „Wir treffen uns einmal im Jahr bei Erdbeerkuchen und Kaffee und planen die Ausstellungen des Jahres.“
Die Ausstellung ist zu sehen bis zum 3. Januar 2020. Eröffnung: Mittwoch, 9. Oktober, um 19 Uhr.